Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)
den nächsten Tag umso aktiver gestalten zu können.
Im Gästehaus stand sie eine Weile grübelnd im Vorraum, von dem die beiden Schlafzimmer abgingen, jedes mit eigenem Bad. Sie war davon ausgegangen, dass sie und Ray gemeinsam in einem Zimmer schlafen würden, aber das war vermutlich reines Wunschdenken gewesen. In seiner Wohnung hatte er sie ja auch nicht in sein Schlafzimmer gelassen. Also trug sie Rays Koffer ins andere Zimmer hinüber, bevor sie sich bettfertig machte.
Nachdem sie sich hingelegt und das Licht gelöscht hatte, lauschte sie eine Weile in die Dunkelheit.
Sie wusste nicht, wie lange sie schon geschlafen hatte, als sie eine Bewegung wahrnahm. Die Decke wurde angehoben, ein Körper schob sich hinter sie. April erschrak kurz, dann wurde ihr klar, dass es Ray sein musste. Sie drehte sich um und tastete nach ihm.
»Ich wollte dich nicht wecken«, sagte er leise. »Tut mir leid, dass es so spät geworden ist. Schlaf weiter, für alles andere bin ich viel zu müde. Tut mir ebenfalls leid.«
Sie tastete nach seiner Wange und streichelte sie, fuhr in seine Haare, seufzte wohlig. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es ist schön, dass du da bist.« Hier bei mir, in meinem Bett , ergänzte sie in Gedanken. »Darf ich mich an dich kuscheln?«
Statt einer Antwort zog er sie näher zu sich und vergrub den Kopf in ihrer Halsbeuge.
April spürte ein sanftes Gefühl, mehr Geborgenheit als Lust, und ließ sich davon wieder in den Schlaf tragen.
Kapitel 14
»Ich weiß, dass ich bisher keine gute Gesellschaft war«, sagte Ray, als sie am nächsten Morgen auf der Terrasse frühstückten.
April war immer noch hin und weg von den wundervollen Düften des Gartens. Sie fühlte sich so vitalisiert, dass sie kaum still sitzen konnte. »Schon okay«, sagte sie. »Natürlich würde ich gern mit dir zusammen die Insel erkunden, aber ich weiß ja, dass du geschäftlich hier bist.«
Er lächelte sie an, und sie merkte, dass sie es wunderbar gefunden hätte, mit ihm an den Strand zu gehen und anschließend durch Palma zu bummeln. Außerdem hätte sie ihn gerne mal in etwas anderem gesehen als in Anzug mit Krawatte.
»Danke für dein Verständnis«, sagte er. »Ich wäre nicht so eingespannt, wenn Ortiz nicht krank geworden wäre.«
»Ist das dein wichtigster Mitarbeiter? Was fehlt ihm denn?«
»Der Einbruch hat ihn furchtbar mitgenommen. Ich war gestern Abend bei ihm, um ihn aufzumuntern und ihm von dem tollen Abschluss zu erzählen, den ich dank seiner guten Vorarbeit machen konnte. Aber er wollte gar nichts davon hören, war völlig durch den Wind. Kannst du mir das erklären?«
»Wenn der Einbruch in seiner Wohnung stattgefunden hätte, dann wäre es eine Verletzung seiner Privatsphäre gewesen, das kann psychisch sehr belastend sein. Aber der Arbeitsplatz ist ein Raum, den man nicht im gleichen Maße als geschützt empfindet. Der Wasserrohrbruch in meiner Praxis ist mir zwar lästig, aber er stresst mich nicht. Ein Wasserrohrbruch in meiner Wohnung wäre da tausendmal schlimmer. Vielleicht hat Ortiz irgendwelche Schuldgefühle, die ihn quälen, weil er sich für die Sicherheit der anderen Angestellten verantwortlich fühlt.«
»Darüber habe ich mit ihm auch geredet. Ich habe ihm gesagt, dass es keinen hundertprozentigen Schutz vor Einbrüchen gibt. Er hat sich nichts vorzuwerfen. Die Alarmanlage war angeschaltet, der Safe verschlossen. Und trotzdem kommt Ortiz mir vor, als könnte er jederzeit einen Nervenzusammenbruch erleiden.«
»Wenn du magst, kann ich mal mit ihm reden. Allerdings spreche ich kein Wort Spanisch.«
Ray küsste sie. Er schmeckte nach frischer Grapefruit und Honig. »Danke, es wäre toll, wenn du das machen könntest. Ortiz spricht fließend Englisch, Französisch und Deutsch. Darum ist er ja mein wichtigster Mitarbeiter. Wir haben Kunden aus ganz Europa. Ich gebe dir seine Adresse und Telefonnummer. Er wohnt in einem Apartmenthaus an der Strandpromenade. Hast du einen Führerschein?«
»Ja.«
»Dann kannst du den Mini nehmen. Der ist extra für Gäste. Und denk dran, dass hier alle auf der falschen Straßenseite fahren.«
»Im Gegensatz zu dir leide ich weder an Flugangst noch an Rechtsfahrschwäche.«
»Meine Superwoman«, meinte Ray lachend.
So fühlte sie sich an diesem Morgen tatsächlich.
Als sie eine halbe Stunde später an Rays Seite voller Tatendrang in die Garage ging, die der Verkaufshalle eines Autohauses glich, polierte George gerade die Motorhaube eines
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