Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)
stellte den Fernseher an. Er würdigte sie keines Blickes mehr.
Mission gescheitert. Auf dem Weg zur Toilette steckte April die Krankschreibung in ihre Handtasche. Hoffentlich war Ortiz nächste Woche wirklich wieder fit. April befürchtete, dass er sich neben der selbstverordneten Ruhe zu viel Alkohol gönnte. Aber nein, ein Mann mit so einem gehobenen Lebensstandard würde über genug Selbstkontrolle verfügen, sonst hätte er es nie so weit gebracht. In seinem Luxusapartment hatte selbst das Gäste-WC Meerblick.
Nachdem April ihre Blase entleert hatte, sah sie im Spiegel, dass ihr Nasenrücken leicht gerötet war. Sie kramte in ihrer Handtasche nach dem Sunblocker.
Dabei hörte sie die Türklingel und kurz darauf Ortiz, der in die Gegensprechanlage brummte: »Was denn noch?« Vermutlich dachte er, sie wäre schon gegangen, hätte es sich aber noch mal überlegt und wollte einen neuen Versuch starten.
Die Antwort verstand April nicht, aber sehr wohl Ortiz lautes: »Bist du verrückt, hier aufzukreuzen?«
Schön zu wissen, dass es Besucher gab, die noch weniger willkommen waren als eine unangemeldete Psychologin.
Kurz darauf erschien der Besucher an der Tür, denn sie hörte ihn schimpfen – lauter und aufgebrachter als Ortiz selbst. »Sag mal, bist du noch zu retten? Du läufst herum wie ein Penner.«
Die Stimme entfernte sich. April öffnete die WC-Tür einen Spalt und sah George Markman ins Wohnzimmer gehen.
»Und was ist das?«, rief Markman. »Du säufst am helllichten Vormittag? Damit ist jetzt Schluss. Du darfst dich nicht so gehen lassen.«
»He, Finger weg«, hörte April Ortiz zetern. »Das ist Single Malt, den kannst du nicht einfach wegschütten.«
»Du kannst dir bald palettenweise teuren Whiskey leisten, aber wenn du dich gehen lässt, bringst du alles in Gefahr. Also hopp, duschen, rasieren, ordentlich anziehen. Und dann fahre ich dich ins Büro.«
April machte einen Schritt in Richtung Wohnungstür. George mischte sich wohl öfter ungebeten in die Angelegenheiten anderer Menschen, so wie er es auch bei ihr gemacht hatte. Nun, vielleicht waren klare Anweisungen genau das, was Ortiz brauchte, nachdem Ray mit seiner Einfühlsamkeit gescheitert war, ebenso wie sie mit dem Versuch, ein Therapiegespräch anzubieten.
Sie hatte die Türklinke bereits in der Hand, als Ortiz fauchte: »Du bist der Allerletzte, von dem ich mich herumkommandieren lasse.«
Aha, die klaren Anweisungen fruchteten also ebenfalls nicht.
»Du hast mir diesen ganzen Mist eingebrockt. Ich hätte mich nie von dir in die Sache reinziehen lassen sollen.«
April stockte in der Bewegung. Ihr Herz begann wie wild zu hämmern.
»Schon vergessen, dass du gar keine andere Wahl hattest?« Das war wieder George.
»Du bist nicht nur ein Dieb, sondern auch ein mieser Erpresser«, zeterte Ortiz.
Dieb? Steckten die beiden hinter dem Einbruch? War das denkbar? April fühlte eine leichte Übelkeit aufsteigen. Wenn sie sie jetzt entdeckten …
Das Letzte, was April hörte, bevor sie die Wohnungstür so leise wie möglich schloss, war George, der sich um einen ruhigeren Ton bemühte. »Ortiz, Junge, reiß dich zusammen. Vergiss dein schlechtes Gewissen. Falcon ist versichert, der bekommt alles wieder, jeden Cent, auch den Betrag, den die Jungs mit den Kreditkarten abgehoben haben.«
April wartete, bis Ortiz etwas erwiderte, um in sein Schimpfen hinein die Wohnungstür zu schließen, ohne dass die beiden Männer es hörten. Dann hastete sie das Treppenhaus hoch, setzte sich im nächsten Stockwerk auf die oberste Stufe, atmete ein paarmal tief durch, fummelte mit zitternden Fingern ihr Handy raus und rief Ray an.
• • •
Es war wie am Abend zuvor. Sie saß am Pool und genoss die milde Abendluft und den Ausblick auf die Bucht. Aber innerlich war alles ganz anders. April war aufgewühlt wie schon lange nicht mehr. Genau genommen konnte sie sich nicht erinnern, wann sie etwas jemals derart gefordert hatte. Ob ihr Adrenalinspiegel sich jemals wieder normalisieren würde?
Sie rief Carly an, die sich gewohnt fröhlich meldete. »Na, Herzchen, genießt du den Sex unter der südlichen Sonne und die heißen Orgien am Strand?«
»Von wegen Orgien. Ich habe den Tag überwiegend auf der Polizeiwache verbracht.«
»Oh, mein Gott, wobei seid ihr erwischt worden?«
Trotz ihrer enormen Anspannung musste April lachen. »Bei gar nichts, du Witzbold. Genau genommen war es umgekehrt. Ich habe jemanden erwischt.« Sie erzählte Carly von ihrer
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