Ein Hauch von Schnee und Asche
lautete Jamies elegante Antwort, »und außerdem, Sassenach, musst du hier bleiben und aufpassen, dass diese Missgeburt von ei …, dass der Kapitän nicht ohne uns davonsegelt, aye?«
Also hatten sie ihn an Land gerudert und ihn dort zurückgelassen. Sie hatten ihm nachgeblickt, als er – schon weniger schwankend – in das Dickicht aus Krüppelkiefern und Palmen abtauchte.
Noch ein frustrierender Tag, den sie damit zubrachten, langsam an der Küste auf und ab zu segeln, ohne dabei etwas anderes zu sehen als dann und wann eine baufällige Fischerhütte, und auch Roger und Ian hatten allmählich erkannt, wie klug Jamies Herangehensweise war.
»Siehst du die Häuser da?« Ian wies mit dem Finger auf eine Ansammlung winziger Hütten am Ufer.
»Wenn du sie so nennen willst, ja.« Roger hielt sich die Hand über die Augen, um besser sehen zu können, doch die Hütten schienen verlassen zu sein.
»Wenn ihre Boote da ablegen können, können wir auch da anlegen. Lass uns an Land gehen und herausfinden, ob uns jemand etwas erzählt.«
Sie hatten Claire schmollend zurückgelassen und waren an Land gerudert, um Erkundigungen einzuholen – ohne Erfolg. Die einzigen Einwohner der winzigen Siedlung waren ein paar Frauen und Kinder, die beim Klang des Namens »Bonnet« in ihre Häuser schossen wie Krebse, die sich im Sand einbuddeln.
Dennoch, jetzt, da sie einmal festen Boden unter den Füßen gespürt hatten, hatten sie überhaupt keine Lust, sich geschlagen zu geben und zu ihrem Boot zurückzukehren.
»Sehen wir uns also um«, hatte Ian gesagt und einen nachdenklichen Blick in den sonnengestreiften Wald geworfen. »Wir gehen im Zickzack, aye?« Er zeichnete zur Demonstration eine Reihe von Xen in den Sand. »So können wir eine größere Fläche absuchen und begegnen uns ab und zu. Wer als Erster den Strand erreicht, wartet jeweils auf den anderen.«
Roger hatte zustimmend genickt, dem Fischerboot und der schmalen, aufgebrachten Gestalt an seinem Bug fröhlich zugewinkt und sich landeinwärts gewandt.
Unter den Kiefern war es heiß und still, und er wurde durch alle möglichen Arten von niedrigen Büschen, Kriechpflanzen, Küstengras und anderen anhänglichen Gewächsen am Vorwärtskommen gehindert. In Ufernähe kam er besser voran, weil der Wald hier nicht so dicht wuchs und mit Strandhafer bewachsenen Flächen wich, wo ihm Dutzende winziger Krebse aus dem Weg huschten – oder gelegentlich unter seinen Füßen knirschten.
Dennoch bedeutete es Erleichterung, sich zu bewegen, das Gefühl zu haben, dass er irgendwie etwas tat, auf der Suche nach Brianna Fortschritte machte – obwohl er sich eingestand, dass er gar nicht genau wusste, wonach sie suchten. War sie hier? War Bonnet schon auf der Insel eingetroffen? Oder würde er in ein oder zwei Tagen kommen, bei Neumond, wie Hepzibah es gesagt hatte?
Trotz der Sorge, der Hitze und der Millionen von Schnaken und Moskitos
– von denen die meisten zwar nicht stachen, aber stattdessen darauf beharrten, ihm in Ohren, Augen, Nase und Mund zu kriechen – lächelte er bei dem Gedanken an Manfred. Seit seinem Verschwinden aus Fraser’s Ridge hatte er darum gebetet, dass der Junge zu seiner Familie zurückkehrte. Ihren Sohn in einer festen Verbindung mit einer ehemaligen Prostituierten anzutreffen, war zwar wahrscheinlich nicht ganz die Antwort, die sich Ute McGillivray auf ihre Gebete erhofft hatte, doch er hatte längst gelernt, dass Gott Seine eigenen Methoden hatte.
Herr, lass sie in Sicherheit sein. Es war ihm egal, wie dieses Gebet beantwortet wurde; Hauptsache, es wurde beantwortet. Bitte gib sie mir zurück.
Es war später Nachmittag, und seine Kleider klebten ihm durchgeschwitzt am Körper, als er auf einen der kleinen Gezeitenströme stieß, die sich zu Dutzenden wie Löcher in einem Schweizer Käse in die Insel bohrten. Das Gewässer war zu breit, um darüber hinwegzuspringen; also stieg er das sandige Ufer hinab und trat ins Wasser. Es war tiefer, als er gedacht hatte – in der Mitte stand er bis zum Hals im Wasser, und er musste ein paar Züge schwimmen, bevor er wieder Boden unter die Füße bekam.
Das Wasser zog an ihm und strömte seewärts; die Ebbe hatte eingesetzt. Wahrscheinlich würde der Strom bei Ebbe sehr viel flacher sein – doch er hatte den Eindruck, dass bei Flut problemlos ein Schiff darauf landeinwärts fahren konnte.
Das war viel versprechend. Ermutigt stieg er am anderen Ufer aus dem Wasser und begann, dem Kanal landeinwärts zu
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