Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
zu und lehnte mich mit der Stirn an den Rahmen. Unter mir sah ich auf einmal Licht zur Tür hinausfallen, als sich diese öffnete, und eine dunkle Gestalt schlüpfte hinaus. Die Tür schloss sich, und im ersten Moment verlor ich sie in der Dunkelheit aus den Augen; dann passten sich meine Augen an, und ich sah sie wieder, kurz bevor sie auf dem Fußweg zur Scheune verschwand.
    »Er ist fort, nicht wahr?« Ich drehte mich erschrocken zu ihr um, begriff dann aber, dass sie gehört haben musste, wie sich unten die Tür schloss.
    »Ulysses? Ja, ich glaube schon.«

    Sie schwieg lange, und die Zigarette brannte unbeachtet in ihrer Hand. Kurz bevor ich glaubte, ich müsste aufstehen und sie ihr abnehmen, hob sie sie wieder an die Lippen.
    »In Wirklichkeit hieß er Joseph«, sagte sie leise und pustete den Rauch aus, der sich in Zeitlupe um ihren Kopf ringelte. »So passend, habe ich oft gedacht, weil er von seiner eigenen Familie in die Sklaverei verkauft worden ist.«
    »Habt Ihr je sein Gesicht gesehen?«, fragte ich plötzlich. Sie schüttelte den Kopf und drückte den Rest der Zigarette aus.
    »Nein, aber ich habe ihn immer erkannt«, sagte sie ganz leise. »Er hat nach Licht gerochen.«
     
    Jamie Fraser saß geduldig in seiner dunklen Scheune. Sie war klein und bot nur etwa einem Dutzend Tieren Platz, war aber stabil gebaut. Regen trommelte fest auf das Dach, und Wind heulte wie eine Ban-sidhe um die Ecken, doch es drang kein Tropfen durch das Schindeldach, und die Luft in ihrem Inneren war warm von der Körperwärme der schlafenden Tiere. Sogar Gideon döste über seiner Futterkrippe, und aus seinem Maulwinkel hing halb gekautes Heu.
    Inzwischen war es nach Mitternacht, und er wartete schon seit über zwei Stunden, die Pistole geladen und gespannt auf dem Knie.
    Da war es; durch den Regen hörte er das leise Ächzen, mit dem jemand das Tor aufschob, das Rumpeln, als es beiseite glitt und einen kalten Regenhauch einließ, der sich mit den wärmeren Gerüchen nach Heu und Dung vermischte.
    Er saß lautlos da und regte sich nicht.
    Er konnte sehen, wie eine hoch gewachsene Gestalt vor dem helleren Schwarz der regengetränkten Nacht innehielt und darauf wartete, dass sich ihre Augen an die Dunkelheit im Inneren gewöhnten, bevor sie sich mit dem ganzen Gewicht gegen das schwere Tor stemmte und es so weit öffnete, dass sie sich hineinwinden konnte.
    Der Mann hatte eine abgedunkelte Laterne dabei, weil er sich nicht darauf verlassen hatte, im Dunklen das nötige Zaumzeug zu finden und einem Pferd anlegen zu können. Er schob die Verdunklung beiseite und ließ den Lichtstrahl der Laterne suchend über die Boxen gleiten, eine nach der anderen. Die drei Pferde, die Jocasta mitgebracht hatte, waren hier, aber sie waren erledigt. Jamie hörte, wie der Mann beim Nachdenken leise mit der Zunge schnalzte, während er das Licht zwischen der Stute Jerusha und Gideon hin und her schwenkte.
    Ulysses kam zu einem Entschluss und stellte die Laterne auf den Fußboden, um den Bolzen herauszuziehen, der Gideons Boxentür verschloss.
    »Es geschähe dir recht, wenn ich zuließe, dass du ihn nimmst«, sagte Jamie im Konversationston.
    Der Butler stieß einen scharfen Ausruf aus und fuhr mit geballten Fäusten
funkelnd herum. Er konnte Jamie im Dunklen nicht sehen, doch eine Sekunde später begriff er, was er gehört hatte. Er erkannte, wem die Stimme gehörte, und ließ mit einem tiefen Atemzug die Fäuste sinken.
    »Mr. Fraser«, sagte er. Seine Augen waren lebendig im Laternenschein und wachsam. »Ihr habt mich überrascht.«
    »Nun, das war auch meine Absicht«, erwiderte Jamie gutmütig. »Ich nehme an, du willst los?«
    Er konnte die Gedanken flink wie die Libellen durch die Augen des Butlers huschen sehen, fragend, berechnend. Doch Ulysses war kein Dummkopf, und er kam zum richtigen Schluss.
    »Dann hat das Mädchen Euch alles erzählt«, sagte er ruhig. »Werdet Ihr mich töten – um der Ehre Eurer Tante willen?« Hätte auch nur der geringste Hauch von Hohn in dieser Frage gelegen, hätte ihn Jamie möglicherweise wirklich umgebracht – noch während er wartete, war er sich nicht schlüssig gewesen, was dies anging. Doch Ulysses sagte es ganz schlicht, und Jamies Finger entspannten sich am Abzug.
    »Wäre ich jünger, würde ich es tun«, sagte er im selben Ton wie Ulysses. Und hätte ich nicht eine Frau und eine Tochter, die einmal einen Schwarzen ihren Freund genannt haben.
    »So aber«, fuhr er fort und ließ die Pistole

Weitere Kostenlose Bücher