Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)
Ich weiß, dass Fliegen das sicherste Verkehrsmittel ist, aber ich mag es trotzdem nicht.«
»Ich werde dich ganz in Ruhe lassen.« Sie würde ihn ablenken, das war die beste Therapie. Aber das sagte sie nicht, denn wenn er wusste, dass sie ihn ablenkte, funktionierte es nicht mehr.
»Starts und Landungen hasse ich am meisten. Mit Achterbahnen hatte ich nie ein Problem, aber eingesperrt in diese fliegende Konservenbüchse …«
»Deine fliegende Konservenbüchse ist gemütlich, geräumig und kuschelig.« April räkelte sich und überlegte, ob ein Kuss Ray fürs Erste von seiner Angst ablenken würde.
Da erschien Markman in der Tür. Vielleicht wollte er nur melden, dass er das Gepäck ordnungsgemäß verstaut hatte. Dann aber fing er an, sich durch die offene Cockpittür mit dem Piloten zu unterhalten.
»Kommt er mit?«, fragte April leise.
»Ja, ich benötige auch auf Mallorca einen Fahrer, weil ich mit dem Rechtsverkehr nicht klarkomme. Er fungiert außerdem als Flugbegleiter und als Butler. Mein Mann für alles.«
April hätte am liebsten geflucht. »Wozu brauchen wir im Hotel einen Butler?«
»Wir übernachten nicht im Hotel. Ein Freund von mir ist gerade auf Konzerttournee und überlässt mir seine Villa.«
»Du hast einen Freund, der Popstar ist?«
»Nein, Cellist. Er lebt das Leben, das mir einst vorschwebte.« Jetzt mischte sich ein trauriger Ausdruck in Rays Anspannung.
»Du wolltest also Konzertpianist werden? Was kam denn dazwischen?«
»Und da wären wir an meinem wunden Punkt«, sagte Ray unglücklich.
April erinnerte sich, dass Carly erwähnt hatte, er sei von der Akademie geflogen. Ein Themenwechsel war fällig. Sie kramte ihr Handy raus. »Schau dir diese Fotos an.«
Der Jet rollte auf die Startbahn. Ray verkrampfte sich sichtlich, nahm aber das Handy und scrollte durch die drei Bilder. »Oh«, sagte er. »Wessen Kehrseite ist das?«
»Carlys.«
»Und du hast sie …«
»Nein, das war ihr Freund, mit besten Grüßen von mir.«
Ray grinste. »Ich hätte netter zu ihr sein sollen.« Er vergrößerte einen Bildausschnitt. »Die Ausleuchtung erinnert mich an den Stil von Steve Kendall.«
»Gut erkannt. Aber vergiss es ganz schnell wieder. Das Projekt ist noch geheim, und ich werde die Bilder gleich wieder löschen.«
»Deine Freundin modelt also für Kendall. Ich hätte wirklich viel netter zu ihr sein sollen.«
April fragte ihn, woher er Kendalls Arbeiten so gut kannte.
»Kendall war einer meiner ersten betuchten Kunden und sehr zufrieden mit mir, weil ich genau das gefunden habe, was er gesucht hat. Drei andere Makler hatten nicht verstanden, worauf es bei einem Fotostudio ankommt. Mir half da meine Modelerfahrung, und ich habe das perfekte Haus für ihn ausfindig gemacht. Danach hat er mich weiterempfohlen, und so war ich dick im Geschäft. Er sieht übrigens verdammt gut aus. Kendall ist der einzige Mann, bei dem ich mir vorstellen könnte, schwul zu werden.«
»Das werde ich zu verhindern wissen«, versprach sie.
Ray sah an ihr vorbei aus dem Fenster. »Oh, wo kommt denn der Nebel her?«
»Das sind Wolken. Wir fliegen gerade durch sie hindurch.«
»Im Ernst? Ich habe den Start gar nicht mitbekommen. Du hast mich absichtlich abgelenkt, stimmt’s?«
»Ja, und im Dienste der edlen Sache wäre ich bereit, dir einen zu blasen, um dich weiterhin bei Laune zu halten.«
»Ich dachte, du stehst nicht auf Sex im Flugzeug.«
»Das bezog sich auf Chartermaschinen. Die sind extrem unsexy.«
Ray fuhr mit den Fingern durch Aprils Haare, zog sie zu sich, küsste sie. »Danke für das Angebot, aber ich werde auf meine bewährte Methode zurückgreifen, die Augen schließen und ein Hörbuch hören.«
Nachdem sie ihre Flughöhe erreicht hatten, kam Markman aus dem Cockpit und fragte, ob er ihnen etwas zu trinken bringen dürfe.
April verneinte, Ray schüttelte nur wortlos den Kopf.
Markman verzog sich auf den hintersten Sitz.
April beschloss, den Rest des Flugs damit zu verbringen, aus dem Fenster zu schauen und ihre Gedanken und Gefühle zu sortieren.
• • •
Die Abendsonne war mild und brachte das Meer zum Glitzern. Seit einer Stunde saß April neben dem Pool und genoss die Aussicht aus dem Garten der Villa. Sie schwelgte in den blumigen Düften, mit denen die Insel sie empfangen hatte.
Ray fehlte ihr, aber irgendwann würde sein Arbeitstag ja auch zu Ende gehen.
Am Flughafen waren sie von einem Angestellten von Ray abgeholt worden, einem jungen Mann, der rasend schnell
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