Ein Hauch von Schnee und Asche
Kleider und Kinder?«
In dieser Bemerkung steckte ein gutes Maß an angedeuteter Kritik – Brianna verhielt sich zweifellos um einiges unverblümter als es sich geziemte -, doch für den Moment ignorierte er das. Er war auf Robins Wohlwollen angewiesen.
»Nun, jede Frau hat ihre Vorlieben«, beschied er ihn nachsichtig. »Selbst unsere Lizzie, nehme ich an – aber darum wird sich Manfred ja sicher kümmern. Ist er gerade in Salisbury? Oder in Hillsboro?«
Robin McGillivray war beileibe kein Dummkopf. Er zog bei diesem abrupten Themenwechsel eine Augenbraue hoch, verkniff sich aber jede Bemerkung. Stattdessen schickte er Heinrich ins Haus, um ihnen Bier zu holen, und wartete, bis der Junge verschwunden war, bevor er sich erwartungsvoll erneut an Jamie wandte.
»Ich brauche dreißig Musketen, Robin«, sagte dieser ohne Umschweife. »Und ich brauche sie schnell – innerhalb von drei Monaten.«
Das Gesicht des Büchsenmachers wurde vor Erstaunen so ausdruckslos, dass es geradezu komisch war, jedoch nur für eine Sekunde. Dann kniff er die Augen zu, schloss abrupt den Mund und setzte seine übliche Miene sardonischen Humors wieder auf.
»Willst wohl deine eigene Armee gründen, was, Mac Dubh ?«
Jamie lächelte nur, ohne zu antworten. Wenn es sich herumsprach, dass er vorhatte, seine Pächter zu bewaffnen und als Reaktion auf Richard Browns Übeltaten sein eigenes Komitee aufzustellen, konnte das nicht schaden, sondern es würde ihm möglicherweise sogar von Nutzen sein. Falls allerdings herauskam, dass der Gouverneur heimlich daran arbeitete, die Wilden zu bewaffnen, für den Fall, dass er einen bewaffneten Aufstand im
Hinterland niederschlagen musste, und dass er, Jamie Fraser, dabei seine rechte Hand war… so würde dies ein exzellenter Weg sein, sein Leben zu verlieren und sein Haus niederbrennen zu sehen, ganz zu schweigen von den restlichen Problemen, die sich daraus ergeben konnten.
»Wie viele kannst du für mich auftreiben, Robin? Und wie schnell?«
Der Büchsenmacher überlegte blinzelnd, dann warf er ihm einen raschen Seitenblick zu.
»Bargeld?«
Er nickte und sah, wie sich Robins Lippen zu einem tonlosen Pfiff des Erstaunens spitzten. Robin wusste genauso gut wie jeder andere, dass er keine größeren Geldsummen besaß – doch der Büchsenmacher schwieg. McGillivray bohrte konzentriert die Schneidezähne in seine Unterlippe, dann entspannte er sich.
»Ich kann in Salisbury und Salem sechs, vielleicht sieben zusammenbekommen. Brugge -« das war der Büchsenmacher der Herrnhuther, »- könnte eine oder zwei beisteuern, wenn er wüsste, dass es für dich ist…« Er sah, wie Jamie kaum merklich den Kopf schüttelte, und nickte resigniert. »Aye, nun gut, vielleicht also sieben. Und Manfred und ich schaffen vielleicht noch drei – du willst doch nur Musketen, nichts Besonderes?« Sein Humor von vorhin blitzte noch einmal auf, als er mit dem Kopf auf Briannas Zeichnung wies.
»Nichts Besonderes«, bestsätigte Jamie lächelnd. »Das macht dann zehn.« Er wartete. Robin ergab sich seufzend in sein Schicksal.
»Ich höre mich um«, sagte er. »Aber es wird nicht leicht sein. Vor allem, wenn du nicht möchtest, dass dein Name damit in Zusammenhang gebracht wird – und ich vermute, das möchtest du nicht.«
»Du bist ein Mann von seltener Klugheit und Diskretion, Robin«, versicherte ihm Jamie ernst und brachte ihn damit zum Lachen. Allerdings stimmte es; Robin McGillivray hatte in Culloden an seiner Seite gefochten, hatte drei Jahre mit ihm zusammen in Ardsmuir verbracht; Jamie hätte ihm jederzeit sein Leben anvertraut – wie er es gerade tat. Allmählich wünschte er sich, das Schwein hätte MacDonald doch gefressen, verdrängte diesen unwürdigen Gedanken jedoch, trank das Bier, das Heinrich ihnen brachte und plauderte über Belanglosigkeiten, bis die Höflichkeit es ihm gestattete, sich zu verabschieden.
Er hatte Gideon geritten, um MacDonald zu Pferd Gesellschaft zu leisten, hatte aber vor, ihn bei Dai Jones im Stall zu lassen. Als Ergebnis eines komplexen Tauschhandels würde Gideon John Woolam’s Scheckstute decken – und dann zurückgebracht werden, wenn Woolam vom Bear Creek zurückkehrte. Und wenn im Herbst die Ernte eingebracht war, würde Jamie einen Fuder Gerste kassieren, und Dai würde für seine Hilfe eine Flasche Whisky erhalten.
Nachdem er sich kurz mit Dai unterhalten hatte – er war sich nie sicher,
ob der Schmied wirklich kein Mann für viele Worte war, oder ob er
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