Ein Hauch von Schnee und Asche
Oberschenkelschlagader durchtrennt, denn dann wäre er schon tot gewesen. Dennoch stellte Mr. Brown zurzeit wohl keine persönliche Bedrohung mehr für mich dar, und das war gut so.
Ohne jede Ausrüstung oder Arznei, abgesehen von diversen schmierigen Halstüchern, einem Kiefernzweig und etwas Whisky aus einer Feldflasche, waren meine Zuwendungen notwendigerweise begrenzt. Ich schaffte es – unter beträchtlichen Schwierigkeiten und mit Hilfe einer ordentlichen Menge Whisky – den Oberschenkelknochen einigermaßen zu richten und zu schienen, ohne dass Brown an einem Schock starb, was ich unter den gegebenen Umständen für eine beachtliche Leistung hielt.
Doch es war schwierig, und ich murmelte vor mich hin, ohne mir dessen bewusst zu sein, bis ich aufblickte und feststellte, dass Tebbe auf der anderen Seite von Browns Körper hockte und mich interessiert betrachtete.
»Oh, ihr verflucht ihn«, sagte er beifällig. »Ja, das ist eine gute Idee.«
Mr. Browns Augen öffneten sich und quollen vor. Er war halb von Sinnen vor Schmerzen und inzwischen durch und durch betrunken, aber nicht betrunken genug, um das zu ignorieren.
»Sie soll aufhören«, sagte er heiser. »He, Hodgepile – sorg dafür, dass sie aufhört! Sie soll es zurücknehmen!«
»Was ist denn hier los? Was habt Ihr gesagt, Frau?« Hodgepile kochte jetzt nicht mehr ganz so heftig vor Wut, doch diese Worte entflammten seinen Kampfgeist blitzartig neu. Er streckte die Hand aus und packte mein Handgelenk, gerade als ich Browns verletzten Oberkörper abtastete. Es war das Gelenk, das er mir tags zuvor so brutal verdreht hatte, und Schmerz durchfuhr meinen Unterarm.
»Wenn Ihr es unbedingt wissen müsst, habe ich wohl ›Jesus H. Roosevelt Christ!‹ gesagt«, herrschte ich ihn an. »Lasst mich los!«
»Das hat sie auch gesagt, als sie dich verflucht hat! Bringt sie weg von mir! Sie darf mich nicht anfassen!« Brown versuchte in Panik wegzurobben, eine ziemlich dumme Idee, wenn man einen frischen Knochenbruch hat. Er wurde unter den Schmutzspuren totenbleich, und seine Augen rollten ihm in den Kopf.
»Da! Er ist tot!«, rief einer der Zuschauer. »Sie hat es getan! Sie hat ihn verhext!«
Dies resultierte in beträchtlichem Aufruhr, da Tebbe und seine Anhänger ihren Beifall kundtaten, ich selbst lautstark protestierte und Mr. Browns Freunde und Verwandte ihrer Besorgnis Ausdruck verliehen, bis sich einer von ihnen neben ihn hockte und ihm ein Ohr auf die Brust legte.
»Er lebt noch!«, rief dieser Mann aus. »Onkel Lionel! Geht es dir gut?«
Lionel Brown stöhnte laut und öffnete die Augen, was weitere Unruhe hervorrief. Der junge Mann, der ihn als Onkel bezeichnet hatte, zog ein großes Messer aus seinem Gürtel und zielte damit auf mich. Er hatte die Augen so weit aufgerissen, dass ringsum das Weiße zu sehen war.
»Zurück mit Euch!«, sagte er. »Rührt ihn nicht an!«
Ich hob die Hände mit nach außen gekehrten Handflächen, um meinen Verzicht anzuzeigen.
»Schön!«, schnappte ich. »Dann lasse ich es eben!« Es gab auch nicht mehr viel, was ich für Brown tun konnte. Er brauchte jetzt Wärme, ein trockenes Bett und viel Wasser, aber irgendetwas sagte mir, dass Hodgepile von derlei Vorschlägen nicht viel halten würde.
So war es auch. Mit wütendem, wiederholtem Gebrüll erstickte er die drohende Meuterei und erklärte dann, dass wir jetzt die Klamm überqueren würden, und zwar zügig.
»Dann legt ihn eben auf eine Tragbahre«, sagte er ungeduldig als Antwort auf die Proteste von Browns Neffen. »Und was Euch angeht -« Er baute sich funkelnd vor mir auf. »Habe ich Euch nicht gesagt, kein falsches Spiel?«
»Bring sie um«, kam Browns heisere Stimme vom Boden. »Bring sie sofort um.«
»Umbringen? Wohl kaum, alter Knabe.« In Hodgepiles Augen glänzte die Bosheit. »Für mich ist sie lebend nicht gefährlicher als tot – und viel einträglicher. Aber ich werd ihr zeigen, wo’s lang geht.«
Er hatte das Messer immer in Reichweite. Er hatte es in Sekundenschnelle gezogen und meine Hand ergriffen. Ehe ich auch nur Luft holen konnte, spürte ich den Druck der Klinge, die in meine Fingerwurzel schnitt.
»Ihr wisst doch noch, was ich Euch gesagt habe?« Es kam nur als Hauch, und sein Gesicht wurde vor Vorfreude ganz sanft. »Ich brauche Euch nicht unversehrt.«
Ich wusste es noch, und mein Bauch wurde hohl, meine Kehle trocken und stumm. Meine Haut brannte an der Stelle, wo er mich geschnitten hatte, und der Schmerz schoss wie
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