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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sie um, fuhr mit der Hand über ihren Rücken und fasste ihr kurz durch den Umhang hindurch an den Hintern. »Schöner fetter Arsch allerdings«, räumte er widerstrebend ein.
    »Nicht wahr? Nun, kümmere dich um sie, dann komm her und erzähle mir, wie die Dinge hier stehen. Der Frachtraum ist fast voll – oh, und ich habe noch vier, nein, fünf Schwarze aufgelesen. Die Männer kann Kapitän Jackson haben, aber die Frauen – ah, die sind etwas ganz Besonderes.« Er zwinkerte Emmanuel zu. »Zwillinge.«
    Das Gesicht des Schwarzen erstarrte.
    »Zwillinge?«, fragte er schockiert. »Habt Ihr sie zum Haus gebracht?«
    »Später«, sagte Bonnet unbeirrt. »Es sind Fulani, und sie sind bildschön. Kein Englisch, keine Ausbildung – aber als Rarität gehen sie trotzdem weg. Apropos, haben wir schon von Signor Ricasoli gehört?«
    Emmanuel nickte, legte aber die Stirn in Falten; die Narbe zog sein Stirnrunzeln in die Form eines V’s.
    »Er kommt am Donnerstag. Monsieur Houvener auch. Aber Mister Howard kommt morgen.«
    »Bestens. Ich will jetzt mein Frühstück – und du hast doch bestimmt auch Hunger, oder, Schätzchen?«, fragte er, an Brianna gewandt.
    Sie nickte, hin und her gerissen zwischen Angst, Entrüstung und ihrer morgendlichen Übelkeit. Sie musste etwas essen, und zwar schnell.
    »Nun gut. Bring sie irgendwo hin -«, er wies mit der Hand auf die Zimmerdecke und die Räume in der ersten Etage, »- und gib ihr etwas zu essen. Ich esse in meinem Büro; komm dann zu mir.«
    Ohne den Empfang des Befehls zu bestätigen, umklammerte Emmanuel wie ein Schraubstock ihren Nacken und schob sie auf die Treppe zu.
     
    Der Butler – wenn man so etwas wie Emmanuel denn mit einem solch zivilisierten Begriff bezeichnen konnte – schubste sie in ein kleines Zimmer und schloss die Tür hinter ihr. Es war möbliert, allerdings sparsam; ein Bettgestell mit einer nackten Matratze, eine Wolldecke und ein Nachttopf. Letzteren benutzte sie erleichtert, um sich dann rasch im Zimmer umzusehen.
    Es gab nur ein Fenster, das mit einem Metallgitter gesichert war. Es war nicht verglast, sondern hatte Fensterläden, die sich von innen schließen ließen,
und ein Hauch von Meer und Wald erfüllte das Zimmer und kämpfte gegen den Staub und den abgestandenen Geruch der fleckigen Matratze an. Emmanuel mochte ja ein Faktotum sein, aber seine Haushaltsführung ließ zu wünschen übrig, dachte sie, um nicht dem Trübsinn zu verfallen.
    Ein vertrautes Geräusch drang zu ihr, und sie reckte den Hals. Durch das Fenster war nicht viel zu sehen – nur die weißen, zerbrochenen Muscheln und der schlammige Sand rings um das Haus und die Spitzen der Krüppelkiefern. Doch wenn sie ihr Gesicht an den Rand des Fensters presste, konnte sie in einiger Entfernung einen schmalen Strandstreifen sehen.
    Während sie hinsah, galoppierten drei Pferde darüber hinweg und verschwanden aus ihrem Gesichtsfeld – doch dann trug der Wind ihr das Gewieher der Tiere zu, und es folgten noch fünf und dann eine weitere Gruppe von sieben oder acht. Wildpferde, die Nachkommen der Iberer, die die Spanier hundert Jahre zuvor hier zurückgelassen hatten.
    Es war ein bezaubernder Anblick, und sie hielt die Augen lange auf den Strand gerichtet, weil sie hoffte, dass die Pferde zurückkehren würden, doch sie taten es nicht; nur ein Pelikanschwarm zog vorbei und ein paar Möwen, die nach Fischen tauchten.
    Beim Anblick der Pferde hatte sie sich ein paar Sekunden nicht mehr ganz so allein gefühlt, wenn auch nicht weniger leer. Sie war jetzt schon mindestens eine halbe Stunde in dem Zimmer, und es ertönten immer noch keine Schritte von jemandem im Flur, der ihr etwas zu essen brachte. Vorsichtig probierte sie die Tür aus und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass sie nicht abgeschlossen war.
    Unten dagegen hörte sie Geräusche; es war jemand da. Und es hing ein schwaches Getreidearoma von Porridge und backendem Brot in der Luft.
    Unter ständigem Schlucken, um ihren Magen zu beruhigen, bewegte sie sich auf leisen Sohlen durch das Haus und die Treppe hinunter. In einem Zimmer an der Vorderseite des Hauses erklangen Stimmen – Bonnet und Emmanuel. Ihr Zwerchfell verkrampfte sich bei diesem Klang, doch die Tür war geschlossen, und sie schlich auf Zehenspitzen daran vorbei.
    Die Küche war ein Nebengebäude, das durch eine kurze Pergola mit dem Haus verbunden war, und lag in einem Hof, der zusammen mit der Rückseite des Hauses von einem Zaun umgeben war. Sie musterte die

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