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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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die Frau das nicht ausnutzen – wahrscheinlich eher ein Zeichen von Angst als von Freundschaft. Brianna holte tief Luft und versuchte es weiter.
    »Was für ein hübscher Name. Erfreut, Euch kennen zu lernen, Eppie.« Sie hielt ihr die Hand hin. »Mein Name ist Brianna Fraser MacKenzie.« Sie nannte alle drei Namen, in der Hoffnung, dass sich die Hure wenigstens an einen davon erinnern würde.
    Die Frau sah die ausgestreckte Hand verwundert an, dann schüttelte sie sie zögerlich und ließ sie fallen wie einen toten Fisch. Sie zog ihren Rock hoch und begann, sich mit dem Tuch sauber zu machen, indem sie sorgfältig alle Spuren ihres letzten Kunden wegwischte.
    Brianna wappnete sich gegen die Gerüche des fleckigen Lappens, des Körpers der Frau und des Alkohols in ihrem Atem und beugte sich vor.
    »Stephen Bonnet hat mich entführt«, sagte sie.
    »Oh, aye?«, sagte die Hure gleichgültig. »Nun, er nimmt sich, was ihm gefällt, unser Stephen.«
    »Ich will fort von hier«, sagte Brianna leise und schielte zur Kajütentür. Oben an Deck konnte sie Schritte hören und hoffte, dass ihre Stimmen nicht durch die schweren Planken dringen würden.
    Eppie faltete den Lappen zusammen und legte ihn auf den Tisch. Sie kramte in ihrer Tasche und brachte eine kleine Flasche mit einem Wachsstopfen zum Vorschein. Sie hatte ihren Rock immer noch hochgehoben, und Brianna konnte silbrige Schwangerschaftsstreifen auf ihrem rundlichen Bauch sehen.
    »Nun, dann gib ihm doch, was er will«, riet ihr die Hure, während sie den Stopfen aus der Flasche zog und sich ein wenig von ihrem Inhalt – einem überraschend milden Rosenwasserduft – auf die Hand goss. »Wahrscheinlich hat er in ein paar Tagen genug von Euch und setzt Euch an Land.« Sie rieb sich die Schamhaare großzügig mit dem Rosenwasser ein, dann roch sie kritisch an ihrer Hand und verzog das Gesicht.

    »Nein, ich meine, das ist es nicht, warum er mich entführt hat. Glaube ich jedenfalls«, fügte sie hinzu.
    Eppie verstopfte die Flasche wieder und steckte sie zusammen mit dem Tuch in ihre Tasche.
    »Oh, dann will er Lösegeld?« Eppie betrachtete sie mit zunehmendem Interesse. »Trotzdem habe ich noch nie erlebt, dass der Mann Skrupel gehabt hätte, wenn es um seinen Appetit ging. Er würde eine Frau entjungfern und sie ihrem Vater zurückverkaufen, bevor ihr Bauch anfängt, dick zu werden.« Sie spitzte die Lippen, als ihr jetzt ein Gedanke kam.
    »Wie habt Ihr ihn denn davon abgebracht, es mit Euch zu tun?«
    Brianna legte eine Hand auf ihren Bauch.
    »Ich habe ihm gesagt, dass ich schwanger bin. Das hat ihn davon abgebracht. Ich hätte nie gedacht – ein Mann wie er -, aber so war es. Vielleicht ist er ja besser, als Ihr glaubt?«, fragte sie mit einem winzigen Fünkchen Hoffnung.
    Eppie lachte so heftig, dass sich ihre kleinen Augen halb schlossen.
    »Stephen? Himmel, nein!« Sie zog vor Belustigung die Nase hoch, dann strich sie sich die Röcke glatt.
    »Nein«, fuhr sie jetzt nüchterner fort. »Aber es ist die beste Geschichte, die Ihr ihm erzählen konntet, um ihn von Euch fern zu halten. Er hat mich einmal zu sich gerufen und mich abgewiesen, als er gesehen hat, dass ich’nen Braten in der Röhre hatte. Als ich darüber einen Witz gemacht habe, hat er erzählt, er hätte einmal eine Hure mit einem Bauch wie eine Kanonenkugel gehabt, und mittendrin hat sie aufgestöhnt, und das Blut kam aus ihr herausgeschossen, hat das ganze Zimmer überflutet. Da ist ihm die Lust vergangen, hat er gesagt. Kein Wunder. Seitdem graut es unseren Stephen davor, es mit einem Mädchen zu tun, bei dem etwas unterwegs ist. Er will’s nicht noch mal riskieren.«
    »Verstehe.« Ein Schweißtropfen rann Brianna über die Wange, und sie wischte ihn mit dem Handrücken fort. Ihr Mund fühlte sich trocken an, und sie saugte an der Innenseite ihrer Wange. »Die Frau – was ist aus ihr geworden.«
    Hepzibah sah einen Moment verständnislos drein.
    »Oh, die Hure? Ist natürlich gestorben, die arme Kuh. Stephen sagt, er hat versucht, sich in seine nasse Hose zu kämpfen, obwohl sie voller Blut war, und er hat die Hure angesehen und da lag sie reglos wie ein Stein auf dem Boden, und ihr Bauch hat gezuckt wie ein Sack voll Schlangen. Sagt, da ist ihm plötzlich der Gedanke gekommen, dass das Baby herauswollte, um sich an ihm zu rächen, und er ist im Hemd aus dem Haus geflüchtet und hat seine Hose dagelassen.«
    Sie kicherte über diese lustige Vorstellung, dann prustete sie und beruhigte

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