Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
warum denn, zum Kuckuck?«, wollte ich entgeistert wissen. »Es war doch nicht seine Schuld.«
    Er warf mir einen Blick zu, der andeutete, dass ich etwas nicht begriffen hatte, das selbst dem Dümmsten sonnenklar war.
    »Und du glaubst, das spielt eine Rolle? Und wenn die Kleine stirbt – oder dem Kind etwas zustößt? Du glaubst, dann würde er sich keine Vorwürfe machen?«
    »Er sollte es jedenfalls nicht«, sagte ich. »Aber es ist ja nicht zu übersehen, dass er es tut. Du glaubst doch nicht auch -« Ich hielt inne. Natürlich glaubte er das. Er hatte es mir unmissverständlich gesagt, in der Nacht, als er mich zurückgeholt hatte.
    Er sah, wie die Erinnerung daran mein Gesicht überflog, und der Hauch eines Lächelns zeigte sich ironisch und schmerzhaft in seinen Augen. Er streckte die Hand aus und zeichnete meine Augenbraue nach, die von einer fast verheilten Risswunde zerteilt wurde.
    »Du glaubst, das schmerzt mich nicht?«, fragte er leise.
    Ich schüttelte den Kopf, nicht als Verneinung, sondern aus Hilflosigkeit.
    »Ein Mann hat die Aufgabe, seine Frau zu beschützen«, sagte er schlicht und wandte sich um. »Ich gehe Fergus holen.«
     
    Die Laminarien hatten ihre langsame Geduldsarbeit verrichtet, und Marsali bekam in Abständen Wehen, wenn es auch noch nicht richtig zur Sache
ging. Das Licht fing an zu verblassen, als Jamie mit Fergus eintraf – und Ian, den sie unterwegs getroffen hatten.
    Fergus war unrasiert und voller Staub und hatte sich sichtlich seit Tagen nicht mehr gewaschen, aber Marsalis Gesicht erhellte sich wie die Sonne, als sie ihn sah. Ich wusste nicht, was Jamie ihm erzählt hatte; er sah grimmig und sorgenvoll aus – doch bei Marsalis Anblick steuerte er auf sie zu wie ein Pfeil auf sein Ziel und zog sie so heftig an sich, dass Malva ihr Buch zu Boden fallen ließ und die beiden verdattert bestaunte.
    Ich entspannte mich ein wenig, zum ersten Mal, seit ich an diesem Morgen Marsalis Haus betreten hatte.
    »Nun denn«, sagte ich und holte tief Luft. »Vielleicht essen wir jetzt eine Kleinigkeit, wollen wir?«
    Ich ließ Fergus und Marsali allein, während wir anderen etwas aßen, und als ich ins Sprechzimmer zurückkehrte, hatten sie die Köpfe dicht beieinander und unterhielten sich leise. Ich störte sie nur ungern, aber es war nicht zu vermeiden.
    Einerseits hatte sich der Muttermund deutlich geöffnet, und es gab kein Zeichen für eine abnorme Blutung, was mich unglaublich erleichterte. Andererseits … war der Herzschlag des Babys wieder unregelmäßig. Beinahe mit Sicherheit ein Nabelschnurproblem, dachte ich.
    Ich war mir deutlich bewusst, dass Marsalis Augen an meinem Gesicht hingen, als ich sie mit meinem Stethoskop abhörte, und es kostete mich all meine Willenskraft, mir nichts anmerken zu lassen.
    »Du machst das sehr gut«, versicherte ich ihr, während ich ihr eine Haarlocke aus der Stirn strich und ihr in die Augen lächelte. »Ich glaube, es ist an der Zeit, ein wenig nachzuhelfen.«
    Es gab eine ganze Reihe von Kräutern, die wehenfördernd wirkten, aber die meisten hätte ich normalerweise nie benutzt, wenn die Gefahr eines Blutsturzes bestand. An diesem Punkt fühlte ich mich jedoch so unwohl, dass ich mir nur wünschte, dass die Dinge so schnell wie möglich in Bewegung kamen. Himbeerblättertee konnte möglicherweise helfen, ohne so stark zu wirken, dass er zu gewaltigen oder abrupten Wehen führte. Sollte ich noch Frauenwurzel hinzufügen? fragte ich mich.
    »Das Baby muss schnell kommen«, sagte Marsali zu Fergus, ohne beunruhigt zu wirken. Offenbar hatte ich meine Sorge doch nicht so erfolgreich verbergen können, wie ich dachte.
    Sie hatte ihren Rosenkranz dabei und schlang ihn jetzt um ihre Hand, so dass das Kreuz herabhing. »Hilf mir, mon cher .«
    Er hob die Hand mit dem Rosenkranz und küsste sie.
    »Oui, chérie.« Dann bekreuzigte er sich und machte sich ans Werk.
    Fergus hatte die ersten zehn Jahre seines Lebens in dem Bordell verbracht, in dem er auch geboren worden war. Demzufolge wusste er eine ganze Menge mehr über Frauen – in gewisser Weise – als jeder andere Mann, dem
ich je begegnet war. Dennoch erstaunte es mich zu sehen, dass er nach den Bändern am Halsausschnitt von Marsalis Hemd griff und ihn herunterzog, so dass ihre Brüste entblößt wurden.
    Marsali schien dies nicht zu überraschen, denn sie legte sich nur zurück und drehte sich leicht in seine Richtung, wobei sie ihn mit dem Bauch anstieß.
    Er kniete auf einem Hocker neben dem

Weitere Kostenlose Bücher