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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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etwas geschrieben. Und überall ringsum war Licht, es hat dir ins Gesicht und auf die Haare geschienen. Aber es war kein Kerzenlicht und weder Feuerschein noch Sonne. Und ich erinnere mich daran, dass ich bei diesem Anblick gedacht habe: ›Oh, so sieht also elektrisches Licht aus‹. «
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Wie kannst du etwas im Traum erkennen, das du noch nie in Wirklichkeit gesehen hast?«
    Das schien er komisch zu finden.
    »Ich träume andauernd von Dingen, die ich noch nie gesehen habe – du nicht, Sassenach?«
    »Nun ja«, sagte ich unsicher. »Doch. Manchmal. Ungeheuer oder seltsame Pflanzen vielleicht. Oder merkwürdige Landschaften. Und ganz bestimmt Menschen , die ich nicht kenne. Aber das ist doch wohl etwas anderes? Etwas zu sehen, von dessen Existenz man weiß, das man aber noch nie gesehen hat?«
    »Nun, vielleicht war das, was ich gesehen habe, ja kein elektrisches Licht, wie es wirklich aussieht«, räumte er ein, »aber das war es, was ich zu mir selbst gesagt habe, als ich es gesehen habe. Und schließlich«, fügte er logisch hinzu, »träume ich doch von der Vergangenheit; warum sollte ich nicht genauso von der Zukunft träumen?«
    Es gab keine gute Antwort auf eine durch und durch keltische Bemerkung wie diese.

    »Nun ja, du vielleicht«, sagte ich. Ich rieb mir skeptisch über die Unterlippe. »Wie alt war ich denn in deinem Traum?«
    Seine Miene war erst überrascht, dann unsicher, und er sah sich mein Gesicht genau an, als versuchte er, es mit dem Bild in seinem Kopf zu vergleichen.
    »Nun … das weiß ich nicht«, sagte er und klang zum ersten Mal unsicher. »Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht – und mir ist nicht aufgefallen, dass du weiße Haare hattest oder so etwas – es war einfach nur… du.« Er zuckte verblüfft mit den Achseln und senkte den Blick auf den Edelstein in meiner Hand.
    »Fühlt er sich warm für dich an, Sassenach?«, fragte er neugierig.
    »Natürlich tut er das«, sagte ich gereizt. »Er ist gerade aus heißem Wachs gekommen, zum Kuckuck.« Und doch schien der Smaragd sanft in meiner Hand zu pulsieren und wie ein winziges Herz zu schlagen, so warm wie mein eigenes Blut. Und als ich ihm den Stein reichte, spürte ich ein leises, merkwürdiges Widerstreben – so als wollte er mich nicht verlassen.
    »Gib ihn MacDonald«, sagte ich und rieb mir die Handfläche an meinem Rock. »Ich höre ihn draußen mit Arch reden; er will sicher los.«
     
    MacDonald war tags zuvor inmitten eines Gewitters nach Fraser’s Ridge galoppiert gekommen, das wettergegerbte Gesicht beinahe dunkelrot vor Kälte, Anstrengung und Aufregung, um uns zu berichten, dass er in New Bern eine Druckerei gefunden hatte, die zum Verkauf stand.
    »Der Besitzer ist bereits fort – nicht ganz freiwillig«, erzählte er uns, während er tropfend und dampfend am Feuer saß. »Seine Freunde möchten das Gebäude mitsamt der Ausstattung gern schnell verkaufen, bevor es beschlagnahmt oder zerstört wird, und ihm so zu den Mitteln verhelfen, sich in England eine neue Existenz aufzubauen.«
    Mit »nicht ganz freiwillig«, so stellte sich heraus, meinte er, dass der Besitzer der Druckerei ein Loyalist war, der durch das örtliche Komitee für die Sicherheit auf offener Straße verschleppt und gegen seinen Willen auf ein Schiff gesteckt worden war, das gerade nach England abreiste. Diese Art spontaner Deportation wurde zunehmend beliebter, und sie war zwar humaner als das Teeren und Federn, doch sie bedeutete auch, dass der Drucker ohne einen Penny in England ankommen und obendrein noch mit dem Geld für die Überfahrt in der Kreide stehen würde.
    »Ich bin zufällig einigen seiner Freunde in einem Wirtshaus begegnet, wo sie sich die Haare über sein trauriges Schicksal gerauft und auf sein Wohlergehen getrunken haben – woraufhin ich ihnen erzählt habe, dass ich möglicherweise genau das Richtige für sie hätte«, sagte der Major, und seine Brust schwoll vor Genugtuung an. »Sie waren ganz Ohr, als ich ihnen gesagt habe, dass Ihr möglicherweise – aber auch nur möglicherweise – Bargeld haben könntet.«

    »Und wie kommt Ihr darauf, Donald?«, fragte Jamie und zog eine Augenbraue hoch.
    MacDonald setzte zuerst eine überraschte, dann eine viel sagende Miene auf. Er zwinkerte Jamie zu und legte den Finger an seine Nase.
    »Oh, ich höre dann und wann etwas, hier und dort. Man sagt, Ihr habt einen kleinen Vorrat an Edelsteinen – zumindest habe ich das von einem Kaufmann

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