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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wieder nach oben. Aidan und Jemmy,
die lange aufbleiben und spielen durften, wurden müde und schliefen auf der Kaminbank ein.
    Sie rutschte auf ihrem Stuhl herum, gab das Nähen auf und wanderte auf und ab, während sie darauf wartete, dass die Loge endete. Sie sehnte sich nach ihrem eigenen Bett, ihrem eigenen Haus; die Küche ihrer Eltern, in der sie sich sonst so wohl fühlte, kam ihr fremd und ungemütlich vor, als sei sie eine Fremde darin.
    Endlich, endlich hörte sie Schritte und das Knarren der Tür, und Roger trat mit besorgter Miene ein.
    »Da bist du ja«, sagte sie erleichtert. »Wie war die Loge? Waren die Christies da?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein. Es … es ging ganz gut. Natürlich war es ein bisschen unangenehm, aber dein Vater hat Haltung bewahrt, so gut es unter den Umständen möglich war.«
    Sie verzog das Gesicht, während sie sich das vorstellte.
    »Wo ist er?«
    »Er hat gesagt, er wollte noch einen Spaziergang machen, allein – vielleicht noch ein bisschen angeln.« Roger legte die Arme um sie und drückte sie mit einem Seufzer fest an sich. »Hast du den Lärm gehört?«
    »Nein! Was ist denn passiert?«
    »Nun, wir hatten gerade ein bisschen über die Allgemeingültigkeit der Bruderliebe philosophiert, als draußen bei deinem Brennofen die Hölle losgebrochen ist. Na ja, dann sind alle hinaus, um nachzusehen, was los war, und da rollten dein Vetter Ian und Bobby Higgins im Dreck herum und haben versucht, sich gegenseitig umzubringen.«
    »Oje.« Sie bekam ein schlechtes Gewissen. Wahrscheinlich hatte irgendjemand Bobby alles erzählt, und er hatte sich auf die Suche nach Jamie gemacht und war stattdessen auf Ian gestoßen, dem er Malvas Anschuldigungen ins Gesicht gesagt hatte. Wenn sie es ihm selbst gesagt hätte…
    »Was ist passiert?«
    »Na ja, Ians verdammter Köter hat sich eingemischt. Dein Vater hat ihn in letzter Sekunde daran gehindert, Bobby die Kehle zu zerfetzen, aber damit war der Kampf immerhin zu Ende. Wir haben sie getrennt, und Ian hat sich losgerissen und ist in den Wald marschiert, den Hund an seiner Seite. Bobby ist… Nun ja, ich habe ihn wieder auf Vordermann gebracht und ihm Jemmys Bett für die Nacht gegeben«, sagte er entschuldigend. »Er hat gesagt, er könnte nicht hier oben bleiben -« Er sah sich in der dunklen Küche um; sie hatte das Feuer schon für die Nacht eingedämmt und die beiden Jungen nach oben ins Bett getragen; das Zimmer war leer, das einzige Licht die schwache Glut im Kamin.
    »Tut mir Leid. Möchtest du dann lieber hier schlafen?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf.

    »Bobby oder nicht, ich möchte nach Hause.«
    »Aye, nun gut. Dann geh; ich hole Amy, damit sie die Tür verriegelt.«
    »Nein, lass nur«, sagte sie schnell. »Ich hole sie.« Und bevor er protestieren konnte, war sie schon im Flur und auf der Treppe. Das leere Haus lag fremd und schweigend unter ihr.

82
    Nicht das Ende der Welt
    Unkraut aus dem Boden zu reißen ist eine Tätigkeit, die große Genugtuung bereitet. Es mag ja eine ermüdende, endlose Aufgabe sein, die jedoch ein leises, unerschütterliches Triumphgefühl mit sich bringt, wenn man plötzlich spürt, wie der Boden nachgibt, um die hartnäckige Wurzel preiszugeben, und man den Feind besiegt in der Hand hält.
    Es hatte kürzlich geregnet, und der Boden war weich. Ich zerrte und zog mit wütender Konzentration; Löwenzahn, Weidenröschen, Rhododendrenschößlinge, verschiedene Grassorten, Knöterich und Kriechmalven. Hielt kurz inne, um einen finsteren Blick auf eine Kratzdistel zu werfen, und löste sie mit einem gezielten Stoß meines Gartenmessers aus der Erde.
    Die Weinranken, die an den Palisaden wuchsen, waren gerade in ihrem Frühjahrsschub, und zartes, rostrot gerändertes Grün ergoss sich von den verholzten Stauden und ringelte sich genauso eifrig wie mein nachwachsendes Haar – sollte sie der Teufel holen, sie hatte mir absichtlich die Haare abgeschnitten, um mich zu entstellen! Der Schatten, den sie warfen, bot Zuflucht für immense Büsche eines schädlichen Gewächses, das ich »Juwelkraut« nannte, da ich seinen richtigen Namen nicht kannte, wegen seiner kleinen weißen Blüten, die wie Diamantenhäufchen zwischen den gefiederten Blätterwedeln glitzerten. Wahrscheinlich war es eine Fenchelart, die aber weder eine brauchbare Knolle noch essbare Samen entwickelte; hübsch, aber nutzlos – und daher die Sorte Gewächs, die sich wie ein Buschfeuer ausbreitet.
    Ein leises Geräusch huschte an

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