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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Licht der Tür sehen. Er hatte das Gewehr in einer Hand, und seine Miene war besorgt, ging aber in Belustigung über, als sein Blick zum geöffneten Fenster wanderte. Er schnüffelte ausgiebig. »Doch kein Stinktier, oder?«
    »Aye, nun ja, möglicherweise«, sagte Ian und fasste sich vorsichtig an den Kopf. »Entweder ist Rollo hinter einem Stinker her, oder er hat Tante Claires Kater auf einen Baum gejagt.«
    »Oh, aye. Mit dem Stinker hätte er wahrscheinlich mehr Glück.« Sein Onkel stellte das Gewehr ab und ging zum Fenster. »Soll ich den Fensterladen schließen, oder brauchst du die Luft, Junge? Du siehst etwas mitgenommen aus.«
    »Ich fühle mich auch mitgenommen«, gab Ian zu. »Aye, lass es bitte auf, Onkel Jamie.«
    »Kannst du schlafen, Ian?«
    Er zögerte. Sein Magen schlingerte unangenehm, und eigentlich hätte er sich gern wieder hingelegt – doch im Sprechzimmer mit seinen kräftigen Gerüchen und dem Glitzern der Klingen und anderer rätselhafter und schmerzhafter Dinge wurde ihm beklommen zumute. Onkel Jamie schien zu erraten, wo die Schwierigkeit lag, denn er bückte sich und schob Ian eine Hand unter den Ellbogen.
    »Komm mit, Junge. Du kannst oben in einem richtigen Bett schlafen, wenn es dich nicht stört, dass Major MacDonald das andere nimmt.«
    »Es stört mich nicht«, sagte er, »Aber ich glaube, ich bleibe hier.« Erwies mit einer Geste zum Fenster, denn er wollte nicht nicken und seinen Kopf wieder in Aufruhr versetzen. »Rollo kommt bestimmt gleich zurück.«
    Onkel Jamie diskutierte nicht mit ihm, und dafür war er dankbar. Frauen machten Theater. Männer kamen einfach zur Sache.
    Sein Onkel hievte ihn ohne weitere Umstände in sein Bett zurück, deckte ihn zu und begann dann, auf der Suche nach dem Gewehr, das er abgelegt hatte, in der Dunkelheit herumzurascheln. Ian bekam das Gefühl, dass ein kleines bisschen Theater ihm eventuell doch gut täte.
    »Könntest du mir einen Becher Wasser geben, Onkel Jamie?«
    »Wie? Oh, aye?«
    Tante Claire hatte einen Krug mit Wasser in seiner Nähe stehen gelassen. Er hörte das heimelige Geräusch glucksender Flüssigkeit, dann wurde ihm der Rand eines Keramikbechers an den Mund gehalten, während ihn sein
Onkel mit einer Hand im Rücken aufrecht hielt. Das war nicht nötig, aber er protestierte auch nicht; die Berührung war warm und tröstend. Er hatte gar nicht gemerkt, wie kalt ihm von der Nachtluft geworden war, und ein kurzer Schauer überlief ihn.
    »Alles klar, Junge?«, murmelte Onkel Jamie und legte Ian die Hand auf die Schulter.
    »Aye. Onkel Jamie?«
    »Mpfm?«
    »Hat Tante Claire dir erzählt von – von einem Krieg? Einem, der kommt, meine ich? Mit England.«
    Ein paar Sekunden herrschte Schweigen, und die kräftige Gestalt seines Onkels erstarrte im Lichtschein der Tür.
    »Ja, das hat sie«, sagte er und zog seine Hand fort. »Hat sie es dir erzählt?«
    »Nein, Brianna hat es getan.« Er legte sich vorsichtig auf die Seite, um die empfindliche Stelle an seinem Kopf nicht zu berühren. »Glaubst du ihnen?«
    Diesmal gab es kein Zögern. »Aye, das tue ich.« Die Worte kamen im üblichen, sachlich-trockenen
    Tonfall seines Onkels, doch irgendetwas an ihnen ließ Ian die Nackenhaare zu Berge stehen.
    »Oh. Nun denn.«
    Das Gänsedaunenkissen unter seiner Wange war weich und duftete nach Lavendel. Die Hand seines Onkels berührte seinen Kopf und strich ihm die zerzausten Haare aus dem Gesicht.
    »Mach dir deswegen keine Gedanken, Ian«, sagte er leise. »Bis dahin ist noch Zeit.«
    Er nahm das Gewehr und ging. Von dort, wo er lag, konnte Ian über den Hof und über die Bäume hinwegsehen, die sich mit dem Berghang absenkten, vorbei am Kamm des Black Mountain und weiter in den schwarzen Himmel, an dem es vor Sternen wimmelte.
    Er hörte, wie sich die Hintertür öffnete und Mrs. Bugs schrille Stimme die anderen übertönte.
    »Sie sind nicht daheim, Sir«, berichtete sie atemlos. »Und im Haus ist es dunkel, kein Feuer im Kamin. Wo mögen sie hin sein um diese Zeit?«
    Er fragte sich dumpf, wer wohl nicht da war, doch es schien keine große Rolle zu spielen. Wenn es Schwierigkeiten gab, würde sich Onkel Jamie darum kümmern. Dieser Gedanke war tröstlich; er fühlte sich wie ein kleiner Junge, sicher im Bett, und draußen hörte er die Stimme seines Vaters, der sich in der kalten Dunkelheit einer Highlanddämmerung mit einem Pächter unterhielt.
    Unter dem Quilt breitete sich langsam Wärme über ihn, und er schlief ein.
     
    Der

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