Ein Hauch von Schnee und Asche
quadratisches Gebäude aus Baumstämmen. Und trotz der feuchten Luft würde es irgendwann brennen.
Doch sie brauchten lange, um das Feuer in Gang zu bekommen, da sie
weder Pulver noch Öl als Brandbeschleuniger hatten; als sich die Nacht herabsenkte, konnten wir deutlich sehen, wie die Flammen der Fackeln im Wind wehten, die man hin und her trug und von Hand zu Hand weiterreichte, an einen Haufen Brennholz hielt und ein paar Minuten später zurückkehrte, weil das Brennholz ausgegangen war.
Gegen neun Uhr fand jemand ein paar Fässer Terpentin, und die Feuersbrunst fraß sich ebenso plötzlich wie tödlich in die Holzwände des Forts. Wogende Flammenwände erhoben sich, leuchtend klar, orange und rote Wolken vor dem nachtschwarzen Himmel, und wir hörten Beifallsfetzen und Bruchstücke ausgelassener Lieder, die der Wind zusammen mit dem Geruch des Rauchs und dem Aroma des Terpentins vom Ufer zu uns herübertrug.
»Wenigstens brauchen wir uns keine Sorgen wegen der Moskitos zu machen«, merkte ich an, während ich mir ein weißliches Rauchwölkchen aus dem Gesicht wedelte.
»Danke, Mrs. Fraser«, sagte der Gouverneur. »Über diesen positiven Aspekt der Angelegenheit hatte ich noch gar nicht nachgedacht.« Seine Stimme war bitter, und seine Fäuste ruhten machtlos auf der Reling.
Ich verstand den Wink mit dem Zaunpfahl und schwieg. Für mich waren die züngelnden Flammen und die Rauchsäule, die sich den Sternen entgegenhob, ein Grund zum Feiern. Nicht, weil die Tatsache, dass Fort Johnston abbrannte, für die Sache der Rebellen von Nutzen war – sondern weil es möglich war, dass Jamie dort war, an einem der Lagerfeuer, die unterhalb des Forts am Strand aufleuchteten.
Und wenn es so war... würde er morgen kommen.
Das tat er auch. Ich war lange vor Tagesanbruch wach – eigentlich hatte ich gar nicht geschlafen – und stand an der Reling. Nach dem Brand des Forts herrschte heute Morgen nicht der übliche Bootsverkehr; der bittere Geruch der Holzasche vermischte sich mit dem Marschgeruch der nahen Sandbänke, und das ölig aussehende Wasser lag reglos da. Es war ein grauer, bedeckter Tag, und eine Nebelbank hing dicht über dem Wasser und verbarg das Ufer.
Doch ich hielt weiter Ausschau, und als ein kleines Boot aus dem Nebel kam, wusste ich sofort, dass es Jamie war. Er war allein.
Ich sah den langen, mühelosen Bewegungen seiner Arme zu, die an den Rudern zogen, und spürte ein plötzliches leises, tiefes Glück. Ich hatte keine Ahnung, was geschehen würde – und das Entsetzen und die Wut, die mit Malvas Tod verbunden waren, lauerten nach wie vor in meinem Hinterkopf, ein gewaltiger, schwarzer Umriss unter sehr dünnem Eis. Doch er war hier . So nah, dass ich sein Gesicht sehen konnte, als er sich jetzt nach dem Schiff umsah.
Ich hob eine Hand, um zu winken; sein Blick war schon auf mich geheftet.
Er hörte nicht auf zu rudern, sondern näherte sich weiter und wendete, und ich stand da, an die Reling geklammert, und wartete.
Einen Moment verlor ich das Ruderboot aus den Augen, als es leeseits der Cruizer beilegte, und ich hörte, wie ihn die Wache anrief, dann die tiefe, halb hörbare Antwort, und beim Klang seiner Stimme spürte ich, wie etwas in mir nachgab, das lange verknotet gewesen war.
Doch ich stand da wie angewurzelt und konnte mich nicht bewegen. Dann ertönten Schritte an Deck und Stimmengemurmel – jemand würde den Gouverneur holen -, und ich schmiegte mich blind in Jamies Arme.
»Ich wusste, dass du kommst«, flüsterte ich in das Leinen seines Hemds. Er roch nach Feuer, Rauch und Kiefernharz, nach angesengtem Stoff und dem bitteren Aroma des Terpentins. Roch nach altem Schweiß und nach Pferden, nach der Erschöpfung eines Mannes, der nicht geschlafen hat, der eine anstrengende Nacht hinter sich hat, nach dem schwachen Hefegeruch fortwährenden Hungers.
Er hielt mich fest, Rippen und Atem und Wärme und Muskeln, dann schob er mich ein Stückchen von sich und sah in mein Gesicht hinunter. Seit ich ihn entdeckt hatte, lächelte er. Seine Augen leuchteten, und ohne ein Wort zog er mir die Haube vom Kopf und warf sie über die Reling. Er fuhr mir mit den Händen durch die Haare und zerzauste sie, dann umfasste er meinen Kopf und küsste mich, während sich seine Finger in meine Kopfhaut bohrten. Er hatte einen Dreitagebart, der wie Sandpapier über meine Haut raspelte, und sein Mund war ein sicherer Hafen.
Irgendwo hinter ihm hustete einer der Marinesoldaten und sagte laut: »Ihr
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