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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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richtete seinen funkelnden Blick von mir auf Jamie und wieder zurück. »Gottverdammt, ich sollte Euch beide hängen, und zwar hier und jetzt!«
    »Bravo, Mr. Allnut«, murmelte ich Jamie zu. »Verheiratet sind wir ja wenigstens schon«
    »Oh, ah«, erwiderte er und warf mir einen kurzen, verständnislosen Blick zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Gouverneur richtete, der immer noch vor sich hin brummte. »Sollen sie an der Rah baumeln... die unglaubliche Unverschämtheit dieser Menschen!«
    »Ich habe nichts dergleichen vor, Sir.« Jamies Stimme war gefasst, sein Blick direkt. »Was ich Euch anbiete ist eine Kaution als Rückversicherung, dass meine Frau vor Gericht erscheinen wird, um sich für die gegen sie erhobenen Vorwürfe zu verantworten. Wenn sie dort erscheint, geht die Kaution wieder in meinen Besitz über.«
    Bevor der Gouverneur darauf antworten konnte, griff er in seine Tasche und zog etwas Kleines, Dunkles hervor, das er auf den Tisch legte. Der schwarze Diamant.
    Dieser Anblick verschlug Martin die Sprache. Er kniff die Augen zu und sein Gesicht wurde so ausdruckslos, dass es schon fast komisch war. Er rieb sich nachdenklich die Oberlippe.
    Da ich inzwischen einiges von der Privatkorrespondenz und der Buchführung des Gouverneurs gesehen hatte, war mir sehr wohl bewusst, dass er kaum über private Mittel verfügte und gezwungen war, weit über die Verhältnisse seines bescheidenen Einkommens zu leben, um den Anschein dessen zu wahren, was sich für einen Königlichen Gouverneur gebührte.
    Dem Gouverneur dagegen war sehr wohl bewusst, dass es inmitten der gegenwärtigen Unruhen sehr unwahrscheinlich war, dass mir in nächster Zeit der Prozess gemacht wurde. Es konnte Monate – möglicherweise sogar Jahre – dauern, bis das Gerichtssystem wieder normal funktionierte. Und so lange würde er den Diamanten haben. Er konnte ihn zwar als Ehrenmann nicht einfach verkaufen – doch er konnte mit Sicherheit einen beträchtlichen Kredit darauf aufnehmen und durchaus davon ausgehen, dass er ihn später zurückzahlen konnte.
    Ich sah, wie seine Augen zu den Rußflecken auf Jamies Rock huschten
und sich spekulierend verengten. Es war ebenfalls gut möglich, dass Jamie umkam oder man ihn wegen Hochverrats verhaftete – und ich sah, wie ihm der Impuls, genau dies zu tun, kurz durch den Kopf schoss -, was den Diamanten zwar ins legale Niemandsland befördern würde, doch er würde sich unweigerlich in Martins Besitz befinden. Ich musste mich zwingen, weiterzuatmen.
    Doch er war nicht dumm, Martin – und käuflich war er auch nicht. Mit einem kleinen Seufzer schob er Jamie den Stein wieder hin.
    »Nein, Sir«, sagte er, doch die Entrüstung war aus seiner Stimme verschwunden. »Ich werde diese Kaution für Eure Frau nicht annehmen. Doch die Idee einer Garantie...« Sein Blick wanderte zu dem Papierstapel auf seinem Schreibtisch und kehrte dann zu Jamie zurück.
    »Ich mache Euch einen Vorschlag, Sir«, sagte er abrupt. »Ich habe eine Operation in Gang gebracht, durch die ich hoffe, eine beachtliche Truppe der schottischen Highlander zusammenzustellen, die aus dem Hinterland zur Küste marschieren und dort auf die Truppen treffen werden, die England mir schickt. Unterwegs werden sie die Kolonie im Namen des Königs zur Ruhe bringen.«
    Er hielt inne, um Luft zu holen, und beobachtete Jamie scharf, um zu sehen, welche Wirkung diese Worte zeigten. Ich stand dicht hinter Jamie und konnte sein Gesicht nicht sehen, doch das brauchte ich auch nicht. Brianna nannte es scherzhaft sein Pokerface, und niemand, der ihn ansah, konnte sagen, ob er vier Asse in der Hand hatte, ein Full House oder nur zwei Dreien. Ich persönlich setzte auf die zwei Dreien – doch Martin kannte ihn nicht annähernd so gut wie ich.
    »Vor einiger Zeit sind General Hugh MacDonald und ein gewisser Oberst Donald McLeod in die Kolonie gekommen und sind seitdem unterwegs, um unsere Anhänger zu mobilisieren – mit erfreulichem Ergebnis, muss ich sagen.« Er trommelte kurz mit den Fingern auf die Briefe, dann hielt er abrupt inne und beugte sich vor.
    »Mein Vorschlag, Sir, lautet folgendermaßen: Ihr werdet ins Hinterland zurückkehren und so viele Männer um Euch scharen, wie Ihr könnt. Dann werdet Ihr bei General MacDonald vorstellig werden und Euch mit Euren Truppen seinem Feldzug anschließen. Wenn ich von MacDonald höre, dass Ihr mit, sagen wir, zweihundert Mann eingetroffen seid – dann, Sir, werde ich Euch Eure Frau

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