Ein Hauch von Schnee und Asche
Geräusch machte.
»Was habt Ihr mit meiner Cousine angestellt?«, sagte Murray.
»Ich? Aber ich – ich habe nicht das Geringste mit Mrs. MacKenzie zu schaffen. Lasst mich los, verdammt!«
Der Griff lockerte sich, und er saß schwer atmend da. MacKenzie hatte sich einen Stuhl genommen und sich ihm gegenüber hingesetzt.
Forbes strich sich den Rockärmel glatt. Er wich MacKenzies Blick aus und überlegte mit Höchstgeschwindigkeit. Wie hatten sie es herausgefunden? Wussten sie es wirklich? Vielleicht blufften sie ja nur, ohne Gewissheit zu haben.
»Ich bedaure zu hören, dass Mrs. MacKenzie etwas zugestoßen sein könnte«, sagte er höflich. »Muss ich darauf schließen, dass sie Euch irgendwie abhanden gekommen ist?«
MacKenzie betrachtete ihn einen Moment von oben bis unten, ohne zu antworten, dann stieß er einen leisen, verächtlichen Laut aus.
»Ich habe Euch in Mecklenburg reden hören«, sagte er im Konversationston. »Wie aalglatt Ihr doch wart. Viele Worte über Gerechtigkeit, wie ich gehört habe, und über den Schutz unserer Frauen und Kinder. Solche Beredtheit.«
»Schöne Worte«, meldete sich Ian Murray zu Wort, »für einen Mann, der es fertig bringt, eine hilflose Frau zu entführen.« Er hockte immer noch auf
dem Boden wie ein Wilder, hatte seine Position aber so verändert, dass er Forbes direkt ins Gesicht sah. Das machte den Anwalt etwas nervös, und er beschloss, stattdessen lieber MacKenzies Blick zu erwidern, von Mann zu Mann.
»Ich bedaure Euer Unglück wirklich sehr«, sagte er, um einen betroffenen Tonfall bemüht. »Es wäre mir natürlich eine Freude, Euch zu helfen, wenn es irgend möglich ist. Aber ich habe keine -«
»Wo ist Stephen Bonnet?«
Diese Frage traf Forbes wie ein Boxhieb in die Leber. Er starrte eine paar Sekunden vor sich hin und dachte, dass es doch ein Fehler gewesen war, sich dafür zu entscheiden, MacKenzie anzusehen; der Mann hatte den ausdruckslosen grünen Blick einer Schlange.
»Wer ist Stephen Bonnet?«, fragte er und leckte sich die Lippen. Seine Lippen waren trocken, aber ansonsten war sein ganzer Körper feucht; er konnte spüren, wie sich der Schweiß in seinen Halsfalten sammelte und ihm die Achseln seines Batisthemdes durchtränkte.
»Ich habe Euch gehört«, merkte Murray freundlich an. »Als Ihr Eure Abmachung mit Richard Brown getroffen habt. Das war in Eurem Lagerhaus.«
Forbes’ Kopf fuhr herum. Er war so schockiert, dass es einen Moment dauerte, bis er begriff, dass Murray ein Messer in der Hand hielt, das er beiläufig auf dem Knie liegen hatte.
»Was? Ihr sagt – was? Ich sage Euch, Sir, Ihr irrt Euch – irrt Euch!« Stotternd erhob er sich halb. MacKenzie fuhr auf, packte ihn an der Vorderseite seines Hemdes und verdrehte sie.
»Nein, Sir«, sagte er ganz leise und hielt sein Gesicht so dicht an Forbes’, dass dieser die Hitze seines Atems spürte. »Ihr selbst seid derjenige, der den Irrtum begangen hat. Den tragischen Irrtum, meine Frau für Eure durchtriebenen Zwecke zu missbrauchen.«
Er konnte hören, wie der feine Batist riss. MacKenzie schubste ihn brutal auf den Stuhl zurück, dann beugte er sich vor und packte sein Halstuch so fest, dass er auf der Stelle zu ersticken drohte. Er öffnete keuchend den Mund, und schwarze Flecken tanzten in seinem Gesichtsfeld – doch diese leuchtenden, kalten Augen verdeckten sie nicht.
»Wohin hat er sie gebracht?«
Forbes klammerte sich schwer atmend an die Armlehnen seines Stuhls.
»Ich weiß nichts von Eurer Frau«, röchelte er mit leiser, gifterfüllter Stimme. »Und was die tragischen Irrtümer betrifft, Sir, so seid Ihr gerade dabei, einen zu begehen. Wie könnt Ihr es wagen, mich tätlich anzugreifen? Ich werde dafür sorgen, dass Ihr dafür bezahlt, das versichere ich Euch!«
»Ein tätlicher Angriff, o Schreck«, spottete Murray. »Wir haben nichts dergleichen getan. Noch nicht.« Er hockte sich auf die Fersen, tippte sich
nachdenklich mit dem Messer an den Daumennagel und betrachtete Forbes abschätzend wie jemand, der vorhat, ein Spanferkel auf einer Platte zu tranchieren.
Forbes biss die Zähne zusammen und starrte zu MacKenzie auf, der drohend über ihm stand.
»Wir befinden uns in der Öffentlichkeit«, sagte er. »Ihr könnt mir nichts anhaben, ohne dass es jemand merkt.« Er spähte hinter MacKenzie vorbei, weil er hoffte, dass jemand in den Salon kommen und diese furchtbar unangenehme Konfrontation beenden würde, doch es war ein ruhiger Morgen, und sämtliche
Weitere Kostenlose Bücher