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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hoch, dass wir eine atemberaubende Aussicht hatten. Die Bäume fielen ringsum ab, und wir konnten über unseren Berg hinwegsehen, über den nächsten und den nächsten bis in eine blaue Ferne, vernebelt vom Atemhauch der Berge, aus deren Mulden die Wolken aufstiegen.
    »Gefällt es dir?« Der Unterton des Besitzerstolzes in seiner Stimme war unüberhörbar.
    »Natürlich gefällt es mir. Was -?« Ich drehte mich um und wies auf die Stämme und Stümpfe.
    »Hier wird das nächste Haus stehen, Sassenach«, sagte er schlicht.
    »Das nächste Haus? Wie, bauen wir denn noch eins?«
    »Nun, ich weiß nicht, ob wir es sein werden oder vielleicht unsere Kinder- oder Enkelkinder«, fügte er hinzu, und sein Mund kräuselte sich ein wenig. »Aber ich dachte, falls irgendetwas passiert – nicht, dass ich das glauben würde -, aber falls doch, nun, dann wäre ich glücklicher, wenn ich schon einen Anfang gemacht hätte. Nur für alle Fälle.«
    Ich starrte ihn einen Moment an und versuchte, mir einen Reim auf all das zu machen.
    »Falls irgendetwas passiert«, sagte ich langsam und wandte mich nach Osten, wo man unser Haus gerade eben zwischen den Bäumen sehen konnte, sein Schornsteinrauch eine weiße Wolke zwischen dem sanften Grün der Kastanien und Fichten. »Falls es tatsächlich… abbrennt, meinst du.« Das bloße Aussprechen dieses Gedankens ließ meinen Magen hart wie Stein werden.
    Dann richtete ich den Blick wieder auf ihn und sah, dass die Vorstellung auch ihm Angst machte. Doch da er Jamie war, hatte er sich daran gemacht, sich so gut er konnte auf den Tag der Katastrophe vorzubereiten.
    »Gefällt es dir?«, wiederholte er, und seine blauen Augen sahen mich gebannt an. »Die Stelle, meine ich. Wenn nicht, kann ich eine andere aussuchen.«

    »Sie ist wunderschön«, sagte ich und spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen. »Einfach wunderschön, Jamie.«
     
    Da uns vom Aufstieg warm geworden war, setzten wir uns in den Schatten einer hohen Hemlocktanne, um unsere zukünftige Aussicht zu bewundern. Und stellten fest, dass wir nun, da das Schweigen über die finstere Möglichkeit unserer Zukunft gebrochen war, darüber reden konnten.
    »Es ist gar nicht so sehr die Vorstellung, dass wir sterben könnten«, sagte ich. »Oder nicht nur. Es ist dieses ›keine überlebenden Kinder‹, das mich so verrückt macht.«
    »Nun, ich kann dich gut verstehen, Sassenach. Obwohl ich ebenfalls nicht gerade dafür bin, dass wir sterben, und ich habe vor, dafür zu sorgen, dass wir es nicht tun«, versicherte er mir. »Aber denk doch einmal nach. Es muss nicht bedeuten, dass sie tot sind. Es ist doch möglich, dass sie einfach… gehen.«
    Ich holte tief Luft und bemühte mich, diese Hypothese ohne Panik hinzunehmen.
    »Gehen. Zurückgehen, meinst du. Roger und Brianna – und Jemmy wohl auch. Wir gehen also davon aus, dass er – durch die Steine reisen kann.«
    Er nickte nüchtern und schlang die Arme um seine Knie.
    »Nach dem, was er mit diesem Opal angestellt hat? Aye, ich denke, wir müssen davon ausgehen, dass er es kann.« Ich nickte und erinnerte mich, was er mit dem Opal gemacht hatte – er hatte ihn in der Hand gehabt und sich beklagt, er würde heiß … bis er explodierte und in Hunderte nadelspitzer Bruchstücke zersplitterte. Ja, wir mussten wohl davon ausgehen, dass auch er durch die Zeit reisen konnte. Doch was, wenn Brianna noch ein Kind bekam? Es schien mir offensichtlich zu sein, dass sie und Roger sich noch eins wünschten – oder zumindest, dass sich Roger eins wünschte und sie nichts dagegen hatte.
    Der Gedanke, sie zu verlieren, schmerzte akut, doch wir mussten uns wohl mit dieser Möglichkeit auseinander setzen.
    »Womit es dann zwei Möglichkeiten gibt, nehme ich an«, sagte ich, um Tapferkeit und Objektivität bemüht. »Wenn wir tot sind, würden sie gehen, weil es ohne uns keinen wirklichen Grund für sie gibt, hierzubleiben. Aber wenn wir nicht tot sind – werden sie trotzdem gehen? Werden wir sie fortschicken, meine ich? Wegen des Krieges. Es wird schließlich gefährlich.«
    »Nein«, sagte er leise. Er hatte den Kopf gesenkt, und einzelne rotbraune Haare standen an den Wirbeln ab, die er sowohl Brianna als auch Jemmy vererbt hatte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich und hob den Kopf, um in die Weite von Land und Himmel zu schauen. »Niemand weiß es, Sassenach. Wir müssen dem, was kommt, so gut entgegentreten, wie wir können.«
    Er wandte sich mir zu und legte seine Hand

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