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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ich ganz genau, mo nighean donn .«

48
    Judasohren
    Obwohl er ihre Sorge als unnötig abgetan hatte, hatte Jamie seiner Frau versprochen, sich der Angelegenheit anzunehmen, und ein paar Tage später bekam er die Gelegenheit, mit Malva Christie zu sprechen.
    Auf dem Rückweg von Kenny Lindsays Hütte stieß er auf eine Schlange, die sich vor ihm im Staub des Weges zusammengerollt hatte. Sie war relativ groß, aber bunt gestreift – also keine von den giftigen Vipern. Dennoch, er konnte nicht dagegen an; ihm grauste vor Schlangen, und er wollte sie weder mit den Händen aufheben, noch über sie hinwegtreten. Wahrscheinlich hatte sie ja nicht die geringste Lust, ihm in den Kilt zu fahren – aber vielleicht ja doch. Unterdessen blieb die Schlange hartnäckig im Laub eingerollt liegen und reagierte weder, als er »Kusch!« rief, noch als er mit dem Fuß aufstampfte.
    Er trat einen Schritt zur Seite, fand eine Erle und schnitt sich einen ordentlichen Stock ab, mit dem er das Tier zielsicher vom Weg in den Wald eskortierte. Beleidigt schoss die Schlange mit Höchstgeschwindigkeit in einen Schneeballstrauch, und im nächsten Moment kam ein lauter Schrei von der anderen Seite des Strauchs.
    Er rannte um das Gewächs herum und traf Malva Christie bei dem verzweifelten, aber erfolglosen Versuch an, die aufgebrachte Schlange mit einem großen Korb zu zerquetschen.
    »Ist ja gut, Kleine, lasst sie laufen.« Er ergriff sie am Arm, woraufhin eine Hand voll Pilze aus ihrem Korb purzelte, und die Schlange verzog sich indigniert, um sich ein ruhigeres Plätzchen zu suchen.

    Er hockte sich auf den Boden und sammelte die Pilze für sie auf, während sie nach Luft schnappte und sich mit ihrem Schürzensaum Luft zufächelte.
    »Oh, danke, Sir«, sagte sie mit bebender Brust. »Ich habe solche Angst vor Schlangen.«
    »Och, das war aber doch nur eine kleine Königsnatter«, sagte er und stellte sich ungerührt. »Gute Rattenjäger – habe ich gehört.«
    »Das kann ja sein, aber sie können gemein beißen.« Sie erschauerte kurz.
    »Aber sie hat Euch doch nicht gebissen. Oder?« Er stand auf und warf ihr die letzten Pilze in den Korb, und sie bedankte sich mit einem Knicks.
    »Nein, Sir.« Sie rückte ihre Haube zurecht. »Aber Mr. Crombie. Gully Dornan hat eine in einer Schachtel zum letzten Sonntagsgebet mitgebracht, nur aus Schabernack, denn er wusste, dass die Textstelle ›In meinem Namen werden sie Schlangen vertreiben‹ sein würde. Ich glaube, er hatte vor, sie während des Gebets freizulassen.« Sie grinste beim Erzählen und ließ das Erlebte noch einmal Revue passieren.
    »Aber Mr. Crombie hat ihn mit der Schachtel gesehen und hat sie ihm abgenommen, ohne zu wissen, was sie enthielt. Nun ja – Gully hat die Schachtel geschüttelt, um die Schlange wach zu halten, und als Mr. Crombie sie geöffnet hat, kam die Schlange wie ein Schachtelteufel herausgefahren und hat Mr. Crombie in die Lippe gebissen.«
    Jamie musste ebenfalls lächeln.
    »Wirklich? Ich kann mich gar nicht erinnern, davon gehört zu haben.«
    »Nun, Mr. Crombie war furchtbar wütend«, sagte sie um Takt bemüht. »Ich kann mir vorstellen, Sir, dass es niemand weitererzählen wollte, aus Angst, dass er womöglich vor Wut platzt.«
    »Aye, ich verstehe«, sagte er trocken. »Und deswegen ist er auch nicht zu meiner Frau gekommen, um die Wunde von ihr versorgen zu lassen, nehme ich an.«
    »Oh, das würde er nie tun, Sir«, versicherte sie ihm kopfschüttelnd. »Nicht einmal, wenn er sich aus Versehen die Nase abschneiden würde.«
    »Nicht?«
    Sie ergriff ihren Korb und blickte schüchtern zu ihm auf.
    »Nun … nein. Einige Leute sagen, dass Eure Frau eine Hexe ist, wusstet Ihr das?«
    Sein Bauch verkrampfte sich unangenehm, wenn es ihn auch nicht überraschte, das zu hören.
    »Sie ist Engländerin«, antwortete er ruhig. »Die Leute werden sich so etwas immer über Fremde erzählen, vor allem, wenn es um eine Frau geht.« Er sah sie von der Seite an, doch sie hatte den Blick bescheiden auf ihren Korb gesenkt. »Ihr glaubt es doch auch, oder?«
    Bei diesen Worten sah sie mit großen Augen auf.
    »Oh, nein, Sir! Niemals!«

    Ihre Worte klangen so aufrichtig, dass er trotz seines ernsten Vorhabens lächelte.
    »Nun, ich nehme an, es wäre Euch aufgefallen, so viel Zeit, wie Ihr in ihrem Sprechzimmer verbringt.«
    »Oh, ich wünsche mir nichts mehr als so zu sein wie sie, Sir!«, versicherte sie ihm und umklammerte des Griff ihres Korbes in hingerissener

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