Ein Hauch von Schnee und Asche
um Gnade anzuflehen. Er wurde unterbrochen, als sich Mrs. Bug mit einem großen Fleischhammer in der Hand an mir vorbeidrängte und Mr. Brown einen kräftigen Hieb auf den Kopf verpasste. Er verdrehte die Augen und fiel ohne ein weiteres Wort vornüber aufs Gesicht.
»Ich bedaure wirklich, Mrs. Fraser«, sagte Mrs. Bug entschuldigend. »Es ist mir unerklärlich, wie er entwischt ist, ganz zu schweigen davon, wie er den ganzen Weg bis hierher schaffen konnte!«
Ich wusste auch nicht, wie er entwischt war, aber es war völlig klar, wie er sich vorwärts bewegt hatte – er war gekrochen und hatte sein gebrochenes Bein hinter sich hergezogen. Seine Hände und Beine waren zerkratzt und blutig, seine Hose hing in Fetzen, und er war mit Schlammspuren übersät und hatte überall Gras und Laub kleben.
Ich bückte mich und zog ihm ein Ulmenblatt aus den Haaren, während ich zu überlegen versuchte, was in aller Welt wir mit ihm anfangen sollten. Das Naheliegende, nahm ich an.
»Helft mir, ihn ins Sprechzimmer zu bringen«, sagte ich und bückte mich seufzend, um ihm unter die Arme zu greifen.
»Das dürft Ihr nicht tun, Mrs. Fraser!« Mrs. Bug war entsetzt. »Das hat Ehrwürden mit Nachdruck gesagt; Ihr dürft nicht von diesem Halunken belästigt werden, hat er gesagt, oder ihn auch nur zu Gesicht bekommen!«
»Nun, ich fürchte, es ist ein bisschen zu spät dafür, dass ich ihn nicht zu Gesicht bekomme«, sagte ich und zog an seinem reglosen Körper. »Wir können ihn schließlich nicht einfach auf der Veranda liegen lassen, oder? Helft mir!«
Mrs. Bug schien zwar kein guter Grund einzufallen, warum Mr. Brown nicht weiter auf der Veranda liegen sollte, doch als Malva – die während des ganzen Aufruhrs mit weit aufgerissenen Augen flach an der Wand gestanden hatte – mir zur Hilfe kam, gab Mrs. Bug mit einem Seufzer auf, legte ihre Waffe nieder und ging uns zur Hand.
Bis wir ihn auf den Sprechzimmertisch gehievt hatten, hatte er das Bewusstsein zurückerlangt und stöhnte: »Lasst nicht zu, dass er mich umbringt… bitte lasst nicht zu, dass er mich umbringt!«
»Könntet Ihr vielleicht still sein?«, sagte ich gereizt. »Lasst mich einen Blick auf Euer Bein werfen.«
Niemand hatte irgendwelche Verbesserungen an der Schiene vorgenommen, die ich ihm angelegt hatte, und sein Ausflug von der Hütte der Bugs bis hier hatte ihr alles andere als gut getan; aus seinem Verband drang Blut. Angesichts seiner anderen Verletzungen war ich offen gestanden erstaunt, dass er es geschafft hatte. Seine Haut war klamm, und er atmete flach, doch er schien das Fieber überstanden zu haben.
»Würdet Ihr mir bitte heißes Wasser bringen, Mrs. Bug?«, bat ich und betastete vorsichtig die gebrochene Gliedmaße. »Und vielleicht etwas Whisky? Er wird etwas gegen den Schock brauchen.«
»Nein, das werde ich nicht«, sagte Mrs. Bug und warf dem Patienten einen extrem angewiderten Blick zu. »Wir sollten Mr. Fraser einfach die Mühe ersparen, sich mit dem Mistkerl befassen zu müssen, falls er nicht den Anstand besitzt, von selbst zu sterben.« Sie hatte ihren Hammer wieder ergriffen und hob ihn jetzt drohend, so dass sich Mr. Brown zusammenkrümmte und aufschrie, weil sein gebrochenes Handgelenk durch die Bewegung schmerzte.
»Ich hole das Wasser«, sagte Malva und verschwand.
Mr. Brown ignorierte meine Versuche, mich um seine Verletzungen zu kümmern, und packte mich mit seiner gesunden Hand überraschend fest am Handgelenk.
»Lasst nicht zu, dass er mich umbringt«, sagte er heiser und fixierte mich mit blutunterlaufenen Augen. »Bitte, ich flehe Euch an!«
Ich zögerte. Ich hatte Mr. Browns Existenz zwar nicht gerade vergessen, sie aber im Lauf des letzten Tages mehr oder minder verdrängt. Da mir Jamie versicherte, dass der Mann in besten Händen war, hatte ich nur zu gern nicht weiter an ihn gedacht.
Er sah mein Zögern und leckte sich über die Lippen, um es erneut zu versuchen.
»Rettet mich, Mrs. Fraser – ich bitte Euch! Ihr seid der einzige Mensch, auf den er hört!«
Unter Schwierigkeiten entfernte ich seine Hand von meinem Handgelenk.
»Warum genau glaubt Ihr denn, dass Euch jemand umbringen will?«, fragte ich vorsichtig. Ich ging davon aus, dass ihn Jamie irgendwie bedroht hatte, um ihm die Namen der restlichen Bandenmitglieder zu entlocken. Doch hatte er wirklich vor, Brown umzubringen? Ich hatte allerdings ein dumpfes Gefühl in der Magengrube, das mir vermittelte, dass es in der Tat so war.
Brown lachte zwar
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