Ein Hauch von Schnee und Asche
eine Geschichte über ein berühmtes Ballspiel, das er bei den Mohawk oft gespielt hatte. Ließ Jamie in Ruhe sitzen, eingehüllt in Rauch.
Vierzehn Männer. Und erinnerte sich an kein einziges Gesicht. Und dieser Daumen, der sich nicht entscheiden konnte. Was mochte er damit meinen? Dass er mit noch einem Mann gekämpft hatte, aber nicht bis zum Allerletzten?
Er hatte Angst davor, nur daran zu denken. Wusste nicht, was er mit der Erinnerung anfangen sollte. Gleichzeitig war er sich jedoch eines Gefühls der Ehrfurcht bewusst. Und war trotz allem dankbar, wenigstens das zurückzuhaben.
Es war sehr spät, und die meisten Männer hatten sich in ihre eigenen Häuser begeben oder lagen gemütlich am Feuer und schliefen. Ian hatte sich vom Feuer entfernt, war aber noch nicht zurück. Doch Cameron war noch da und rauchte jetzt seine eigene Pfeife, die er allerdings mit Bird teilte.
»Es gibt da etwas, das ich Euch sagen möchte«, sagte Jamie abrupt inmitten des schläfrigen Schweigens. »Euch beiden.« Bird zog langsam und fragend die Augenbrauen hoch, trunken vom Tabak.
Er hatte nicht gewusst, dass er vorhatte, es zu sagen. Er hatte vorgehabt, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten – wenn er überhaupt etwas sagte. Vielleicht war es die Enge des Hauses, die Dunkelheit und Intimität am Feuer oder die Wirkung des Tabaks. Vielleicht nur die Seelenverwandtschaft eines Heimatlosen mit jenen, denen das gleiche Schicksal bevorstand. Doch er hatte den Anfang gemacht; jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als ihnen zu erzählen, was er wusste.
»Die Frauen in meiner Familie sind -«, er suchte nach Worten, da er den richtigen Cherokeeausdruck nicht kannte, »Frauen, die im Traum sehen, was kommen wird.« Er warf einen raschen Blick auf Cameron, der sich anscheinend davon nicht aus der Ruhe bringen ließ, denn er nickte und schloss die Augen, um seine Lungen mit Rauch zu füllen.
»Dann haben sie das zweite Gesicht?«, fragte er neugierig.
Jamie nickte; eine bessere Erklärung fiel ihm nicht ein.
»Sie haben etwas gesehen, das die Tsalagi betrifft. Meine Frau und meine Tochter haben es beide gesehen.«
Als er das hörte, merkte Bird auf. Träume waren wichtig; es war etwas Außergewöhnliches und daher besonders Wichtiges, wenn mehrere Personen dasselbe träumten.
»Es schmerzt mich, es Euch zu sagen«, sagte Jamie, und es war ihm Ernst. »In fünfzig Jahren werden die Tsalagi von ihrem Land geholt und an einen neuen Ort gebracht. Viele werden auf dieser Reise sterben, so dass der Weg, den sie gehen…«, er suchte nach dem Wort für »Tränen«, fand es nicht und schloss: »…›der Marsch, auf dem sie weinten‹ genannt werden wird.«
Bird spitzte die Lippen, als wollte er an der Pfeife ziehen, doch sie rauchte unbeachtet in seiner Hand vor sich hin.
»Wer wird das tun?«, fragte er. »Wer kann das tun?«
Jamie holte tief Luft; hier kam das Problem. Und doch – es war so viel weniger problematisch, als er gedacht hatte, jetzt, da er einmal dabei war.
»Es werden Weiße sein. Aber es werden nicht die Männer des Königs sein.«
»Die Franzosen?«, sagte Cameron mit einem Hauch von Ungläubigkeit, doch er runzelte trotzdem die Stirn, während er versuchte, sich vorzustellen, wie es dazu kommen sollte. »Oder sind die Spanier gemeint? Die Spanier sind uns um einiges näher – aber sie sind nicht so viele.« Spanien hatte immer noch das Land südlich von Georgia und Teile der Westindischen Inseln in Besitz, doch die Engländer hatten Georgia fest in der Hand, und es schien kaum wahrscheinlich, dass die Spanier nach Norden vorrücken würden.
»Nein. Keine Spanier, keine Franzosen.« Er wünschte aus mehr als einem Grund, Ian wäre noch da. Doch er war es nicht, und so würde er weiter mit der Tsalagisprache kämpfen müssen – die eine interessante Sprache war, in der er sich jedoch nur über konkrete Dinge fließend unterhalten konnte… und deren Zukunft sehr begrenzt war.
»Was sie mir sagen – was meine Frauen sagen -« Er versuchte angestrengt, sinnvolle Worte zu finden. »Wenn sie etwas in ihren Träumen sehen, dann wird es auch geschehen, wenn es viele Menschen betrifft. Aber sie glauben, dass es nicht geschehen muss, wenn es nur wenige oder einen Menschen betrifft.«
Bird blinzelte verwirrt – kein Wunder. Grimmig versuchte er erneut, es zu erklären.
»Es gibt große Ereignisse, und es gibt kleine Ereignisse. Ein großes Ereignis ist ein Ereignis wie zum Beispiel eine große Schlacht oder der
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