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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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weiß?«
    Christie war bereits vom Fieber und vom Alkohol gerötet; bei diesen Worten überspülte ihn ein hässliches Dunkelrot von der Brust bis zum Haaransatz. Sein Mund bewegte sich und öffnete und schloss sich lautlos. Ich wartete nicht ab, bis er sich eine Erwiderung überlegte, sondern wandte mich einfach wieder seiner Hand zu.
    »Also«, sagte ich bestimmt, »Ihr müsst die Hand regelmäßig bewegen, um zu verhindern, dass sich die Muskeln verkürzen, während sie heilen. Es wird anfangs schmerzhaft sein, aber Ihr müsst es tun. Kommt, ich zeige es Euch.«
    Ich ergriff seinen Ringfinger knapp unterhalb des ersten Gelenkes und hielt den Finger gerade, während ich die Fingerspitze ein wenig nach innen beugte.
    »Merkt Ihr das? Hier, macht es selbst. Benutzt Eure andere Hand zum Festhalten, und dann versucht, nur das eine Gelenk zu beugen. Ja. So ist es gut. Spürt Ihr das Ziehen durch Eure ganze Handfläche hindurch? Genau so muss es sein. Jetzt macht es mit dem kleinen Finger… ja. Ja, das ist sehr gut!«
    Ich blickte auf und lächelte ihn an. Seine Röte war ein wenig verblasst, doch er sah unverändert durch und durch verlegen aus. Er erwiderte das Lächeln nicht, sondern wandte hastig den Blick ab und senkte ihn auf seine Hand.
    »Gut. Jetzt legt die Hand flach auf den Tisch – ja, genau so – und versucht, den Ringfinger und den kleinen Finger allein zu heben. Ja, ich weiß, dass das nicht einfach ist. Versucht es trotzdem weiter. Habt Ihr Hunger, Mr. Christie?«
    Sein Magen hatte laut geknurrt und ihn genauso überrascht wie mich.
    »Ich könnte wohl etwas essen«, murmelte er mürrisch und warf einen finsteren Blick auf seine unkooperative Hand.
    »Ich hole Euch etwas. Macht noch eine Weile mit den Übungen weiter, ja?«
    Das Haus war still; es hatte sich für die Nacht zur Ruhe begeben. Da es so warm war, hatten wir die Fensterläden offen gelassen, und es strömte so viel Mondlicht durch die Fenster, dass ich keine Kerze anzuzünden brauchte. Ein Schatten löste sich aus der Dunkelheit meines Behandlungszimmers und folgte mir durch den Flur zur Küche – Adso, der seine nächtliche Mäusejagd unterbrach, weil er auf leichtere Beute hoffte.
    »Hallo, Kater«, sagte ich, als er an meinen Knöcheln vorbei in die Vorratskammer glitt. »Wenn du glaubst, dass du Schinken bekommst, bist du auf dem Holzweg. Ich könnte mich aber zu einem Schälchen Milch überreden lassen.« Der Milchkrug war aus weißem Ton mit einem blauen Streifen, ein bauchiger, heller Umriss, der in der Dunkelheit schwebte. Ich goss Milch
auf eine Untertasse und stellte sie Adso auf den Boden, dann machte ich mich daran, ein leichtes Abendessen zusammenzustellen – wobei mir bewusst war, dass die schottische Vorstellung von einer leichten Mahlzeit genug Essen beinhaltete, um einem Pferd den Magen zu verderben.
    »Schinken, kalte Bratkartoffeln, kalte Maispuffer, Brot und Butter«, betete ich vor mich hin, während ich alles auf ein großes Holztablett schaufelte. »Kaninchenklöße, eingelegte Tomaten, ein Stück Rosinenkuchen zum Nachtisch … was noch?« Ich lugte zu den leisen Schleckgeräuschen hinunter, die zu meinen Füßen aus dem Schatten kamen. »Ich würde ihm ja auch Milch geben, aber er würde sie nicht trinken. Nun, wir können wohl genauso gut weitermachen, wo wir angefangen haben; das wird ihm beim Einschlafen helfen.« Ich griff nach dem Whiskydekanter und stellte ihn ebenfalls auf das Tablett.
    Ein schwacher Äthergeruch hing im dunklen Flur in der Luft, als ich wieder zur Treppe ging. Ich schnüffelte argwöhnisch – hatte Adso die Flasche umgekippt? Nein, dazu war der Geruch nicht kräftig genug, beschloss ich; nur ein paar verirrte Moleküle, die den Korken umschwebten.
    Ich war voller Erleichterung und Bedauern zugleich, weil Mr. Christie sich geweigert hatte, mich den Äther benutzen zu lassen. Erleichterung, weil nicht zu sagen war, welche Wirkung er gehabt hätte – oder auch nicht. Bedauern, weil ich das Arsenal meiner Heilkunst gern um die Gabe der Bewusstlosigkeit erweitert hätte – eine kostbare Gabe für zukünftige Patienten, die ich Mr. Christie ebenfalls gern geschenkt hätte.
    Abgesehen von der Tatsache, dass er während der Operation furchtbar gelitten hatte, war es um einiges schwieriger, einen Menschen zu operieren, der bei Bewusstsein war. Seine Muskeln waren angespannt, er schüttete massenweise Adrenalin aus, sein Herzschlag war massiv beschleunigt, so dass das Blut spritzte, anstatt zu

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