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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Dämmerung zu ihm gesagt hatte, schien geeignet, es MacDonald anzuvertrauen. Und doch… ich konnte auf diese Gelegenheit nicht verzichten; weiß Gott, wann ich eine andere bekommen würde.
    »Sagt ihm, dass ich ihn liebe«, sagte ich leise, den Blick auf die Tischplatte gerichtet. »Immer.«
    MacDonald stieß ein leises Geräusch aus, das mich zu ihm aufblicken ließ.
    »Obwohl er -«, begann er, dann verstummte er.

    »Er hat sie nicht umgebracht«, sagte ich scharf. »Und ich auch nicht. Das habe ich Euch doch schon gesagt.«
    »Natürlich nicht«, sagte er hastig. »Es konnte sich doch niemand vorstellen … Ich meinte doch nur … Aber ein Mann ist natürlich nur ein Mann, und… mmpfm.« Er brach ab und blickte mit hochrotem Gesicht zur Seite.
    »Das hat er auch nicht getan«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    Es folgte geladenes Schweigen, währenddessen wir es vermieden, einander anzusehen.
    »Ist General MacDonald ein Verwandter von Euch?«, fragte ich abrupt, denn ich musste entweder das Thema wechseln oder gehen.
    Der Major blickte auf, überrascht – und erleichtert.
    »Aye, ein entfernter Vetter. Hat der Gouverneur ihn erwähnt?«
    »Ja«, sagte ich. Es war schließlich die Wahrheit; nur, dass Martin den General nicht mir gegenüber erwähnt hatte. »Ihr, äh, unterstützt ihn, nicht wahr? Es klang so, als wärt Ihr ganz erfolgreich.«
    Erleichtert, der peinlichen Situation entkommen zu sein, sich mit der Frage befassen zu müssen, ob ich eine Mörderin war und Jamie nur ein Ehebrecher, oder ob er ein Mörder war und ich die betrogene und getäuschte Dumme, war MacDonald nur zu gern bereit, sich auf den Köder zu stürzen, den ich ihm anbot.
    »Sehr erfolgreich sogar«, sagte er glücklich. »Ich habe Zusagen von vielen der prominentesten Männer der Kolonie gesammelt; sie stehen bereit, dem Gouverneur beim geringsten Wort jede Bitte zu erfüllen.«
    Jno. McManus, Boone, 3. Prominente Männer. Zufällig kannte ich Jonathan McManus, dem ich letzten Winter die gangränösen Zehen amputiert hatte. Er war wahrscheinlich der prominenteste Mann in Boone, wenn MacDonald damit meinte, dass die anderen zwanzig Einwohner ihn alle als Trunkenbold und Dieb kannten. Wahrscheinlich stimmte es ebenso, dass er drei Männer hatte, die mit ihm in den Kampf ziehen würden, wenn er sie rief: seinen einbeinigen Bruder und seine beiden schwachsinnigen Söhne. Ich trank einen Schluck Tee, um meinen Gesichtsausdruck zu verstecken. Dennoch, MacDonald hatte Farquard Campbell auf seiner Liste; hatte sich Farquard tatsächlich offiziell verpflichtet?
    »Ich nehme aber an, dass sich der General im Moment nicht in der Nähe von Brunswick aufhält«, sagte ich, »angesichts der, äh, gegenwärtigen Umstände?« Wenn es so wäre, wäre der Gouverneur um einiges weniger nervös gewesen, als es der Fall war.
    MacDonald schüttelte den Kopf.
    »Nein. Aber er ist noch nicht bereit, seine Truppen aufzustellen; er und McLeod sind nur unterwegs, um die Bereitschaft der Highlander auszuloten, sich zu erheben. Sie werden erst zur Musterung rufen, wenn die Schiffe kommen.«

    »Schiffe?«, platzte ich heraus. »Was für Schiffe?«
    Er wusste, dass er besser nicht weitersprach, konnte aber nicht widerstehen. Ich sah es seinen Augen an; welche Gefahr konnte es schließlich mit sich bringen, wenn er es mir erzählte?
    »Der Gouverneur hat die Krone um Hilfe bei der Unterwerfung des Parteigeistes und der Unruhe in der Kolonie gebeten. Und man hat ihm versichert, dass er sie erhalten wird – falls es ihm gelingt, vor Ort genug Unterstützung zu mobilisieren, um die Regierungstruppen zu verstärken, die per Schiff eintreffen werden. Das ist der Plan, versteht Ihr«, fuhr er mit zunehmender Begeisterung fort. »Uns wurde mitgeteilt« – Oh, »uns« also , dachte ich -, »dass Lord Cornwallis begonnen hat, in Irland Truppen zu sammeln, die in Kürze an Bord gehen werden. Sie sollten im Frühherbst eintreffen und sich mit der Miliz des Generals zusammenschließen. Cornwallis an der Küste und der General, der aus den Bergen kommt -« Er ballte Daumen und Finger zur Faust. »Sie werden die verfluchten Whigs zerquetschen wie eine Läuseplage!«
    »Ach, ja?«, sagte ich um einen beeindruckten Tonfall bemüht. Vielleicht würde es ja so sein; ich hatte keine Ahnung, und es interessierte mich auch nicht besonders, da ich nicht in der Lage war, weit über die Gegenwart hinauszusehen. Wenn es mir je gelang, dieses verflixte Schiff und die drohende

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