Ein Hauch von Schnee und Asche
abrupt. »Der junge Schwarze, der mich begleitet hat?«
»Hat er das?« Bonnet setzte eine fragende Miene auf. »Wenn sie ihn an Bord gebracht haben, werden sie ihn wohl zu der restlichen Fracht unter Deck gebracht haben. Als Dreingabe, nehme ich an«, fügte er hinzu und lachte.
Ihre Wut auf Forbes war mit Erleichterung versetzt gewesen, weil er hinter ihrer Entführung steckte; Forbes war zwar ein schäbiger, intriganter Halunke, aber er hatte mit Sicherheit nicht vor, sie umzubringen. Doch als Stephen Bonnet jetzt so lachte, durchfuhr sie ein Hauch von Kälte, und ihr wurde auf einmal schwindelig.
»Was meint Ihr damit, als Dreingabe?«
Bonnet kratzte sich die Wange, und seine stachelbeerfarbigen Augen wanderten beifällig über sie hinweg.
»Oh, nun ja. Mr. Forbes wollte dich nur aus dem Weg haben, hat er gesagt. Was hast du dem Mann nur getan, Schätzchen? Aber er hat schon für deine Überfahrt bezahlt, und ich habe den Eindruck, dass es ihn nicht besonders interessiert, wo du landest.«
»Wo ich lande?« Ihr Mund war trocken gewesen; jetzt rann ihr der Speichel aus den Schleimhäuten, und sie musste mehrmals schlucken.
»Nun, Schätzchen, warum sollte ich mir die Mühe machen, dich nach London zu bringen, wo du doch niemandem nützen würdest? Außerdem regnet es in London ziemlich viel; das würde dir bestimmt nicht gefallen.«
Bevor sie Luft holen konnte, um ihn weiter auszufragen, öffnete sich die Tür, und eine junge Frau glitt hindurch und schloss sie hinter sich.
Sie war wahrscheinlich Mitte zwanzig, obwohl man, wenn sie lächelte, sehen konnte, dass ihr ein Backenzahn fehlte. Sie war rundlich und nicht besonders hübsch, braunhaarig und relativ sauber, obwohl sich Brianna am liebsten erneut übergeben hätte, als ihr Körpergeruch und ihr frisch aufgetragenes, billiges Kölnischwasser als Wolke durch die Kajüte wehten.
»Hallo, Stephen«, sagte sie und stellte sich auf die Zehenspitzen, um Bonnet auf die Wange zu küssen. »Gib mir erst einmal etwas zu trinken, wie?«
Bonnet packte sie, küsste sie tief und ausgiebig, dann ließ er sie los und griff nach der Flasche.
Sie stellte sich wieder auf die Fersen und betrachtete Brianna mit neutralem,
beruflichem Interesse, dann richtete sie den Blick wieder auf Bonnet und kratzte sich am Hals.
»Willst du uns beide, Stephen, oder soll ich mit ihr anfangen? So oder so ist es ein Pfund mehr.«
Bonnet machte sich nicht die Mühe, ihr zu antworten, sondern drückte ihr die Flasche in die Hand, riss ihr das Tüchlein, das ihr Dekolleté bedeckte, aus dem Ausschnitt, und machte sich sofort daran, seinen Hosenlatz zu öffnen. Er ließ die Kniehose auf den Boden fallen, packte die Frau ohne weitere Umstände an den Hüften und presste sie gegen die Tür.
Während sie noch aus der Flasche trank, die sie in der einen Hand hielt, raffte die junge Frau mit der anderen ihre Röcke und schob Rock und Unterrock mit einer geübten Bewegung, die sie bis zur Taille entblößte, zur Seite. Brianna sah kräftige Oberschenkel und eine dunkel behaarte Stelle, als beides auch schon von Bonnets Hinterteil verdeckt wurde, das mit blondem Pelz überzogen und vor Anstrengung zusammengekrampft war.
Sie wandte mit brennenden Wangen den Kopf ab, doch morbide Faszination gebot ihr, wieder hinzusehen. Die Hure balancierte auf den Zehen und war leicht in die Hocke gegangen, um ihm Zugang zu gewähren. Sie blickte ihm seelenruhig über die Schulter, während er grunzend auf sie einstieß. In einer Hand hatte sie immer noch die Flasche; mit der anderen streichelte sie Bonnet routiniert die Schulter. Sie bemerkte, dass Brianna sie fixierte, und zwinkerte, während sie ihrem Kunden unablässig »Ooh, ja … oh, JA! Das ist gut, Liebster, so gut …« ins Ohr keuchte.
Die Kajütentür erbebte jedes Mal, wenn der fleischige Hintern der Hure dagegen klatschte, und Brianna konnte draußen im Korridor Männer- und Frauenstimmen lachen hören; offenbar hatte Orden genug mitgebracht, um nicht nur den Kapitän, sondern auch die Mannschaft zu versorgen.
Bonnet ackerte ein oder zwei Minuten grunzend vor sich hin, dann stöhnte er laut auf, und seine Bewegungen wurden ruckartig und unkoordiniert. Die Hure legte ihm helfend die Hand auf den Hintern und zog ihn an sich, dann lockerte sich ihr Griff, als sein Körper erschlaffte und er sich schwer gegen sie lehnte. Sie stützte ihn einen Moment und tätschelte ihm ungerührt den Rücken wie eine Mutter, die ihrem Baby beim Bäuerchen hilft,
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