Ein Hauch von Schnee und Asche
und so begann er in Schottland – und Culloden. Sprach von Trauer. Von dem, was verloren war. Von Angst.
Wandte sich dann von der Vergangenheit der Zukunft zu, in der er erneut diese drei Gespenster lauern sah, kalte Gestalten, die aus dem Nebel auf ihn zukamen und ihn mit leeren Augen ansahen.
Unter ihnen stand noch eine Gestalt – Jack Randall – zu seiner Verwirrung sowohl rechts als auch links. Diese Augen waren nicht leer, sondern lebendig, gebannt in einem verschwommenen Gesicht. Hatte er den Mann getötet oder nicht? Wenn ja, wurde er von seinem Geist verfolgt? Oder wenn nicht, war es der Gedanke an unerfüllte Rache, der ihn verfolgte, ihn mit dieser unvollkommenen Erinnerung quälte?
Doch während er sprach, schien er sich irgendwie ein kleines Stück über seinen eigenen Körper zu erheben und sich selbst ruhen zu sehen, mit offenen Augen, die nach oben blickten, sein Haar ein dunkel flammender Heiligenschein rings um seinen Kopf, vom Silber des Alters durchzogen. Und dort sah er, dass er einfach nur war , in einem Zwischenraum, für sich. Und völlig allein. In Frieden.
»In meinem Herzen ist kein Raum für böse Geister«, sagte er und hörte seine eigene Stimme langsam aus weiter Ferne sprechen. »Sie können mir nichts anhaben. Möglich, dass noch andere kommen, doch nicht diese. Nicht hier. Nicht jetzt.«
»Ich verstehe«, flüsterte die alte Frau und fuhr fort, ihm die Haare zu kämmen, und der weiße Rauch stieg lautlos aus dem Loch, dem Himmel entgegen.
45
Böses Blut
Juni 1774
Ich setzte mich auf die Fersen zurück, müde, aber zufrieden. Mein Rücken schmerzte, meine Knie ächzten wie Scharniere, meine Fingernägel waren mit Schmutz verkrustet, und Haarsträhnen klebten mir an Wangen und Hals – aber die kommende Ernte an Stangenbohnen, Zwiebeln, Rüben und Radieschen war gepflanzt, die Kohlbeete vom Unkraut befreit und gelichtet. Und ich hatte ein Dutzend große Erdnussbüsche aus dem Boden gezogen und zum Trocknen an die Gartenpalisaden gehängt, wo sie vor marodierenden Eichhörnchen sicher waren.
Ich blinzelte zur Sonne auf; sie stand noch über den Kastanien. Vor dem Abendessen war also noch genug Zeit für ein oder zwei letzte Erledigungen. Ich stand auf, ließ den Blick über mein kleines Königreich schweifen und debattierte mit mir selbst darüber, wo ich die verbleibende Zeit am besten verbrachte. Die Katzenminze und Zitronenmelisse jäten, die das andere Ende des Gartens zu überwuchern drohten? Körbeweise fein verrotteten Mist von dem Haufen hinter der Scheune anschleppen? Nein, das war Männerarbeit.
Kräuter? Meine drei französischen Lavendelsträucher reichten mir bis zum Knie und waren voller dunkelblauer Knötchen auf schmalen Stielen, und die Schafgarbe stand in voller Blüte mit Spitzenmusterdolden in Weiß, Rot und Gelb. Ich rieb mir die juckende Nase und versuchte, mich daran zu erinnern, ob dies die richtige Mondphase zum Schneiden von Schafgarbe war. Lavendel und Rosmarin sollten allerdings am Morgen geschnitten werden, wenn die flüchtigen Öle mit der Sonne aufgestiegen waren; sie waren nicht so aromatisch, wenn man sie später am Tag erntete.
Nieder mit der Minze also. Ich griff nach der Hacke, die ich an den Zaun gelehnt hatte, sah ein Gesicht durch den Zaun grinsen und fuhr zurück. Das Herz hüpfte mir in die Kehle.
»Oh!« Mein Besucher, der nicht minder erschrak, war ebenfalls zurückgefahren. »Bitte, Ma’am! Ich wollte Euch nicht erschrecken.«
Es war Manfred McGillivray, der schüchtern durch die Prunkwinden und die Yamswurzelranken linste. Er war heute Morgen aufgetaucht und hatte ein in Segeltuch gewickeltes Bündel mitgebracht, das mehrere Musketen für Jamie enthielt. »Ist schon gut.« Ich bückte mich, um die Hacke aufzuheben. »Seid Ihr auf der Suche nach Lizzie? Sie ist im -«
»Ach, nein, Ma’am. Das heißt, ich – könnte ich etwas mit Euch besprechen, Ma’am?«, fragte er abrupt. »Allein vielleicht?«
»Natürlich. Kommt herein; wir können uns unterhalten, während ich arbeite.«
Er nickte und schritt am Zaun entlang, um durch das Törchen einzutreten. Was mochte er von mir wollen, fragte ich mich. Er trug Mantel und Stiefel, beides mit Staub bedeckt, und seine Hose war stark zerknittert; er war also weit geritten und kam nicht von zu Hause – und er war noch nicht im Haus gewesen; Mrs. Bug hätte ihn kräftig entstaubt.
»Woher kommt Ihr?«, fragte ich und bot ihm den Schöpflöffel aus meinem Wassereimer an. Er nahm
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