Ein Hauch von Schnee und Asche
jedoch waren vage röhrenförmig, einen halben bis einen Meter lang und verjüngten sich an einem Ende leicht, während sie am anderen etwas weiter wurden. Sie hatten eine dunkelrötliche Färbung, waren vom Rauch dunkel gestreift und hatten verflixte Ähnlichkeit mit einer Sammlung gegrillter Riesenphallusse, eine Vorstellung, die er beinahe so verstörend fand wie die Geschichte mit Jocastas Augapfel.
»Rohre«, sagte Brianna stolz und zeigte mit der Schaufel auf eines dieser Objekte. »Für Wasser. Sieh nur – sie sind perfekt! Zumindest werden sie es sein, wenn sie beim Abkühlen nicht springen.«
»Fantastisch«, sagte Roger und gab sich begeistert. »Hey – ich habe ein Geschenk für dich.« Er griff in die Seitentasche seines Rocks und holte eine Orange hervor, die sie mit einem entzückten Ausruf ergriff, obwohl sie einen Moment innehielt, bevor sie ihren Daumen in die Schale bohrte.
»Nein, iss sie nur; ich habe noch eine für Jem«, versicherte er ihr.
»Ich liebe dich«, wiederholte sie mit Nachdruck, während ihr der Saft über das Kinn lief. »Was ist mit den Presbyterianern? Was haben sie gesagt?«
»Oh. Tja, im Großen und Ganzen geht alles in Ordnung. Ich habe den
Universitätsabschluss und kann genug Griechisch und Latein, um sie zu beeindrucken; das Hebräische ließ etwas zu wünschen übrig, aber wenn ich das noch etwas aufpoliere – Reverend Caldwell hat mir ein Buch mitgegeben.«
»Ja, ich kann mir genau vorstellen, wie du auf Hebräisch zu den Crombies und Buchanans predigst«, sagte sie grinsend. »Und? Was noch?«
Sie hatte ein Stück Orangenfruchtfleisch an der Lippe kleben, und er beugte sich impulsiv zu ihr hinüber und küsste es fort. Es explodierte herbsüß und aromatisch auf seiner Zunge.
»Na ja, sie haben mich in Theologie geprüft, und wir haben viele Gespräche geführt und gemeinsam um Urteilsvermögen gebetet.« Er scheute ein wenig davor zurück, mit ihr darüber zu reden. Es war eine bemerkenswerte Erfahrung gewesen; wie eine Rückkehr in ein Zuhause, von dem er nie gewusst hatte, dass es ihm fehlte. Es hatte ihm Freude bereitet, seine Berufung einzugestehen; es unter Menschen zu tun, die diese verstanden und teilten …
»Also bin ich einstweilig Pastor des Worts«, sagte er und senkte den Blick auf seine Schuhspitzen. »Ich muss noch ordiniert werden, bevor ich Sakramente wie die Ehe oder die Taufe stiften kann, aber das muss warten, bis irgendwo in der Nähe ein Presbyterianer-Rat zusammenkommt. In der Zwischenzeit kann ich predigen, lehren und beerdigen.«
Sie sah in an und lächelte, wenn auch ein wenig wehmütig.
»Bist du glücklich?«, fragte sie, und er nickte, denn er konnte im Moment nicht sprechen.
»Sehr glücklich«, antwortete er schließlich kaum hörbar.
»Gut«, sagte sie leise, und jetzt war ihr Lächeln ein wenig aufrichtiger.
»Ich verstehe. Das ist jetzt also quasi dein Handfasting mit Gott, ist es so?«
Er lachte und spürte, wie der Druck in seiner Kehle nachließ. Gott, er musste etwas dagegen unternehmen; er konnte ja nicht jeden Sonntag betrunken predigen. Das wäre ein Skandal für die Gläubigen …
»Aye, so ist es. Aber mit dir bin ich rechtmäßig verheiratet – das werde ich nicht vergessen.«
»Das will ich wohl hoffen.« Jetzt kam ihr Lächeln von Herzen. »Da wir verheiratet sind …« Sie sah ihn sehr direkt an, ein Blick, der ihn durchfuhr wie ein schwacher Elektroschock. »Jem ist bei Marsali und spielt mit Germain. Und ich habe noch nie mit einem Pastor geschlafen. Das klingt doch durchtrieben und verdorben, findest du nicht?«
Er holte tief Luft, doch es half nicht; ihm war immer noch schwindelig, zweifellos durch den Qualm.
»Siehe, meine Freundin, du bist schön! Siehe, schön bist du« , sagte er, »und grün ist unser Bett. Deine Lenden stehen gleich aneinander wie zwei Spangen, die des Meisters Hand gemacht hat. Dein Schoß ist wie ein runder
Becher, dem nimmer Getränk mangelt. Dein Leib ist wie ein Weizenhaufen, umsteckt mit Rosen.« Er streckte die Hand aus und berührte sie sanft.
»Deine beiden Brüste sind wie zwei junge Rehzwillinge.«
»Ach ja?«
»Es steht in der Bibel«, versicherte er ihr ernsthaft. »Dann muss es auch so sein, aye?«
»Erzähl mir noch mehr von meinem Schoß«, sagte sie, doch bevor er dazu kam, sah er, wie eine kleine Gestalt aus dem Wald auf sie zugeschossen kam. Aidan, diesmal ohne Fische und außer Atem.
»Mrs. Ogil… vie sagt… kommt sofort !«, platzte er heraus. Er
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