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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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war.
    Sie hatten die kleine Lichtung erreicht, wo das Wasser über die Kante eines Felsens rann, den seine Tochter als Serpentin bezeichnete – das Gestein, dessen sanftes Grün der Quelle ihren Namen gab; dies und die dicke grüne Moosschicht, die es umrandete.
    Er wies sie mit einer Geste an, sich zuerst hinzuknien und etwas zu trinken. Das tat sie und legte die Hände vor das Gesicht und schloss die Augen, selig über den Geschmack des kalten, süßen Wassers. Sie schluckte, schöpfte noch mehr Wasser mit den Händen und trank es beinahe gierig. Sie war sehr hübsch, dachte er belustigt, und auf das Mädchen mit dem zarten Kinn und den rosa Ohrläppchen, die aus ihrer Haube lugten, traf das Wort viel eher zu als auf den Geist der Berge. Ihre Mutter musste wunderschön gewesen sein, dachte er – und es war ein Glück für das Mädchen, dass sie nicht mehr von ihrem Vater hatte als ihre grauen Augen.
    Sie hockte sich auf die Fersen und atmete tief durch, dann rückte sie zur Seite und forderte ihn kopfnickend auf, sich ebenfalls hinzuknien und zu trinken. Der Tag war zwar nicht heiß, aber der Aufstieg zur Quelle war steil, und er ließ das kalte Wasser dankbar durch seine Kehle rinnen.
    »Ich bin noch nie in den Highlands gewesen«, sagte Malva und betupfte sich mit einer Ecke ihres Halstuchs das Gesicht. »Manche Leute sagen aber, hier ist es so ähnlich. Meint Ihr das ebenfalls, Sir?«
    Er schüttelte sich das Wasser von den Fingern und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht.
    »Ein wenig. Manche Stellen. Der Great Glen und der Wald – aye, das ist so wie hier.« Er deutete mit dem Kinn auf die murmelnden, harzduftenden Bäume, die sie umringten. »Aber hier gibt es keinen Farn. Und natürlich keinen Torf. Und keine Heide; das ist der größte Unterschied.«

    »Man hört Geschichten – von Männern, die sich im Heidekraut versteckt halten. Habt Ihr das auch je getan, Sir?« Grübchen erschienen auf ihren Wangen, und er wusste nicht, ob sie ihn necken wollte oder nur Konversation betrieb.
    »Hin und wieder«, sagte er und lächelte sie an, während er sich erhob und sich die Kiefernnadeln vom Kilt strich. »Auf der Rotwildjagd, aye? Hier, ich zeige Euch die Pilze.«
    Die Pilze wuchsen dicht gedrängt am Fuß einer Eiche, keine drei Meter von der Quelle entfernt. Einige hatten bereits ihre Lamellen geöffnet und begonnen, sich dunkel zu färben und einzurollen; der Boden in ihrer Nähe war mit ihren Sporen übersät, die als braunes Pulver auf dem glänzenden, knisternden Laub des letzten Jahres lagen. Doch die frischeren Pilze waren noch hell, tieforange und fleischig.
    Er ließ sie mit einem freundlichen Wort dort allein und begann den Abstieg zu dem schmalen Pfad, während er über die Frau nachdachte, die Tom Christie geliebt und verlassen hatte.

49
    Des Nordwinds Gift
    Juli 1774
     
    Brianna stieß mit dem scharfen Ende des Spatens in den Uferschlamm und löste einen Lehmklumpen, der die Farbe von Schokotoffee hatte. Sie hätte sehr gut ohne die Erinnerung an etwas zu essen leben können, dachte sie und schleuderte den Klumpen grunzend in die Strömung. Sie zog ihr durchnässtes Hemd hoch und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn. Sie hatte seit heute Vormittag nichts mehr gegessen, und jetzt war es später Nachmittag. Nicht, dass sie vorhatte, vor dem Abendessen aufzuhören. Roger war oben auf dem Berg und half Amy McCallum, ihren Schornstein wieder aufzubauen, und die Jungen waren zum Haupthaus gegangen, um sich von Mrs. Bug mit Honigbroten füttern und von vorn bis hinten verwöhnen zu lassen. Sie würde mit dem Essen warten; hier war noch zu viel zu tun.
    »Brauchst du Hilfe, Schatz?«
    Sie blinzelte in die Sonne und hielt sich dann die Hand über die Augen. Ihr Vater stand über ihr auf dem Ufer und betrachtete ihre Bemühungen mit einem Ausdruck, der gefährlich nach Belustigung aussah.
    »Sehe ich so aus , als ob ich Hilfe brauche?«, fragte sie gereizt und fuhr sich mit dem schlammverschmierten Handrücken über das Kinn.

    »Aye, das tust du.«
    Er war angeln gewesen, barfuß und nass bis zu den Oberschenkeln. Er lehnte seine Angelrute an einen Baum und schwang den Korb, dessen Schilfgeflecht vom Gewicht seines Fangs ächzte, von seiner Schulter. Dann hielt er sich an einem Baumschössling fest, um das Gleichgewicht zu behalten, und begann, das rutschige Ufer hinunterzugleiten. Seine nackten Zehen glitschten durch den Schlamm.
    »Warte – zieh dein Hemd aus!« Sie erkannte

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