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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nahm ihm die Pfeife ab und blies einen kräftigen Ton, der die Nacht erschütterte. Aus dem Schlaf aufgescheuchte Vögel schossen ringsum kreischend aus den Bäumen, gefolgt von Kezzie Beardsley, der die Augen vor Erstaunen weit aufgerissen hatte.
    »Puste an diesem Ende hinein«, sagte Roger und tippte mit dem Finger
auf das richtige Ende der Pfeife, bevor er sie zurückgab. »Du musst die Lippen ein bisschen zusammendrücken.«
    »Vielen Dank, Sir«, murmelte Jo. Seine übliche ungerührte Fassade war gemeinsam mit der Stille aus dem Lot geraten, und er nahm die Pfeife mit großen Augen entgegen wie ein Junge am Weihnachtsmorgen. Er wandte sich sofort seinem Zwillingsbruder zu, um ihm seine Errungenschaft zu zeigen. Brianna dämmerte ganz plötzlich, dass wohl keiner der Jungen je einen Weihnachtsmorgen erlebt – oder jemals sonst ein Geschenk erhalten hatte.
    »Ich mache dir auch eine«, sagte sie zu Kezzie. »Dann könnt ihr euch gegenseitig Signale geben. Falls ihr Briganten seht«, fügte sie lächelnd hinzu.
    »O ja, Ma’am. Das tun wir, ganz bestimmt!«, versicherte er ihr und sah sie dabei nur flüchtig an, so sehr brannte er darauf, die Pfeife zu untersuchen, die sein Bruder ihm in die Hand gegeben hatte.
    »Blast sie dreimal, wenn ihr Hilfe braucht«, rief Roger ihnen nach und nahm Briannas Arm.
    »Aye, Sir!«, kam es aus der Dunkelheit zurück, gefolgt von einem schwachen »Danke, Ma’am!« – dem wiederum eine Salve puffender Keuchtöne und atemloser Rasselgeräusche folgte, die dann und wann von einem kurzen, erfolgreichen Tuten unterbrochen wurde.
    »Wie ich sehe, hat Lizzie ihnen ein paar Manieren beigebracht«, sagte Roger, »und nicht nur das Abc. Aber glaubst du, dass sie einmal wirklich zivilisiert sein werden?«
    »Nein«, sagte sie mit einer Spur von Bedauern.
    »Ehrlich?« Sie konnte sein Gesicht im Dunkeln nicht sehen, hörte aber die Überraschung in seiner Stimme. »Eigentlich habe ich die Frage gar nicht ernst gemeint. Glaubst du es tatsächlich nicht?«
    »Nein – und wenn man bedenkt, wie sie aufgewachsen sind, ist es doch auch kein Wunder. Hast du gesehen, wie sie sich über die Pfeife gefreut haben? Ihnen hat noch nie jemand ein Geschenk gemacht oder ein Spielzeug gegeben.«
    »Wohl nicht. Und du meinst, so etwas lässt Jungen zivilisiert werden? Wenn ja, dann wird unser Jem wohl Philosoph oder Künstler oder so etwas werden. Mrs. Bug verwöhnt ihn ja von morgens bis abends.«
    »Ah, als ob du das nicht ebenfalls tust«, sagte sie geduldig. »Und Pa und Lizzie und Mama und wer immer sonst noch in Sichtweite ist.«
    »Oh, nun gut«, sagte Roger, der sich durch diese Anschuldigung nicht in Verlegenheit bringen ließ. »Warte nur, bis er Konkurrenz bekommt. Germain ist nicht in Gefahr, verwöhnt zu werden, oder?« Germain, Fergus’ und Marsalis Ältester, wurde von zwei kleinen Schwestern auf Trab gehalten, die allgemein als die Höllenkätzchen bekannt waren und ihren Bruder mit ihrem Nörgeln und Hänseln auf Schritt und Tritt verfolgten.
    Sie lachte, verspürte jedoch eine leise Beklommenheit. Bei dem Gedanken an ein weiteres Baby bekam sie regelmäßig das Gefühl, atemlos und mit
verkrampftem Bauch am höchsten Punkt einer Achterbahn zu schweben, hin und her gerissen zwischen freudiger Erregung und Schrecken. Vor allem jetzt, wo sich die Erinnerung an ihre Liebkosungen noch sanft und schwer wie Quecksilber in ihrem Bauch bewegte.
    Roger schien ihre gemischten Gefühle zu spüren, denn er vertiefte das Thema nicht weiter, sondern griff nach ihrer Hand und hielt sie mit seinen großen warmen Fingern fest. Die Sonne war noch nicht lange verschwunden, doch die Luft war schon kalt, und in den Bodenmulden hingen die letzten Spuren der Winterkälte.
    »Aber was ist dann mit Fergus?«, fragte er und nahm einen früheren Gesprächsfaden wieder auf. »Nach allem, was ich höre, hatte er auch keine schöne Kindheit, aber er kommt mir doch sehr zivilisiert vor.«
    »Meine Tante Jenny hat ihn aufgezogen, seit er zehn war«, widersprach sie. »Du hast sie ja noch nicht kennen gelernt, aber glaube mir, sie hätte Adolf Hitler zivilisieren können, wenn sie es sich in den Kopf gesetzt hätte. Außerdem ist Fergus in Paris aufgewachsen, nicht im Hinterland – selbst wenn es ein Bordell war. Und nach dem, was Marsali mir erzählt, klingt es nach einem ziemlich erstklassigen Bordell.«
    »Oh, aye? Was erzählt sie dir denn?«
    »Oh, nur Geschichten, die er ihr im Lauf der Zeit erzählt hat. Über

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