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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ehrliches Spiel«, versicherte er ihr. »Wenn ich gewinne, gibt meine Frau Euch allen eine Spritze.«
    »Und wenn Ihr verliert?«
    »Ein Fass von meinem besten Whisky.«
    Sie zögerte noch einen Moment und fixierte ihn genau, während sie die Chancen abwägte. Er hatte immer noch einen Klecks Teer in den Haaren und Federn an seinem Rock, aber seine Augen waren tiefblau und arglos. Sie seufzte und streckte die Hand aus.
    »Abgemacht«, sagte sie.
     
    »Hast du gemogelt?«, fragte ich und klammerte mich an seinen Arm, um nicht zu stolpern. Inzwischen war es längst dunkel, und die einzige Beleuchtung der Straßen von Cross Creek waren die Sterne.

    »Das brauchte ich gar nicht«, sagte er und gähnte herzhaft. »Sie mag ja eine gute Hure sein, aber zum Kartenspiel hat sie kein Talent. Sie hätte Lanterloo wählen sollen; dazu braucht man vor allem Glück. Beim Bragspiel ist Können gefragt. Betrügen kann man beim’Loo auch leichter«, fügte er zwinkernd hinzu.
    »Was genau macht denn eine gute Hure aus?«, fragte ich neugierig. Mit der Frage nach den Qualifikationen für diesen Beruf hatte ich mich noch nie befasst, doch es musste wohl welche geben, abgesehen von der erforderlichen Anatomie und der Bereitschaft, diese zur Verfügung zu stellen.
    Er lachte über meine Frage, kratzte sich aber am Kopf und überlegte.
    »Nun, es hilft, wenn sie Männer wirklich mag, sie aber nicht allzu ernst nimmt. Und wenn sie gern ins Bett geht, ist das auch nicht schlecht.« »Autsch.« Ich war auf einen Stein getreten und hatte mich dabei fester an seinen Arm geklammert, genau an der Stelle, an der er sich vorhin mit Teer verbrannt hatte.
    »Oh, entschuldige. Ist es schlimm? Ich habe eine Salbe, die ich darauf schmieren kann, wenn wir wieder im Gasthaus sind.«
    »Och, nein. Nur ein paar Blasen, das wird schon wieder.« Er rieb sich vorsichtig den Arm, zuckte dann aber mit den Achseln, nahm mich am Arm und führte mich um die Ecke auf die Hauptstraße. Da es spät werden konnte, hatten wir schon vorher beschlossen, im MacLanahan’s King’s Inn zu übernachten, anstatt die lange Rückfahrt nach River Run auf uns zu nehmen.
    Der Geruch nach heißem Teer war in diesem Teil des Ortes nach wie vor allgegenwärtig, und der Abendwind wirbelte die Federn am Straßenrand zu kleinen Wehen zusammen; dann und wann schwebte eine Daunenfeder wie eine langsam fliegende Motte an meinem Gesicht vorbei.
    »Ich frage mich, ob sie immer noch dabei sind, Neil Forbes von den Federn zu befreien«, sagte Jamie mit einem Grinsen.
    »Vielleicht steckt ihn ja seine Frau einfach in einen Bezug und benutzt ihn als Kopfkissen«, meinte ich. »Nein, halt, er hat ja gar keine Frau. Sie werden ihn -«
    »Einen Gockel nennen und ihn im Garten einquartieren müssen, damit er sich den Hennen widmen kann«, schlug Jamie kichernd vor. »Krähen kann er ja gut, auch wenn seine Männlichkeit zu wünschen übrig lässt.«
    Er war nicht betrunken – nach den Injektionen hatten wir bei Mrs. Sylvie wässrigen Kaffee getrunken -, aber er war furchtbar müde; wir waren beide furchtbar müde und waren plötzlich in jenen Zustand der Erschöpfung verfallen, in dem einem noch der dümmste Witz unendlich lustig vorkommt, und wir stolperten schwankend weiter und lachten über zunehmend üblere Witze, bis uns die Augen tränten.
    »Was ist das?«, sagte Jamie und holte erschrocken durch die Nase Luft. »Was brennt denn hier?«

    Etwas Großes; der Himmel über den Hausdächern glühte weithin sichtbar, und der scharfe Geruch brennenden Holzes überlagerte plötzlich den stickigeren Geruch nach heißem Teer. Jamie rannte zur nächsten Straßenecke, und ich folgte ihm dicht auf den Fersen.
    Es war Mr. Simms’ Druckerei, die völlig in Flammen stand. Offenbar hatten seine politischen Gegner, ihrer Beute beraubt, beschlossen, ihre Feindseligkeit an seinem Besitz auszulassen.
    Ein Haufen Männer sammelte sich auf der Straße, genau wie schon vorhin. Wieder erschollen »Tory!«-Rufe, und ein paar von ihnen schwangen Fackeln. Andere Männer kamen rufend über die Straße auf das Feuer zugerannt. Ich fing auf, wie jemand »Gottverdammte Whigs!« rief, und dann stießen die beiden Gruppen drängelnd und prügelnd aufeinander.
    Jamie packte meinen Arm und schob mich dorthin zurück, woher wir gekommen waren, um die Ecke und außer Sichtweite. Mein Herz hämmerte, und ich bekam keine Luft; wir duckten uns unter einen Baum und blieben keuchend stehen.
    »Nun«, sagte ich nach einer kurzen

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