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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Luft, und Fergus drückte fest mit dem Handballen gegen die Unterseite der Kugel und ließ die Hand auf ihrem Schambein liegen, bis die Wehe nachließ.
    »Oh«, sagte sie und klang atemlos.
    »Tu… pas« , flüsterte er noch leiser. »Du nicht. Ich lasse dich nicht gehen.«
    Ich ballte meine Hände im Stoff meines Rocks zusammen. Das sah nach einer schönen, handfesten Wehe aus. Sie schien keine schrecklichen Ereignisse nach sich zu ziehen.
    Fergus machte sich wieder ans Werk. Dann und wann hielt er inne, um Marsali Lächerlichkeiten auf Französisch zuzuflüstern. Ich stand auf und begab mich vorsichtig zum Fußende des Tischbetts. Nein, nichts Auffälliges.
Ich prüfte meine Arbeitsfläche, um mich zu vergewissern, dass alles bereit war. Gut.
    Vielleicht würde ja alles gut gehen. Auf dem Bettlaken war eine Blutspur- doch es war nur Ausfluss, ganz normal. Der Herzschlag des Kindes war immer noch Besorgnis erregend, und es bestand nach wie vor die Möglichkeit einer Nabelschnurkomplikation – aber daran konnte ich jetzt nichts ändern. Marsali hatte ihre Entscheidung getroffen, und es war die richtige.
    Fergus fuhr mit dem Saugen fort. Ich trat lautlos in den Flur und zog die Tür halb zu, um ihnen Zurückgezogenheit zu gewähren. Wenn sie einen Blutsturz hatte, konnte ich in einer Sekunde bei ihr sein.
    Ich hatte noch das Glas mit den Himbeerblättern in der Hand. Dann konnte ich wohl genauso gut den Tee machen – und sei es nur, um mir nützlich vorzukommen.
    Arch Bug, der seine Frau nicht zu Hause angetroffen hatte, war mit den Kindern zu uns gekommen. Felicité und Joan schliefen tief und fest auf der Kaminbank, und Arch rauchte am Feuer seine Pfeife und blies Rauchkringel für den faszinierten Germain. Währenddessen schienen Jamie, Ian und Malva Christie eine freundschaftliche Diskussion zu führen und verglichen die literarischen Vorzüge von Henry Fielding, Tobias Smollett und …
    »Ovid?«, sagte ich, nachdem ich den Schluss einer Bemerkung aufgefangen hatte. »Tatsächlich?«
    »›Solange es dir gut geht, wirst du viele Freunde zählen‹«, zitierte Jamie. »›Wenn Wolken in deinem Leben aufziehen, wirst du allein sein.‹ Findest du nicht, dass das auf den armen Tom Jones genauso zutrifft wie auf Perry Pickle?«
    »Aber wahre Freunde würden einen Mann doch wohl nicht im Stich lassen, nur weil er in Schwierigkeiten ist!«, protestierte Malva. »Was für Freunde sind denn das?«
    »Ganz normale, fürchte ich«, sagte ich. »Zum Glück gibt es aber ebenso andere.«
    »Aye, das stimmt«, pflichtete Jamie mir bei. Er lächelte Malva an. »Highlander sind die treusten Freunde – wenn auch nur, weil sie die schlimmsten Feinde sind.«
    Sie war leicht rot geworden, begriff aber, dass er sie aufzog.
    »Hmp«, sagte sie und hob den Kopf, um ihn herablassend anzufunkeln. »Mein Vater sagt, Highlander sind deshalb begeisterte Kämpfer, weil es in den Highlands so wenig Wertvolles gibt und die schlimmsten Kämpfe immer um die belanglosesten Dinge ausgefochten werden.«
    Bei diesen Worten brachen alle in Gelächter aus. Jamie erhob sich, um neben mich zu treten, und überließ Ian und Malva ihrem Wortgefecht.
    »Wie steht es um die Kleine?«, fragte er leise und schöpfte heißes Wasser für mich aus dem Kessel.

    »Ich weiß es nicht genau«, sagte ich. »Fergus… äh… hilft ihr.«
    Jamies Augenbrauen fuhren in die Höhe.
    »Wie denn?«, fragte er. »Ich wusste gar nicht, dass ein Mann in dieser Sache viel tun kann, wenn sie einmal im Gange ist.«
    »Oh, du wärst überrascht«, versicherte ich ihm. » Ich war es jedenfalls.«
    Das schien ihn zu faszinieren, doch er wurde an weiteren Fragen gehindert, weil Mrs. Bug verlangte, dass die Anwesenden ihre Gespräche über Jammergestalten beendeten, die ihr Unwesen auf Buchseiten trieben, und sich zum Essen niedersetzten.
    Auch ich setzte mich dazu, brachte aber kaum etwas hinunter, weil mich die Sorge um Marsali zu sehr ablenkte. Der Himbeerblättertee war während des Essens fertig gezogen; ich goss ihn um und trug ihn ins Sprechzimmer – wo ich vor dem Eintreten vorsichtig anklopfte.
    Fergus war errötet und atemlos, doch seine Augen leuchteten. Er ließ sich nicht dazu überreden, etwas essen zu gehen, sondern bestand darauf, bei Marsali zu bleiben. Seine Mühen begannen, Früchte zu tragen; sie hatte jetzt regelmäßige Wehen, wenn auch noch in großen Abständen.
    »Es wird schnell gehen, wenn die Fruchtblase einmal geplatzt ist«, sagte Marsali zu mir.

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