Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Anbetung. »Sie ist so gütig und so schön, und sie weiß so viel! Ich möchte alles wissen, was sie mich lehren kann, Sir.«
    »Aye, schön. Sie hat mir schon oft erzählt, wie gut es ist, eine Schülerin wie Euch zu haben. Ihr seid ihr eine große Hilfe.« Er räusperte sich und fragte sich, wie er von diesen Nettigkeiten am besten zu der rüden Frage überging, ob sich ihr Vater an ihr verging. »Äh … stört es Euren Vater nicht, dass Ihr so viel Zeit bei meiner Frau verbringt?«
    Bei diesen Worten legte sich eine Wolke über ihre Miene, und sie senkte ihre langen Wimpern, um ihre taubengrauen Augen zu verbergen.
    »Oh. Nun ja. Er… er sagt nicht, dass ich nicht gehen darf.«
    Jamie machte ein unverbindliches Geräusch und geleitete sie mit einer Geste vor sich her auf den Weg zurück, wo er zunächst ohne weitere Fragen neben ihr herging, damit sie die Fassung zurückerlangen konnte.
    »Was glaubt Ihr, was Euer Vater tun wird«, erkundigte er sich und fuhr mit seinem Stock beiläufig durch ein Büschel Leinkraut, »wenn Ihr einmal heiratet und aus dem Haus seid? Gibt es eine Frau, auf die er eventuell ein Auge geworfen hat? Er würde doch wohl Hilfe brauchen.«
    Er beobachtete interessiert, dass sie bei diesen Worten die Lippen aufeinander presste und ihr eine leichte Röte in die Wangen stieg.
    »Ich habe nicht vor, in absehbarer Zeit zu heiraten, Sir. Wir werden schon zurechtkommen.«
    Ihre Antwort war so kurz, dass er nachhakte.
    »Nein? Aber Ihr habt doch wohl Verehrer – die jungen Männer machen Euch scharenweise schöne Augen; ich habe es selbst gesehen.«
    Sie errötete noch leuchtender.
    »Bitte, Sir, sagt so etwas nicht zu meinem Vater!«
    Das ließ eine kleine Alarmglocke in ihm schrillen – doch es war immer noch möglich, dass sie nur meinte, dass Tom ein strenger Vater war, der über die Tugend seiner Tochter wachte. Und er wäre bis ins Mark erstaunt gewesen, wenn er erfahren hätte, dass Christie sanftmütig, duldsam oder in Bezug auf solche Verantwortlichkeiten irgendwie weichherzig war.
    »Das werde ich nicht tun«, sagte er nachsichtig. »Es war nur ein Scherz. Ist Euer Vater denn so streng?«
    Jetzt sah sie ihn an, sehr direkt.
    »Ich dachte, Ihr kennt ihn, Sir.«
    Bei diesen Worten lachte er los, und nach kurzem Zögern fiel sie mit einem Zwitschern ein, das wie die Vögel in den Bäumen klang.

    »Ich kenne ihn, ja«, sagte er, als er sich erholte. »Er ist ein guter Mann, Tom – wenn auch etwas mürrisch.«
    Er beobachtete die Wirkung dieser Worte. Ihr Gesicht war zwar noch gerötet, doch es lag zugleich die Spur eines Lächelns auf ihren Lippen. Das war gut.
    »Nun gut«, sprach er beiläufig weiter, »habt Ihr genug von den Judasohren hier?« Er wies auf ihren Korb. »Ich habe gestern eine ganze Menge davon gesehen, oben an der Grünen Quelle.«
    »Oh, wirklich?« Sie blickte interessiert auf. »Wo denn?«
    »Ich bin dorthin unterwegs«, sagte er. »Kommt mit, wenn Ihr möchtet, ich zeige es Euch.«
    Sie bahnten sich ihren Weg über den Bergkamm und unterhielten sich über Belanglosigkeiten. Dann und wann kam er auf ihren Vater zurück und stellte fest, dass sie Tom gegenüber keinerlei Unwohlsein zu empfinden schien – nur einen klugen Respekt vor seinen Launen und seinem Temperament.
    »Und Euer Bruder«, sagte er an einem Punkt nachdenklich. »Glaubt Ihr, er ist zufrieden? Oder wird er gehen wollen, vielleicht hinunter an die Küste? Ich weiß, dass er im Grunde seines Herzens kein Bauer ist, oder?«
    Sie prustete los, schüttelte aber den Kopf.
    »Nein, Sir, das ist er nicht.«
    »Welche Arbeiten hat er denn getan? Ich meine, er ist doch auf einer Plantage aufgewachsen, oder?«
    »O nein, Sir.« Sie sah überrascht zu ihm auf. »Er ist in Edinburgh aufgewachsen. Genau wie ich.«
    »Wie kam denn das? Tom sagt, er hat in den Kolonien geheiratet.«
    »Oh, das hat er auch, Sir«, versicherte sie ihm hastig. »Aber seine Frau war keine Leibeigene; sie ist nach Schottland zurückgekehrt.«
    »Ich verstehe«, sagte er nachsichtig, als er merkte, dass ihre Röte erneut zunahm und sie die Lippen fest aufeinander gepresst hatte. Tom hatte gesagt, seine Frau sei gestorben. Nun, wahrscheinlich war es auch so, nur eben in Schottland, nachdem sie ihn verlassen hatte. So stolz, wie Christie war, wunderte es ihn kaum, dass der Mann nicht zugegeben hatte, von seiner Frau verlassen worden zu sein. Aber -
    »Ist es wahr, Sir, dass Euer Großvater Lord Lovat war? Den sie den Alten Fuchs genannt

Weitere Kostenlose Bücher