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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zischte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Und wo ist eigentlich Germain?«, fragte sie, als sie Mirabel entdeckte, die die Pause nutzte, um am Weg köstliche Disteln zu knabbern.
    »Allmählich sieht es so aus, als steckte ein Plan dahinter«, merkte Roger sichtbar belustigt an. Auch Ian schien irgendetwas an der Situation komisch zu finden, doch funkelnde Blicke der aufgebrachten Weiblichkeit wischten ihnen das Grinsen aus den Gesichtern.
    »Dann geht sie bitte suchen«, sagte ich, weil ich sah, dass Marsali im Begriff war, entweder in Tränen auszubrechen oder durchzudrehen und mit Gegenständen zu werfen.
    »Aye, bitte«, sagte sie gereizt. »Und verpasst ihnen eine Tracht Prügel, wenn ihr schon dabei seid.«
     
    »Du weißt, wo sie sind?«, fragte Ian und hielt sich eine Hand über die Augen, um durch eine Felsenrinne bergauf zu spähen.
    »Aye, wahrscheinlich. Hier entlang.« Gefolgt von Ian, schob sich Roger durch ein Ilexgestrüpp und kam am Ufer des kleinen Bachs aus, der hier parallel zum Pfad verlief. Unter sich erhaschte er einen Blick auf Aidans Lieblingsangelplatz an der Furt, doch dort unten war keine Spur von Leben zu sehen.
    Stattdessen wandte er sich bergauf und bahnte sich seinen Weg durch dichtes, trockenes Gras und loses Gestein am Bachufer entlang. Die meisten Blätter waren jetzt von den Kastanien und den Pappeln gefallen und lagen als rutschige Matten in Braun und Gold am Boden.
    Aidan hatte ihm das Geheimversteck vor einiger Zeit gezeigt; eine kleine Höhle, kaum einen Meter hoch, die an der Oberkante eines Steilhangs lag und von einem Dickicht aus Eichenschößlingen zugewuchert war. Jetzt waren die Eichen kahl, und wenn man wusste, wo man suchen musste, war
die Öffnung der Höhle leicht zu finden. Im Moment war sie besonders gut zu sehen, weil Rauch daraus hervordrang, der wie ein Schleier über die Felsen oberhalb der Höhle wehte und seinen scharfen Geruch in der kalten, trockenen Luft hinterließ.
    Ian zog eine Augenbraue hoch. Roger nickte und stieg bergan, wobei er sich keine Mühe gab, geräuschlos vorzugehen. Im Inneren der Höhle erscholl ein wildes Durcheinander aus Gerumpel und leisen Ausrufen, und der Rauchschleier stockte und verschwand, um lautem Zischen und einer dunkelgrauen Wolke aus der Höhlenöffnung zu weichen, weil jemand Wasser auf das Feuer goss.
    Ian war unterdessen lautlos zur Oberseite der Höhle geklettert, wo er eine kleine Felsspalte sah, aus der sich ein Rauchwölkchen kräuselte. Mit einer Hand an einen Hartriegelstrauch geklammert, der aus dem Felsen wuchs, beugte er sich gefährlich weit vor, hielt sich die Hand um den Mund und stieß einen grauenvollen Mohawk-Schrei direkt in die Felsspalte hinein.
    Noch schrillere Schreckensschreie kamen aus der Höhle, kurz darauf gefolgt von einem Gewirr kleiner Jungen, die sich gegenseitig schubsten und übereinander stolperten, so eilig hatten sie es.
    »O-ho!« Roger packte seinen eigenen Nachwuchs zielsicher am Kragen, als dieser vorbeistürzte. »Der Ausflug ist vorbei, Kumpel.«
    Germain, der Henri-Christians stabiles Körperchen an sich geklammert hielt, versuchte, bergab zu fliehen, doch Ian sprang wie ein Panther an ihm vorbei und nahm ihm das Baby ab, was ihn widerstrebend zum Stehen brachte.
    Nur Aidan erwischten sie nicht. Doch als er sah, dass seine Kameraden gefangen waren, zögerte er am Rand des Abhangs und wäre sichtlich gern geflohen, gab aber ritterlich auf und kam schleppenden Schrittes zurück, um ihr Schicksal zu teilen.
    »Nun gut, Jungs; tut mir Leid, aber es geht nicht.« Roger sprach nicht ohne Mitgefühl; Jemmy war schon seit Tagen außer sich über die Tatsache, dass Germain gehen würde.
    »Aber wir möchten nicht weg, Onkel Roger«, sagte Germain und brachte mit Rehaugen seinen unwiderstehlichsten Bettelblick zur Anwendung. »Wir werden hier bleiben; wir können in der Höhle wohnen und unser Essen jagen.«
    »Aye, Sir, und ich und Jem, wir geben ihnen etwas von unserem Essen ab«, stimmte Aidan ein, der darauf brannte, sie zu unterstützen.
    »Ich habe ein paar von Mamas Streichhölzern mitgebracht, damit sie Feuer haben, um sich warm zu halten«, fiel nun auch Jemmy ein, »und einen Laib Brot!«
    »Du siehst also, Onkel Roger« – Germain breitete zur Illustration anmutig die Hände aus – »wir werden niemandem zur Last fallen!«

    »Oh, niemandem, wie?«, sagte Ian nicht weniger mitfühlend. »Erzähl das deiner Mutter, aye?«
    Germain legte die Hände in seinen Rücken und

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