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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Pause, die mit dem Geschrei des Aufruhrs angefüllt war. »Dann wird sich Fergus wohl eine andere Beschäftigung suchen müssen. Ich weiß von einer Apotheke, die es hier billig zu kaufen gibt.«
    Jamie stieß ein leises Geräusch aus, das nicht ganz ein Lachen war.
    »Er wäre besser beraten, eine Partnerschaft mit Mrs. Sylvie einzugehen«, sagte er. »Das ist wenigstens ein Gewerbe, das mit Politik nichts zu tun hat. Komm, Sassenach – wir nehmen den langen Weg.«
    Als wir das Gasthaus endlich erreichten, trafen wir Ian auf der Veranda an, wo er nervös auf uns wartete.
    »Wo in Dreiteufelsnamen seid ihr gewesen ?«, wollte er streng wissen, und sein Verhalten erinnerte mich plötzlich an seine Mutter. »Wir haben die ganze Stadt nach dir durchkämmt, Onkel Jamie, und Fergus war sich schon sicher, dass du in die Randale geraten und verletzt worden oder umgekommen bist.« Er wies kopfnickend in Richtung der Druckerei; die Feuersbrunst erstarb jetzt langsam, obwohl sie immer noch hell genug war, um sein Gesicht zu beleuchten, dessen Stirn missbilligend gerunzelt war.
    »Wir haben gute Taten vollbracht«, versicherte ihm Jamie frömmelnd. »Und die Kranken besucht, wie es uns Christus aufgetragen hat.«
    »Oh, aye?«, erwiderte Ian mit beträchtlichem Zynismus. »Er hat uns aber auch aufgetragen, die Sträflinge im Gefängnis zu besuchen. Schade, dass ihr nicht dort angefangen habt.«
    »Was? Weshalb?«
    »Dieser Donner ist ausgebüchst, deshalb«, unterrichtete ihn Ian, dem es eine grimmige Freude zu bereiten schien, schlechte Nachrichten zu überbringen.
»Während der Auseinandersetzung heute Nachmittag. Der Gefängniswärter wollte den Spaß nicht verpassen und hat die Tür nicht ordentlich verriegelt; der Kerl ist einfach auf und davon spaziert.«
    Jamie holte tief Luft, dann atmete er langsam wieder aus, und der Rauch ließ ihn husten.
    »Aye, nun ja«, sagte er. »Also sind wir mit einer Druckerei und einem Dieb im Soll – aber mit vier Huren im Haben. Meinst du, das ist ein gerechter Tausch, Sassenach?«
    »Huren?«, rief Ian verblüfft aus. »Was denn für Huren?«
    »Mrs. Sylvies Huren«, sagte ich und sah ihn mir genauer an. Es lag etwas Gerissenes in seiner Miene, aber vielleicht war es nur das Licht. »Ian! Du hast doch nicht etwa…«
    »Aber natürlich hat er das, Sassenach«, sagte Jamie resigniert. »Sieh ihn dir doch an.« Ein schuldbewusster Ausdruck breitete sich auf Ians Gesicht aus wie ein Ölfilm auf dem Wasser und war selbst im flackernden Rotlicht des ersterbenden Feuers leicht auszumachen.
    »Ich habe herausgefunden, wo Manfred ist«, bot uns Ian hastig an. »Er ist flussabwärts gefahren und wollte sich in Wilmington ein Schiff suchen.«
    »Ja, das haben wir auch herausgefunden«, sagte ich ein wenig gereizt. »Wer war es? Mrs. Sylvie oder eines der Mädchen?«
    Sein großer Adamsapfel hüpfte nervös auf und ab.
    »Mrs. Sylvie«, sagte er leise.
    »Schön«, sagte ich. »Glücklicherweise habe ich noch etwas Penizillin übrig – und eine schöne stumpfe Spritze. Hinein mit dir, Ian, du gottloser Geselle, und herunter mit deiner Hose.«
    Mrs. MacLanahan, die in diesem Moment auf die Veranda trat, um sich zu erkundigen, ob wir gern noch ein Nachtmahl hätten, hörte dies mit und sah mich erschrocken an, doch ich hatte den Punkt überschritten, an dem mich das kümmerte.
    Etwas später lagen wir endlich in der Geborgenheit eines sauberen Betts, sicher vor dem Aufruhr und den Unruhen des Tages. Ich hatte das Fenster geöffnet, und ein schwacher Windhauch bewegte die schwere, heiße Luft. Ein paar graue Fussel drifteten sanft herein, Federn oder Asche, und kreiselten wie Schneeflocken zu Boden.
    Jamie hatte den Arm über mich gelegt, und ich konnte die weißlichen Rundungen der Blasen ausmachen, die einen Großteil seines Unterarms bedeckten. Die Luft war rau vom Brandgeruch, doch darunter lag der Teer wie eine ständige Bedrohung. Die Männer, die Simms’ Werkstatt angezündet hatten – und so dicht davor gewesen waren, auch Simms selbst und wahrscheinlich auch Jamie zu verbrennen -, waren zukünftige Rebellen; Männer, die man Patrioten nennen würde.
    »Ich kann dich denken hören, Sassenach«, sagte er. Er klang friedlich, kurz vor dem Einschlafen. »Was ist?«

    »Ich habe an Teer und Federn gedacht«, sagte ich leise und berührte ganz sacht seinen Arm. »Jamie – es ist Zeit.«
    »Ich weiß«, antwortete er genauso leise.
    Draußen auf der Straße gingen ein paar Betrunkene mit

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