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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ließ er den Blick über sie wandern, bis er abschätzend auf ihrer entblößten Brust zum Halten kam.
    Der plötzliche Wutanfall war verebbt, und sie fühlte sich atemlos und hohl. Sie ließ den Marlspieker zwar nicht los, doch ihre Handgelenke zitterten, und sie ließ ihn sinken.
    »So ist das also, ja?«
    Er beugte sich vor und streckte die Hand aus, diesmal eindeutig ohne laszive Absichten. Sie erstarrte erschrocken, als er die Brust in seiner Hand wog und sie nachdenklich knetete, als sei sie eine Pampelmuse, die er auf dem Markt kaufen wollte. Sie keuchte auf und hieb einhändig mit dem Knüppel nach ihm, doch sie hatte ihre Kampfbereitschaft verloren, und er schwankte zwar, doch sonst zeigte der Hieb kaum Wirkung. Er trat grunzend zurück und rieb sich die Schulter.
    »Könnte sein. Nun denn.« Er runzelte die Stirn und zupfte ohne jede Verlegenheit an der Vorderseite seiner Hose, um deren Innenleben zurechtzurücken. »Dann ist es ja ein Glück, dass wir im Hafen liegen, nehme ich an.«
    Sie hatte keine Ahnung, was er mit dieser Bemerkung meinte, doch es war ihr egal; anscheinend hatte er es sich anders überlegt, als er ihre Offenbarung hörte, und vor Erleichterung gaben ihre Knie nach, und ihr brach
der Schweiß aus. Sie ließ sich ganz plötzlich auf den Hocker plumpsen und den Knüppel neben sich zu Boden scheppern.
    Bonnet hatte den Kopf in den Korridor gesteckt und brüllte nach jemandem namens Orden. Wer auch immer dieser Orden war, er kam nicht in die Kajüte, doch in Sekundenschnelle erscholl draußen fragendes Gemurmel.
    »Holt mir eine Hure von den Docks«, sagte Bonnet im beiläufigen Tonfall eines Mannes, der sich ein frisches Bier bestellt. »Aber sauber und ziemlich jung.«
    Dann schloss er die Tür und wandte sich dem Tisch zu, wo er das Durcheinander durchwühlte, bis er einen Zinnbecher fand. Er schenkte sich ein, kippte den halben Becher herunter, dann schien ihm wieder einzufallen, dass sie auch noch da war, und er hielt ihr mit einem einladenden Laut die Flasche hin.
    Sie schüttelte wortlos den Kopf. Eine leise Hoffnung hatte sich in ihrem Hinterkopf geregt. Er besaß einen schwachen Hauch von Ritterlichkeit oder zumindest Anstand; er war zurückgekommen, um sie aus dem brennenden Lagerhaus zu retten, und er hatte ihr den Stein für das Kind überlassen, das er für das Seine hielt. Jetzt hatte er von seinen Avancen abgesehen, als er hörte, dass sie erneut schwanger war. Möglicherweise würde er sie ja gehen lassen, vor allem, da sie keinen unmittelbaren Nutzen für ihn hatte.
    »Dann … wollt Ihr mich also nicht?«, sagte sie und zog die Füße unter sich, um aufzuspringen und die Flucht zu ergreifen, sobald sich die Tür öffnete, um ihre Ersatzfrau einzulassen. Sie hoffte, dass sie weglaufen konnte ; ihre Knie zitterten immer noch vor Schreck.
    Bonnet blinzelte sie überrascht an.
    »Ich hab dir doch schon einmal die Möse gespalten, Süße«, sagte er und grinste. »Ich kann mich an die roten Haare erinnern – wirklich sehr hübsch -, aber ansonsten war es nicht so unvergesslich, dass ich es nicht abwarten kann, es zu wiederholen. Zeit genug, Schätzchen, Zeit genug.« Er fasste ihr herablassend ans Kinn und trank weiter. »Aber jetzt braucht Leroi einen kleinen Ausritt.«
    »Warum bin ich hier?«, wollte sie wissen.
    Abgelenkt zog er noch einmal am Schritt seiner Kniehose, ohne sich an ihrer Gegenwart zu stören.
    »Hier? Nun, weil mich ein Herr dafür bezahlt hat, dich nach London zu bringen, Schätzchen. Wusstest du das nicht?«
    Sie fühlte sich, als hätte jemand sie in den Bauch geboxt und setzte sich auf das Bett, die Arme schützend vor der Taille verschränkt.
    »Was denn für ein Herr? Und warum, zum Kuckuck?«
    Er überlegte einen Moment, kam dann aber offensichtlich zu dem Schluss, dass es keinen Grund gab, es ihr nicht zu sagen.
    »Ein Mann namens Forbes«, sagte er und kippte den Rest seines Bechers herunter. »Du kennst ihn doch, oder?«

    »Das kann man wohl sagen«, sagte sie, und ihre Verblüffung kämpfte mit ihrer Wut. »Dieser verfluchte Mistkerl !« Es waren also Forbes’ Männer gewesen, die maskierten Banditen, die sie und Josh angehalten hatten, sie von den Pferden gezerrt und sie beide in eine versiegelte Kutsche geschubst hatten, in der sie tagelang über unsichtbare Straßen gerumpelt waren, bis sie die Küste erreicht hatten und man Brianna zerzaust und stinkend ins Freie gezerrt und auf das Schiff bugsiert hatte.
    »Wo ist Joshua?«, fragte sie

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