Ein Hauch von Schnee und Asche
bei Geburten berichteten.
Mir war zwar klar, was ich da tat, doch ich schien nicht in der Lage zu sein, es zu lassen. Ich war nicht schwanger. Dessen war ich mir sicher. Und doch fühlte sich mein Bauch sensibel an, entzündet, und ich war durch und durch verstört.
Oh, da war eine lustige Stelle; einer von Daniel Rawlings’ Einträgen, der eine Sklavin in den mittleren Jahren beschrieb, die an einer Rektovaginalfistel litt, durch die ständig ein kleines Fäkalienrinnsal in ihre Vagina lief.
Solche Fisteln wurden durch Risse während der Geburt hervorgerufen und kamen häufiger bei sehr jungen Mädchen vor, bei denen die Anstrengungen einer langen Wehentätigkeit zu Rissen führten – oder bei älteren Frauen, deren Gewebe nicht mehr so elastisch war. Natürlich bestand bei älteren Frauen die Wahrscheinlichkeit, dass mit diesem Schaden ein vollständiger Vorfall des Perineums einherging, bei dem Gebärmutter, Blase –
und der Vollständigkeit halber auch der Anus – durch den Beckenboden sackten.
»Was für ein großes Glück, dass ich nicht schwanger bin«, sagte ich laut und klappte das Buch fest zu. Vielleicht versuchte ich es besser erneut mit Don Quichote .
Im Großen und Ganzen war es eine außerordentliche Erleichterung, als Malva Christie gegen Mittag an die Tür klopfte.
Sie warf einen flüchtigen Blick auf mein Gesicht, doch da sie mich tags zuvor schon gesehen hatte, nahm sie mein Aussehen kommentarlos zur Kenntnis.
»Was macht die Hand Eures Vaters?«, fragte ich.
»Oh, sie heilt gut, Ma’am«, erwiderte sie schnell. »Ich habe sie mir angesehen, wie Ihr gesagt habt, aber es sind keine roten Streifen da, kein Eiter und nur eine leichte Rötung direkt neben dem Schnitt. Ich habe ihn mit den Fingern wackeln lassen, wie Ihr es aufgetragen habt«, fügte sie hinzu, und ein Grübchen tauchte kurz auf ihrer Wange auf. »Er wollte es nicht und hat sich angestellt, als hätte ich ihn mit Dornen gestochen – aber er hat es getan.«
»Oh, gut gemacht!«, sagte ich und klopfte ihr auf die Schulter, woraufhin sie vor Freude rot wurde.
»Ich finde, damit habt Ihr Euch ein Honigbrötchen verdient«, fügte ich hinzu, da mir das herrliche Backaroma in die Nase stieg, das seit einer Stunde aus der Küche durch den Flur wehte. »Kommt mit.«
Doch als wir in den Flur traten und uns der Küche zuwandten, hörte ich hinter uns ein seltsames Geräusch. Draußen erklang ein kurioses Pochen und Schleifen, als trampelte ein großes Tier über die unterhöhlten Bretter der Eingangstreppe.
»Was ist das?«, sagte Malva und sah sich alarmiert um.
Lautes Stöhnen antwortete ihr, gefolgt von einem Rumpeln, das die Haustür erschütterte, als etwas dagegen fiel.
»Jesus, Maria und Josef!« Mrs. Bug kam aus der Küche geschossen und bekreuzigte sich. »Was ist denn das?«
Mein Herz hatte bei den Geräuschen zu rasen begonnen, und mein Mund wurde trocken. Etwas Großes, Dunkles blockierte den Lichtstreifen, der unter der Tür hindurchfiel, und abgehacktes Atmen, das von Stöhnlauten unterbrochen wurde, war deutlich zu hören.
»Nun, was es auch immer ist, es ist krank oder verletzt«, sagte ich. »Bleibt hier stehen.« Ich wischte mir die Hände an der Schürze ab, schluckte, trat vor und zog die Tür auf.
Im ersten Moment erkannte ich ihn gar nicht; er war nicht mehr als ein Haufen wunder Haut, wilder Haare und zerlumpter, schmutzverschmierter Kleider. Doch dann kämpfte er sich auf ein Knie hoch, hob keuchend den Kopf und zeigte mir sein leichenblasses, schweißglänzendes Gesicht, das voller blauer Flecken war.
»Mr. Brown?«, sagte ich ungläubig.
Sein Blick war glasig; ich war mir nicht sicher, ob er mich überhaupt sah, doch meine Stimme erkannte er eindeutig, denn er bewegte sich ruckartig auf mich zu und hätte mich beinahe umgeworfen. Ich trat abrupt zurück, doch er bekam meinen Fuß zu fassen, hielt sich daran fest und rief: »Gnade! Mistress, habt Erbarmen mit mir, ich flehe Euch an!«
»Was zum – lasst los. Loslassen, sage ich!« Ich bewegte meinen Fuß, um ihn abzuschütteln, doch er klebte wie eine Klette daran und rief weiter um Gnade, ein heiserer, verzweifelter Singsang.
»Oh, Ruhe jetzt, Mann«, sagte Mrs. Bug gereizt. Nachdem sie sich vom Schreck seines Eindringens erholt hatte, war sie von seinem Erscheinen nicht aus der Fassung zu bringen, wenn es sie auch beträchtlich zu ärgern schien.
Lionel Brown gab keine Ruhe, sondern fuhr trotz meiner Versuche, ihn zu beruhigen, fort, mich
Weitere Kostenlose Bücher