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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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meinen Worten.
    »Ich verstehe«, sagte er leise und drückte mir sacht den Arm.
    Ich holte tief Luft und erzählte ihm den Rest – unwesentliche Details würden womöglich den einen oder anderen Zuhörer überzeugen.
    »Ihr wisst doch, dass ich Bienenstöcke am Rand meines Gartens hatte? Der Mörder hat beim Weglaufen zwei davon umgestoßen; er muss mehrmals gestochen worden sein – so wie ich, als ich in den Garten gekommen bin. Jamie – Jamie hatte keine Bienenstiche. Er war es nicht.« Und unter den damaligen Umständen hatte ich nicht herausfinden können, welcher Mann – oder welche Frau? Zum ersten Mal kam ich auf den Gedanken, dass es eine Frau gewesen sein könnte – gestochen worden war .
    Bei diesen Worten brummte er interessiert. Einen Moment stand er nachdenklich da, dann schüttelte er den Kopf, als erwachte er aus einem Traum, und ließ meinen Arm los.
    »Ich danke Euch, Ma’am, dass Ihr es mir erzählt habt«, sagte er förmlich und verbeugte sich vor mir. »Seid gewiss, dass ich bei jeder sich ergebenden Gelegenheit für Euch sprechen werde.«
    »Das weiß ich zu schätzen, Major.« Meine Stimme war heiser, und ich schluckte. Mir war nicht klar gewesen, wie sehr es schmerzen würde, davon zu sprechen.
    Ringsum regte sich der Wind, und über uns raschelten die gerefften Segel. Ein Ruf von unten verkündete die Ankunft des Bootes, das MacDonald zum Ufer zurückbringen würde.
    Er beugte sich dicht über meine Hand, und sein Atem hauchte warm über meine Fingerknöchel. Eine Sekunde lang drückten meine Finger fest auf die seinen; es widerstrebte mir überraschend, ihn gehen zu lassen. Doch das tat ich und sah ihm bis zum Ufer nach; eine verschwindende Silhouette vor dem glitzernden Wasser, aufrecht und entschlossen. Er blickte nicht zurück.
    Der Maat regte sich seufzend an der Reling, und ich blinzelte zuerst ihn an, dann das Fort.
    »Was tun sie da?«, fragte ich. Einige der Ameisengestalten schienen ihren Kameraden am Boden von den Wällen Stricke zuzuwerfen; ich sah die Seile, die aus dieser Entfernung zart wie Spinnweben aussahen.
    »Ich glaube, der Kommandeur des Forts bereitet die Entfernung der Kanonen vor, Madam«, sagte er und schob sein Messingteleskop mit einem Klicken zusammen. »Wenn Ihr mich entschuldigt, ich muss den Kapitän davon in Kenntnis setzen.«

96
    Pulver, Verrat und Intrige
    Ich bekam keine Gelegenheit herauszufinden, ob die Neuigkeit, dass ich doch keine Urkundenfälscherin, sondern vielmehr eine berüchtigte – wenn auch nicht verurteilte – Mörderin war, die Haltung des Gouverneurs mir gegenüber änderte. Genau wie der Rest der Offiziere und die Hälfte der Männer an Bord rannte auch er an die Reling, und der Rest des Tages verstrich in einem Durcheinander aus Beobachtungen, Spekulationen und höchst fruchtloser Aktivität.
    Der Mann im Ausguck rief uns hin und wieder seine Beobachtungen zu – Männer verließen das Fort, beladen mit Gegenständen – dem Aussehen nach die Bewaffnung des Forts.
    »Sind es Collets Männer?«, brüllte der Gouverneur und hielt sich die Hand über die Augen, als er nach oben spähte.
    »Kann ich nicht sagen, Sir«, kam die wenig hilfreiche Antwort aus der luftigen Höhe.
    Schließlich wurden die beiden Barkassen der Cruizer mit dem Auftrag an Land geschickt, so viel Neuigkeiten zu sammeln, wie sie konnten. Einige Stunden später kehrten sie mit der Nachricht zurück, dass Collet den Drohungen nachgegeben und das Fort verlassen, aber Wert darauf gelegt hatte, die Kanonen und das Pulver mitzunehmen, damit es nicht in die Hände der Rebellen fiel.
    Nein, Sir, sie hatten nicht mit Hauptmann Collet gesprochen, der – dem Gerücht nach – mit seiner Miliz flussaufwärts unterwegs war. Sie hatten zwei Männer über die Straße nach Wilmington geschickt; es stimmte, dass sich eine große Truppe unter den Obersten Robert Howe und John Ashe auf den Feldern vor der Stadt sammelte, doch kein Wort von dem, was sie planten.
    »Kein Wort von dem, was sie planen, zum Kuckuck!«, knurrte der Gouverneur, nachdem ihn Kapitän Follard sehr förmlich davon unterrichtet hatte. »Sie haben vor, das Fort in Brand zu stecken, was sollte Ashe denn sonst planen, gütiger Himmel?«
    Sein Instinkt war sehr verlässlich; kurz vor Sonnenuntergang kam Rauchgeruch über das Wasser, und wir konnten gerade eben das ameisenähnliche Gewimmel der Männer ausmachen, die brennbares Material um das Fundament des Forts herum aufhäuften. Es war ein einfaches,

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