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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sagte er automatisch.
    »Mein kleiner Presbyterianer«, sagte sie geduldig und schüttelte den Kopf. »Du bist doch alles andere als ein Spieler, oder, Roger?«
    »Oh, und du bist es wohl?« Sein Tonfall war scherzhaft, und doch fragte er sich, warum er sich durch ihre Bemerkung vage getadelt fühlte.
    Sie lächelte nur, und ihr breiter Mund verzog sich zu einem Lächeln, das reichlich durchtriebenen Unternehmergeist andeutete. Ihm wurde ein wenig beklommen zumute, als er das sah. Sie war eine Spielernatur, obwohl sie bis jetzt … Er blickte unwillkürlich auf den großen, verkohlten Fleck mitten auf dem Tisch.
    »Das war ein Unfall«, verteidigte sie sich.
    »Oh, aye. Zumindest sind deine Augenbrauen schon nachgewachsen.«
    »Hmpf. Ich hab’s fast. Noch ein Versuch -«
    »Das hast du beim letzten Mal auch gesagt.« Er war sich bewusst, dass er sich auf gefährlichem Terrain bewegte, doch er schien es nicht lassen zu können.
    Sie holte tief und langsam Luft und sah ihn mit leicht zusammengekniffenen Augen an wie ein Mensch, der die Reichweite eines großen Geschützes abschätzte, bevor er es abfeuerte. Dann schien sie es sich anders zu überlegen und verkniff sich, was auch immer sie hatte sagen wollen; ihre Gesichtszüge entspannten sich, und sie streckte die Hand nach dem Gegenstand aus, den er festhielt.
    »Was hast du denn da gemacht?«
    »Nur ein kleines Spielzeug für Jem.« Er überließ es ihr und fühlte, wie ihn bescheidener Stolz erwärmte. »Alle Räder drehen sich.«
    »Meins, Papa?« Jemmy hatte sich mit Adso, dem Kater, der große Geduld mit kleinen Kindern hatte, auf dem Boden herumgewälzt. Doch beim Klang seines Namens ließ er den Kater in Ruhe, der prompt durch das Fenster entfloh, und kam herbei, um das neue Spielzeug zu inspizieren.
    »Oh, sieh nur!« Brianna ließ das kleine Auto über ihre Handfläche fahren und versetzte alle vier Räder in Bewegung. Jem griff gierig danach und zog an den Rädern.
    »Vorsicht, Vorsicht! Du reißt sie noch ab! Warte, ich zeige es dir.« Roger hockte sich auf den Boden, nahm das Auto und rollte es über die Kamineinfassung. »Siehst du? Brumm. Brumm-brumm!«
    »Brumm!«, wiederholte Jemmy. »Auch machen, Papa, ich, ich.«

    Roger überließ Jemmy das Spielzeug und lächelte.
    »Brumm! Brumm-brumm!« Der kleine Junge schob das Auto begeistert hin und her, dann rutschte es ihm aus der Hand, und er sah mit offenem Mund zu, wie es von selbst zum Ende des Kamins sauste, an die Kante stieß und umkippte. Quietschend vor Vergnügen, schwankte er dem neuen Spielzeug hinterher.
    Immer noch lächelnd schaute Roger auf und sah, dass Brianna Jem nachschaute. Sie trug einen höchst merkwürdigen Gesichtsausdruck. Sie spürte seinen Blick auf sich und blickte zu ihm hinunter.
    »Brumm?«, sagte sie leise, und er spürte einen kleinen innerlichen Ruck wie einen Hieb in den Magen.
    »Was ist das, Papa, was?« Jemmy hatte sein Spielzeug wieder an sich gebracht und kam zu ihm gelaufen, das Auto an die Brust geklammert.
    »Es ist ein… ein …«, begann er hilflos. Eigentlich war es ein schlichter Nachbau eines Morris Minor, doch selbst das Wort »Kraftwagen«, von »Auto« ganz zu schweigen, hatte hier keine Bedeutung. Und der Verbrennungsmotor mit seinen wunderbar erkennbaren Geräuschen war mehr als ein Jahrhundert von ihnen entfernt.
    »Es ist wohl ein Brumm, Schätzchen«, sagte Brianna mit deutlichem Mitgefühl in der Stimme. Er spürte das sanfte Gewicht ihrer Hand, die sich auf seinen Kopf senkte.
    »Ähm … ja, genau«, sagte er und räusperte sich mit zugeschnürter Kehle. »Es ist ein… Brumm.«
    »Brumm«, sagte Jemmy glücklich und kniete sich hin, um es erneut von der Kamineinfassung rollen zu lassen. »Brumm-brumm!«
    Dampf. Es müsste entweder mit Dampf oder Wind betrieben werden; mit einer Windmühle könnte man das Wasser vielleicht in das System pumpen, aber wenn ich heißes Wasser will, entsteht sowieso Dampf – warum sollte ich ihn nicht nutzen?
    Dichtigkeit ist das Problem; Holz brennt und bekommt Lecks, Lehm hält dem Druck nicht stand. Ich brauche Metall, daran führt kein Weg vorbei. Was wohl Mrs. Bug tun würde, wenn ich den Waschkessel nehmen würde? Nun, ich weiß, was sie tun würde, und eine Dampfexplosion ist harmlos dagegen; außerdem müssen wir ja waschen. Ich muss mir etwas anderes herbeiträumen.

19
    Heuernte
    Major MacDonald kehrte am letzten Tag der Heuernte zurück. Ich balancierte gerade einen immensen Brotkorb an der Hauswand

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