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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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an etwas erinnerte. »Und irgendwann kam regelmäßig der Punkt, an dem ein Mann den Kopf geschüttelt und gesagt hat: ›Zumindest hat mich so noch niemand behandelt!‹ Er mochte hungrig sein und frieren, mit Wunden übersät und für immer von seiner Familie und seiner gewohnten Umgebung getrennt sein – und doch fand er Trost darin, niemals die Wechselhaftigkeit durchgestanden haben zu müssen, die diesen imaginären Wesen widerfuhr!«

    Er lächelte tatsächlich bei diesem Gedanken und schüttelte den Kopf, und ich fand, dass ihm das Lächeln sehr gut stand.
    Ich war fertig und legte seine Hand auf den Tisch.
    »Danke«, sagte ich leise.
    Er machte ein verblüfftes Gesicht.
    »Was? Wofür?«
    »Ich vermute, dass diese Verletzung das Resultat eines K-Kampfes um meinetwillen gewesen ist«, stotterte ich. Ich berührte sacht seine Hand. »Ich, äh… nun ja.« Ich holte tief Luft. »Danke.«
    »Oh.« Jetzt sah er völlig bestürzt und sehr verlegen aus.
    »Ich… erm… hmm!« Er schob den Hocker zurück und erhob sich nervös.
    Ich erhob mich ebenfalls. »Ihr müsst die Salbe täglich frisch auftragen«, informierte ich ihn, jetzt wieder in geschäftsmäßigem Tonfall. »Ich rühre noch eine Portion an; Ihr könnt sie holen oder Eure Tochter schicken.«
    Er nickte, sagte aber nichts, da er seinen Tagesvorrat an Geselligkeit offenbar aufgebraucht hatte. Doch ich merkte, wie sein Blick auf dem Buchdeckel hängen blieb, und einem Impuls folgend bot ich es ihm an.
    »Möchtet Ihr es ausleihen? Ihr solltet es wirklich selbst lesen; Jamie kann sich doch bestimmt nicht an jedes Detail erinnert haben.«
    »Oh!« Er machte ein verblüfftes Gesicht und schürzte stirnrunzelnd die Lippen, als hätte er den Verdacht, dass dies eine Art Falle sei. Doch als ich darauf bestand, ergriff er das Buch, das er mit einem solchen Ausdruck verstohlener Gier an sich nahm, dass ich mich fragte, wie lange es her war, dass er etwas anderes als die Bibel zum Lesen gehabt hatte.
    Er nickte mir zum Dank zu, setzte seinen Hut auf und wandte sich zum Gehen. Ohne groß zu überlegen, fragte ich: »Habt Ihr Euch je bei Eurer Frau entschuldigen können?«
    Das war ein Fehler. Sein Gesicht verzog sich zu einer kalten Miene, und seine Augen wurden so ausdruckslos wie die einer Schlange.
    »Nein«, sagte er knapp. Im ersten Moment dachte ich, er würde das Buch wieder hinlegen und sich weigern, es mitzunehmen. Doch stattdessen presste er die Lippen zusammen, klemmte sich den Band noch fester unter den Arm und stolzierte ohne jedes weitere Abschiedswort davon.

31
    Und dann zu Bett
    Dann kam niemand mehr. Als es dunkel wurde, wurde ich zunehmend kribbeliger; ich fuhr bei jedem Geräusch zusammen und suchte die länger werdenden Schatten unter den Kastanien nach Männern ab, die dort auf der Lauer lagen, oder nach Schlimmerem. Ich hatte das Gefühl, ich sollte etwas kochen; Jamie und Ian hatten doch sicher vor, zum Abendessen nach Hause zu kommen? Oder vielleicht sollte ich lieber zu Roger und Brianna gehen.
    Aber ich schrak vor der Vorstellung zurück, irgendeiner Art von Sorge ausgesetzt zu sein, ganz gleich, wie gut sie gemeint war. Ich hatte zwar noch nicht den Mut gefasst, in den Spiegel zu schauen, doch ich war mir hinreichend sicher, dass mein Anblick Jemmy einen Schreck einjagen würde – oder zumindest eine Menge Fragen nach sich ziehen würde. Ich wollte nicht in die Situation geraten, ihm erklären zu müssen, was mir zugestoßen war. Ich war mir ziemlich sicher, dass Jamie Brianna gebeten hatte, mich eine Weile in Ruhe zu lassen, und das war gut so. Ich war wirklich nicht in der Verfassung, so zu tun, als sei alles in Ordnung. Noch nicht.
    Ich drückte mich in der Küche herum, hob ziellos Gegenstände auf und legte sie wieder hin. Ich öffnete die Schubladen der Anrichte und schloss sie wieder – dann öffnete ich die zweite Schublade noch einmal. Dort bewahrte Jamie seine Pistolen auf.
    Die meisten davon waren weg. Es war nur noch die goldverzierte Pistole da, die nicht geradeaus schoss, dazu ein paar Patronen und ein winziges Pulverhorn, wie man es für extravagante Duellierpistolen herstellte.
    Meine Hände zitterten kaum, als ich sie lud und ein wenig Pulver auf das Pfännchen schüttete.
    Als sich eine ganze Weile später die Hintertür öffnete, saß ich am Tisch, hatte Don Quichote vor mir liegen und zielte mit beiden Händen auf die Tür.
    Ian erstarrte eine Sekunde.
    »Auf diese Entfernung würdest du im Leben niemanden mit

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