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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Mond ging bereits auf, als sie aufbrachen, und das war gut so, dachte Brianna. Selbst unter der großen Goldsichel, die sich aus einer Wiege aus
Sternen erhob und ihren geborgten Schein am Himmel verbreitete, war der Weg unter ihren Füßen unsichtbar, genau wie ihre Füße, die in der absoluten Schwärze des nächtlichen Waldes versanken.
    Schwarz, aber nicht still. Über ihnen rauschten die riesigen Bäume, kleine Tiere piepsten und raschelten in der Dunkelheit, und dann und wann flatterte eine Fledermaus lautlos so dicht an ihr vorüber, dass sie erschrak – als hätte sich plötzlich ein Teil der Nacht gelöst und vor ihrer Nase Flügel bekommen.
    »Pastors Katze ist eine schreckhafte Katze?«, meinte Roger, als sie sich nach einer solchen Heimsuchung durch einen Lederflügler atemlos an ihn klammerte.
    »Pastors Katze ist eine… Katze, die dein Verständnis zu schätzen weiß«, erwiderte sie und drückte ihm die Hand. »Danke.« Wahrscheinlich würden sie in ihre Umhänge gehüllt bei den McGillivrays am Feuer schlafen, anstatt gemütlich in ihren Betten zu liegen – aber wenigstens würden sie Jemmy bei sich haben.
    Er erwiderte den Händedruck. Seine Hand war größer und kräftiger als ihre, sehr beruhigend in der Dunkelheit.
    »Schon gut«, sagte er. »Ich habe ja auch Sehnsucht nach ihm. In einer Nacht wie dieser hat man seine Familie gern sicher an einem Ort beisammen.«
    Sie stieß einen leisen Kehllaut aus, der seine Worte bestätigen und ihm erneut ihren Dank ausdrücken sollte, doch sie wollte das Gespräch in Gang halten, um das Gefühl der Verbundenheit mit ihm zu erhalten, aber genauso, um der Dunkelheit zu trotzen.
    »Pastors Katze war eine sehr eloquente Katze«, sagte sie vorsichtig. »Bei der – der Beerdigung, meine ich. Dieser armen Teufel.«
    Roger prustete; sie sah seinen weißen Atemkringel kurz in der Luft hängen.
    »Pastors Katze war eine extrem verlegene Katze«, sagte er. »Dein Vater!«
    Sie lächelte, denn er konnte sie ja nicht sehen.
    »Du hast deine Sache wirklich gut gemacht«, sagte sie sanft.
    »Mmpfm«, sagte er und prustete noch einmal kurz. »Und was die Eloquenz betrifft… so war es ja nicht einmal meine eigene. Alles, was ich getan habe war, ein paar Zeilen eines Psalms auszusuchen – ich könnte dir nicht einmal sagen, welcher es war.«
    »Das war nicht wichtig. Aber warum hast du… das ausgesucht, was du gesagt hast?«, fragte sie neugierig. »Ich dachte, du würdest ein Vaterunser sprechen oder Psalm dreiundzwanzig – den kennt jeder.«
    »Das dachte ich ebenfalls«, gab er zu. »Ich hatte es auch vor. Aber als es so weit war…« Er zögerte, und sie sah in Gedanken die frischen, kalten Erdhügel vor sich und erschauerte, weil sie Ruß roch. Er schloss seine Finger fester um ihre Hand und zog sie dichter an sich, um die Hand in seine Ellenbeuge zu legen.

    »Ich weiß es nicht«, erklärte er schroff. »Es kam mir nur irgendwie – passender vor.«
    »Das war es auch«, sagte sie leise, verfolgte das Thema aber nicht weiter, sondern brachte das Gespräch stattdessen lieber auf ihr jüngstes Konstruktionsvorhaben, eine Handpumpe, mit der sich Wasser aus dem Brunnen befördern ließ.
    »Wenn ich etwas hätte, das man als Leitung benutzen könnte, könnte ich ganz einfach Wasser ins Haus befördern! Ich habe das Holz schon fast zusammen, das ich für eine schöne Zisterne brauche. Wenn ich Ronnie überreden kann, es für mich zu bearbeiten – dann können wir zumindest mit Regenwasser duschen. Aber Äste auszuhöhlen -«, das war die Methode, die sie für das kurze Rohr der Pumpe angewendet hatte, »- ich würde Monate brauchen, um genug für die Strecke vom Brunnen zum Haus zusammenzubekommen, vom Bach ganz zu schweigen. Und es gibt keine Chance, Kupferblech aufzutreiben. Selbst, wenn wir es uns leisten könnten, was wir nicht können – es aus Wilmington herzutransportieren, wäre -« Sie machte mit der freien Hand eine Geste der Frustration über den monumentalen Charakter des Unterfangens.
    Er dachte eine Weile darüber nach, untermalt vom beruhigenden Rhythmus ihrer Schuhsohlen auf dem felsigen Pfad.
    »Nun, die alten Römer haben Beton benutzt; das Rezept steht bei Plinius.«
    »Ich weiß. Aber man braucht dazu eine bestimmte Sorte Sand, die wir nicht haben. Außerdem ungelöschten Kalk, den wir auch nicht haben. Und -«
    »Aye, aber was ist mit Lehm?«, unterbrach er. »Hast du bei Hildes Hochzeit diesen Teller gesehen. Groß, Rot mit Braun und

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