Ein Hauch von Schnee und Asche
nein, Ma’am«, krächzte er. »Bewahre! Das war nur das eine Mal, weil ich unreife Äpfel gegessen hatte.« Er verschluckte sich wieder, hustete, setzte sich gerade hin und räusperte sich.
»Könnten wir uns bitte nicht über meine Verdauung unterhalten, Ma’am?«, fragte er flehend. »Zumindest nicht beim Frühstück?«
Ich konnte spüren, wie Lizzie neben mir vor Belustigung vibrierte, doch sie hielt den Blick auf ihren Teller gesenkt, um ihn nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen.
»Natürlich«, sagte ich und lächelte. »Ich hoffe, Ihr bleibt ein paar Tage, Bobby?« Er war tags zuvor angekommen und hatte die übliche Sammlung von Briefen und Zeitungen von Lord John mitgebracht – gemeinsam mit einem Paket, das ein wunderbares Geschenk für Jemmy enthielt; einen Schachtelteufel mit einer Spieluhr, den Lord Johns Sohn Willie eigens aus London geschickt hatte.
»O ja, Ma’am«, versicherte er mir mit vollem Mund. »Seine Lordschaft hat gesagt, ich sollte sehen, ob Mr. Fraser einen Brief für mich hat, also muss ich doch auf ihn warten, nicht wahr?«
»Natürlich.« Jamie und Ian waren letzte Woche zu den Cherokee aufgebrochen; es würde wahrscheinlich noch eine Woche dauern, bis sie zurückkamen. Zeit genug für meine Experimente.
»Gibt es irgendetwas, Ma’am, womit ich Euch zu Diensten sein könnte«, fragte Bobby. »Da ich sowieso hier bin, meine ich, und Mr. Fraser und Mr. Ian nicht?« Diese Worte hatten einen leisen Unterton der Genugtuung; er vertrug sich gut mit Ian, doch es bestand kein Zweifel, dass er es vorzog, Lizzies Aufmerksamkeit ganz für sich allein zu haben.
»Nun, ja«, sagte ich und aß einen Löffel Porridge. »Da Ihr es selbst erwähnt, Bobby…«
Als ich es ihm erklärt hatte, sah Bobby zwar immer noch gesund aus, aber um einiges weniger blühend.
»Mich in den Schlaf versetzen«, wiederholte er unsicher. Er sah Lizzie an, die zwar ebenfalls leicht unsicher wirkte, aber zu sehr daran gewöhnt war, unvernünftige Aufträge zu bekommen, als dass sie mir widersprochen hätte.
»Ihr werdet nur ganz kurz schlafen«, versicherte ich ihm. »Wahrscheinlich merkt Ihr es gar nicht.«
Aus seinem Gesicht sprach beträchtliche Skepsis, und ich konnte sehen, wie er nach einer Entschuldigung angelte. Doch ich hatte diesen Trick vorausgeahnt und spielte jetzt meine Trumpfkarte aus.
»Es ist nicht nur, weil ich die Dosis bestimmen muss«, sagte ich. »Ich kann nicht gleichzeitig einen Patienten operieren und ihm den Äther verabreichen – zumindest ist es schwierig. Malva Christie wird mir assistieren; sie braucht Erfahrung.«
»Oh«, sagte Bobby nachdenklich. »Miss Christie.« Sein Gesicht nahm einen sanften, verträumten Ausdruck an. »Nun. Ich möchte Miss Christie natürlich nicht vor den Kopf stoßen.«
Lizzie stieß einen dieser ökonomischen schottischen Kehllaute aus, die in zwei Silben zugleich Hohn, Verachtung und deutliche Missbilligung ausdrücken konnten.
Bobby blickte fragend auf, ein Stückchen Pastete auf seiner Gabel.
»Hast du etwas gesagt?«
»Wer, ich?«, sagte sie. »Natürlich nicht.« Sie stand abrupt auf, trug ihre Schürze vor sich her, schüttelte die Krümel ins Feuer und wandte sich an mich.
»Wann wollt Ihr es tun?«, fragte sie fordernd, bevor sie nachträglich noch »Ma’am« anfügte.
»Morgen früh«, sagte ich. »Es muss auf leeren Magen sein, also machen wir es als Erstes, vor dem Frühstück.
»Schön!«, sagte sie und stampfte hinaus.
Bobby sah ihr blinzelnd nach und wandte sich dann verwirrt an mich.
»Habe ich etwas gesagt?«
Mrs. Bug sah mir wissend ins Gesicht.
»Gar nichts, Junge«, sagte sie und deponierte eine frische Portion Rührei auf seinem Teller. »Esst auf. Ihr werdet Eure Kraft brauchen.«
Mit ihrer üblichen Kunstfertigkeit hatte Brianna die Maske nach meinen Spezifikationen angefertigt. Sie bestand aus miteinander verwobenen Eichenholzstreifen. Die Konstruktion war einfach, eine Art Doppelkäfig, dessen Hälften man mittels eines Scharniers aufklappen konnte, um eine dicke Schicht Baumwolle dazwischenzuschieben und sie dann wieder zu schließen. Das Ganze war geformt wie eine Catchermaske, die um Mund und Nase des Patienten passte.
»Nehmt genug Äther, um die Baumwolle ganz zu durchfeuchten«, wies ich Malva an. »Wir wollen ja, dass er schnell wirkt.«
»Aye, Ma’am. Oh, das riecht aber unangenehm, nicht wahr?« Sie wandte das Gesicht halb ab und schnüffelte vorsichtig, während sie den Äther auf die
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