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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sehen und Malva fragen, ob sie mit mir kommen würde, um Ginsengwurzeln zu suchen – und was uns sonst noch an Nützlichem unterkam. Sie war eine gute Schülerin, die genau beobachten konnte, schnell begriff und ein gutes Pflanzengedächtnis hatte. Und ich wollte ihr beibringen, wie man Penizillin-Kolonien anlegte. In meiner Sammlung feuchter, schimmliger Abfälle herumzufingern, würde mir gut tun. Ich
ignorierte den leichten Brechreiz, der sich bei diesem Gedanken regte, und hob mein geschundenes Gesicht in die Morgensonne.
    Und ich würde mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, was Jamie mit Lionel Brown vorhatte.

33
    In welchem Mrs. Bug Hand anlegt
    Am nächsten Morgen ging es mir um einiges besser. Mein Magen hatte sich beruhigt, und auch emotional fühlte ich mich wieder belastbarer; eine gute Sache, da Jamies Warnungen gegenüber Mrs. Bug, mich in Ruhe zu lassen, eindeutig nicht mehr wirkten.
    Alles schmerzte weniger, und meine Hände sahen wieder fast normal aus – aber ich war immer noch schrecklich müde, und eigentlich tat es sogar ausgesprochen gut, meine Füße auf die Kaminbank zu legen und mir eine Tasse heißen Kaffee nach der anderen bringen zu lassen – der Tee ging uns allmählich aus, und für die nächsten Jahre standen die Chancen, dass wir neuen bekamen, nicht sehr gut – und dazu schälchenweise Reispudding mit Rosinen.
    »Und Ihr seid Euch ganz sicher, dass Euer Gesicht sich wieder in etwas verwandeln wird, das wie ein Gesicht aussieht, ja?« Mrs. Bug reichte mir einen frischen Muffin, von dem Butter und Honig trieften, und sah mich mit gespitzten Lippen skeptisch an.
    Ich war versucht sie zu fragen, wonach denn das Ding an der Vorderseite meines Kopfes jetzt aussah, doch ich war mir ziemlich sicher, dass ich die Antwort nicht hören wollte. Stattdessen begnügte ich mich mit einem knappen »Ja« und der Bitte um noch etwas Kaffee.
    »Ich kannte einmal eine Frau in Kirkcaldy, der hat eine Kuh ins Gesicht getreten«, sagte sie und beäugte mich nach wie vor kritisch, während sie den Kaffee auftrug. »Hat ihre Vorderzähne verloren, die Arme, und seitdem hat ihre Nase zur Seite gezeigt, so .« Sie bog sich zur Demonstration selbst die Nase mit dem Zeigefinger scharf zur Seite und schob gleichzeitig die Oberlippe unter die Unterlippe, um Zahnlosigkeit anzudeuten.
    Ich fasste mir vorsichtig an den Nasenrücken, doch er war beruhigenderweise gerade, wenn auch stark geschwollen.
    »Und dann war da noch William MacCrea aus Balgownie, der hat mit meinem Arch in Sherriffsmuir gekämpft. Ist einer englischen Pike in die Quere gekommen und ist dabei den halben Kiefer und den Großteil seiner Nase losgeworden! Arch sagt, man konnte ihm direkt in die Speiseröhre und
ins Hirn sehen – aber er hat überlebt. Hat sich fast nur noch von Porridge ernährt«, fügte sie hinzu. »Und von Whisky.«
    »Was für eine gute Idee«, sagte ich und legte den angeknabberten Muffin beiseite. »Ich glaube, ich hole mir auch welchen.«
    Ich nahm meine Tasse mit und entfloh so schnell ich konnte durch den Flur in mein Sprechzimmer, während sie mir die Geschichte von Dominic Mulroney hinterherrief, der mit dem Gesicht vor eine Kirchentür in Edinburgh gelaufen war, obwohl er doch gerade stocknüchtern war…
    Ich schloss die Tür des Sprechzimmers hinter mir, öffnete das Fenster, um den restlichen Kaffee hinauszuschütten, dann nahm ich die Flasche vom Regal und füllte meine Tasse bis zum Rand.
    Ich hatte vorgehabt, mich bei Mrs. Bug erneut nach Lionel Browns Gesundheitszustand zu erkundigen, doch… das konnte wohl warten. Ich stellte fest, dass meine Hände wieder zitterten, und musste sie ein paar Sekunden flach auf den Tisch drücken, um sie ruhig zu stellen, bevor ich die Tasse ergreifen konnte.
    Ich holte tief Luft und trank einen Schluck Whisky. Noch einen. Ja, das war besser.
    Ich wurde immer noch dann und wann von kleinen Wellen grundloser Panik ergriffen. Bis jetzt war ich heute Morgen davon verschont geblieben und hatte schon gehofft, sie wären vorbei. Offensichtlich jedoch noch nicht ganz.
    Ich nippte an meinem Whisky, tupfte mir den kalten Schweiß von der Stirn und sah mich nach einer sinnvollen Tätigkeit um. Malva und ich hatten gestern frisches Penizillin angesetzt und Wasserhanf- und Zahnlilientinktur hergestellt, dazu Enziansalbe.
    Am Ende blätterte ich langsam in meinem großen schwarzen Notizbuch, nippte an meinem Whisky und brütete über Seiten, die von diversen schrecklichen Komplikationen

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