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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Blume.
    Überall wurde geredet und gelacht, und mir fiel zwar auf, dass sich die neuen Pächter nach wie vor an ihre eigenen Familien hielten, doch gab es jetzt auch Kontakt mit anderen, da die Männer, die zwei Wochen lang Seite an Seite gearbeitet hatten, weiter herzlich miteinander umgingen und der Cidre ihre Geselligkeit weiter anfachte. In den Augen der neuen Pächter war Wein nichts Halbes und nichts Ganzes; Whisky, Rum oder Brandy waren Teufelswerk – doch Bier und Cidre trank jeder. Cidre war gesund, hatte mir eine der Frauen erzählt, während sie ihrem kleinen Sohn einen Becher reichte. Ich gab ihnen noch eine halbe Stunde, dachte ich langsam nippend, bevor sie umzufallen begannen wie die Fliegen.
    Jamie stieß ein leises, belustigtes Geräusch aus, und ich lugte zu ihm hinunter. Er wies kopfnickend zur anderen Seite des Hofes, und ich sah, dass sich Bobby Higgins seinen Verehrerinnen entwunden hatte und es mit irgendeinem Alchemistentrick fertig gebracht hatte, Lizzie aus der Mitte der McGillivrays zu holen. Sie standen im Schatten der Kastanien und unterhielten sich.
    Ich sah mich nach den McGillivrays um. Manfred lehnte am Fundament des Hauses, und sein Kopf sank zunehmend tiefer über seinen Teller. Sein Vater hatte sich neben ihm auf dem Boden zusammengerollt und schnarchte friedlich. Sie waren von den Mädchen umringt, die miteinander plauderten und sich über die hängenden Köpfe ihrer schlaftrunkenen Männer hinweg gegenseitig das Essen anreichten. Ute hatte sich auf die Veranda begeben und unterhielt sich mit Joseph und seiner Begleiterin.
    Ich blickte wieder zurück zu Lizzie und Bobby. Sie redeten nur und hielten respektvoll Abstand voneinander. Doch es war etwas an der Art, wie er sich ihr zuneigte, an der Art, wie sie sich halb von ihm abwandte, dann wieder
zurück, und dabei mit der Hand eine Falte ihres Rockes schwingen ließ …
    »Oje«, sagte ich. Ich machte mich zum Aufstehen bereit, war mir aber nicht sicher, ob ich wirklich hinübergehen und sie unterbrechen sollte. Sie befanden sich schließlich in der Öffentlichkeit, und -
    »Drei Dinge erstaunen mich, nein, vier, sagt der Prophet.« Jamies Hand drückte meinen Oberschenkel, und als ich zu ihm hinunterschaute, sah ich, dass auch er das Pärchen unter den Kastanien mit halb geschlossenen Augen beobachtete. »Der Flug des Adlers in der Luft, das Gleiten der Schlange auf dem Felsen, die Fahrt eines Schiffes auf hoher See – und der Funke zwischen Mann und Frau.«
    »Oh, dann ist es also keine Einbildung«, sagte ich trocken. »Meinst du, ich sollte besser etwas unternehmen?«
    »Mmpfm.« Er holte tief Luft, richtete sich auf und schüttelte heftig den Kopf, um wach zu werden. »Ah. Nein, Sassenach. Wenn unser Manfred sich nicht die Mühe macht, auf seine Frau aufzupassen, ist es nicht deine Aufgabe, es für ihn zu tun.«
    »Ja, der Meinung bin ich ebenfalls. Ich meine nur, was, wenn Ute sie sieht… oder Joseph …?« Ich war mir nicht sicher, was Mr. Wemyss tun würde; Ute, so glaubte ich, würde wahrscheinlich eine Riesenszene machen.
    »Oh.« Er schwankte sacht und kniff die Augen zu. »Aye, da hast du vermutlich Recht.« Er wandte suchend den Kopf, dann erspähte er Ian und rief ihn mit einer Bewegung seines Kinns herbei.
    Ian hatte in unserer Nähe verträumt im Gras gelegen, neben sich einen Stapel fettiger Rippenknochen, doch jetzt rollte er sich auf den Bauch und kam folgsam zu uns gekrochen.
    »Mm?«, sagte er. Sein dichtes, braunes Haar hatte sich zur Hälfte aus seinem Pferdeschwanz gelöst und stand an einigen Stellen zu Berge; der Rest hing ihm verwegen vor dem Auge.
    Jamie wies unauffällig in Richtung der Kastanien.
    »Geh zu Lizzie, Ian, und bitte sie, sich um deine Hand zu kümmern.«
    Ian blickte benommen auf seine Hand; er hatte einen frischen Kratzer auf dem Handrücken, doch er war schon lange verkrustet. Dann blickte er in die Richtung, die Jamie angedeutet hatte.
    »Oh«, sagte er. Er verweilte noch ein paar Sekunden auf Händen und Knien und kniff nachdenklich die Augen zusammen, dann erhob er sich langsam und zog das Band aus seinem Haar. Er schob es sich mit einer Hand beiläufig aus dem Gesicht und schlenderte auf die Kastanien zu.
    Sie waren zu weit entfernt, um etwas zu hören, doch wir konnten alles sehen. Bobby und Lizzie fuhren auseinander wie die Wogen des Roten Meers, als Ians hoch gewachsene, hagere Gestalt zielstrebig zwischen sie trat. Die drei schienen einen Moment freundschaftlich zu plaudern,

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