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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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schrie auf und hastete rückwärts. Seine Miene war so erschrocken, dass es komisch war, und die Menge brach in Gelächter aus.
    »Kommt zurück, Mann! Wenn Ihr den Wilden spielen wollt, braucht Ihr noch mehr Farbe!« Buchan hatte sich zur Flucht gewandt, doch die Menge war ihm im Weg. Jamie machte einen Satz mit dem Besen und erwischte ihn mitten auf dem Hosenboden. Buchan fuhr panisch in die Höhe, als er getroffen wurde, was noch mehr Gelächter und dann verächtliche Ausrufe hervorrief, als er die Umstehenden beiseite schubste und außer Reichweite stolperte.
    »Ihr anderen wollt wohl auch die Wilden spielen, wie?«, rief Jamie. Er fuhr mit dem Besen durch die dampfende Pfütze und ließ ihn im weiten
Bogen vor sich durch die Luft schwingen. Heiße Teertropfen flogen herum, und die Männer brüllten auf, schoben sich gegenseitig fort, um auszuweichen, und stießen sich dabei zu Boden.
    Ich wurde zur Seite gedrängt und prallte gegen ein Fass, das auf der Straße stand. Ich wäre hingefallen, wäre Jezebel nicht gewesen, die mich am Arm packte und mich scheinbar mühelos wieder hochzog.
    »Was für ein munterer Kerl«, sagte sie beifällig, den Blick fest auf Jamie gerichtet. »So einen Mann lobe ich mir!«
    »Ja«, schnaufte ich und hielt mir meinen geprellten Ellbogen. »Ich auch. Manchmal.«
    Diese Meinung schien von der Allgemeinheit jedoch nicht geteilt zu werden.
    »Übergebt ihn uns, Fraser, oder Ihr kriegt auch ein Federkleid. Verdammte Tories!«
    Der Ruf erklang in meinem Rücken, und als ich mich umdrehte, sah ich, dass der Sprecher gut vorbereitet war; er hatte ein Federkissen in der Hand, das bereits an einer Seite aufgerissen war, so dass es bei jeder Bewegung Daunenfedern spuckte.
    »Teert und federt sie alle!«
    Dieser Ausruf kam von oben, und als ich mich in die Richtung umdrehte, sah ich gerade noch, wie ein junger Mann die Fensterläden des Hauses gegenüber weit aufstieß. Er versuchte, ein Federbett durch das Fenster zu stopfen, wurde aber von der Dame des Hauses, deren Eigentum es war, aus Leibeskräften daran gehindert. Sie war ihm auf den Rücken gesprungen und hieb ihm ihre Teigspritze über den Schädel, während sie ihn kreischend verfluchte.
    Neben mir begann ein junger Mann zu gackern wie ein Huhn und schlug mit den Ellbogen, zur immensen Belustigung seiner Freunde, die ihn geschlossen nachahmten und jeden Appell an die Vernunft – nicht, dass es viel davon gab – übertönten.
    Auf der anderen Straßenseite erhob sich ein Schlachtruf.
    »Tory, Tory, Tory!«
    Der Grundton der Situation änderte sich, und zwar nicht zum Guten. Ich hob die Flinte ein Stückchen, unsicher, was ich tun sollte, aber sicher, dass ich etwas tun musste. Noch eine Minute, und sie würden sich auf ihn stürzen.
    »Gib mir das Gewehr«, sagte eine leise Stimme neben mir, und ich fuhr herum und sah Ian keuchend dastehen. Ich gab es ihm ohne das leiseste Zögern.
    »Reste d’retour!« , brüllte Jamie auf Französisch. »Oui, les tous!« Zurück, alle miteinander! Er mochte es der Menge zurufen, doch sein Blick war auf Ian gerichtet.
    Was zum Teufel hatte er – dann erblickte ich Fergus, der kräftige Ellbogenhiebe
austeilte, um seinen Platz ganz vorn in der Menge zu behaupten. Ian, der im Begriff gewesen war, das Gewehr zu heben, zögerte und hielt es fest.
    »Er hat Recht, warte!«, sagte ich drängend. »Nicht feuern, noch nicht.« Ich merkte jetzt, dass ein voreiliger Schuss mehr Schaden als Nutzen anrichten konnte. Man brauchte sich ja nur Bobby Higgins und das Massaker von Boston anzusehen. Ich hatte nicht den Wunsch, in Cross Creek ein Massaker zu erleben – schon gar nicht, wenn sich Jamie in seiner Mitte befand.
    »Ich schieße nicht – aber ich lasse auch nicht zu, dass sie ihn in die Hände bekommen«, knurrte Ian. »Wenn sie auf ihn losgehen -« Er brach ab, doch er hatte das Kinn vorgeschoben, und ich konnte trotz des Teergestanks seinen scharfen Schweiß riechen.
    Zum Glück war es zu einer kurzen Ablenkung gekommen. Die Hälfte der Menge drehte sich neugierig um, als von oben Geschrei erscholl.
    Ein anderer Mann – offenbar der Hausherr – war in dem Fenster aufgetaucht, hatte den ersten Mann zurückgerissen und boxte jetzt auf ihn ein. Dann verschwand das kämpfende Paar aus dem Blickfeld, und innerhalb von Sekunden verstummten die Geräusche der Auseinandersetzung, und das Geschrei der Frau erstarb. Das Federbett blieb schlaff und prosaisch halb im Zimmer, halb aus dem Fenster hängen.
    Die

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