Ein Hauch von Schnee und Asche
als ich sah, dass er im Aufbruch begriffen zu sein schien.
Jamie machte ihm die Einladung verständlich, doch Sequoyah schüttelte den Kopf. Er hatte getan, worum man ihn gebeten hatte; jetzt hatte er anderes zu tun. Er nickte den anderen Indianern zu, dann wandte er sich zum Gehen.
Doch dann fiel ihm etwas ein, und er blieb stehen und drehte sich zurück.
»Tsisqua sagt«, erklärte er in der vorsichtigen Art eines Menschen, der sich etwas in einer unbekannten Sprache eingeprägt hat, »vergesst Gewehre nicht.« Dann nickte er entschieden und ging.
Das Grab war mit einem kleinen Steinhügel und einem kleinen Holzkreuz aus Kiefernzweigen markiert. Sequoyah hatte nicht gewusst, wie sein Bekannter hieß, und wir hatten keine Ahnung, wie alt er gewesen war oder wann er geboren und gestorben war. Wir hatten zwar auch nicht gewusst, ob er Christ gewesen war, aber das Kreuz schien uns eine gute Idee zu sein.
Es war eine sehr kleine Beerdigungsgesellschaft, die sich aus mir selbst, Jamie, Ian, Brianna und Roger, Lizzie und ihrem Vater, den Bugs und Bobby Higgins zusammensetzte – wobei ich mir sicher war, dass er nur zugegen war, weil Lizzie es war. Ihr Vater schien diese Meinung zu teilen, den gelegentlichen argwöhnischen Blicken nach, die er in Bobbys Richtung warf.
Roger las einen kurzen Psalm über dem Grab, dann hielt er inne. Er räusperte sich und sagte schlicht: »Herr, in Deine Obhut geben wir die Seele unseres Bruders …«
»Ephraim«, murmelte Brianna, die Augen anstandsvoll niedergeschlagen.
Ein subtiles Bedürfnis zu lachen ging durch die Gruppe, auch wenn keiner einen Mucks tat. Roger warf Brianna einen bösen Blick zu, doch ich sah, dass auch sein Mundwinkel zuckte.
»… unseres Bruders, dessen Namen Du kennst«, brachte Roger seinen Satz würdevoll zu Ende und schloss das Buch der Psalmen, das er sich von Hiram Crombie ausgeborgt hatte – welcher die Einladung, der Beerdigung beizuwohnen, ausgeschlagen hatte.
Als Sequoyah am Abend zuvor seine Enthüllungen beendet hatte, war es fast dunkel, und ich war gezwungen gewesen, Miss Mousies Zahnkorrektur auf den nächsten Morgen zu verschieben. Abgefüllt, wie sie war, äußerte sie keine Einwände und wurde von Bobby Higgins hilfsbereit zu einem Bett auf dem Küchenfußboden eskortiert – ob er nun in Lizzie verliebt war oder nicht, er schien Miss Mousies Reizen gegenüber jedenfalls höchst aufgeschlossen zu sein.
Als ich mit der Zahnoperation fertig war, hatte ich ihr und ihren Freunden vorgeschlagen, eine Weile zu bleiben, doch genau wie Sequoyah hatten sie anderswo zu tun. Und nachdem sie mir ihren Dank ausgesprochen und mir kleine Geschenke gemacht hatten, waren sie am frühen Nachmittag in einer Wolke aus Whisky aufgebrochen, und es war an uns gewesen, uns um die sterblichen Überreste des verblichenen Ephraim zu kümmern.
Nach der Beerdigung gingen alle wieder zu den Häusern hinunter, doch Jamie und ich blieben zurück und suchten eine Gelegenheit, ein paar Minuten allein zu sein. Letzte Nacht war das Haus voller Indianer gewesen, und wir hatten lange am Feuer gesessen, geredet und Geschichten erzählt. Als wir endlich zu Bett gegangen waren, hatten wir uns nur noch aneinander geschmiegt und waren eingeschlafen, nachdem wir uns eine gute Nacht gewünscht hatten.
Der Friedhof lag in einiger Entfernung vom Haus auf einer kleinen Erhebung und war ein hübscher, friedvoller Ort. Von Kiefern umstanden, deren goldene Nadeln eine Decke über die Erde breiteten und deren murmelnde Zweige ein ununterbrochenes, leises Rauschen erzeugten, wirkte er tröstend auf mich.
»Armer alter Kerl«, sagte ich und legte einen letzten Kieselstein auf Ephraims Grabhügel. »Was meinst du wohl, wie er an einem solchen Ort gelandet ist?«
»Weiß der Himmel.« Jamie schüttelte den Kopf. »Es gibt immer Eremiten, Menschen, die sich in der Gesellschaft von ihresgleichen nicht wohl fühlen. Vielleicht ist er einer gewesen. Oder vielleicht hat ihn ein Unglück in die Wildnis getrieben, und er… ist geblieben.« Er zuckte sacht mit den Achseln und lächelte mich schwach an.
»Manchmal frage ich mich, wie wir alle dahin gekommen sind, wo wir sind, Sassenach. Du nicht?«
»Früher schon«, sagte ich. »Aber irgendwann hatte ich das Gefühl, dass es darauf unmöglich eine Antwort geben kann, also habe ich aufgehört.«
Er blickte abgelenkt zu mir hinunter.
»Ach ja?« Er streckte die Hand aus und schob mir eine vom Wind zerzauste Locke hinter das Ohr.
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