Ein Hauch von Schnee und Asche
Gefühl, dass sie zu den Herrnhutern gehörte; diese gingen nur selten Ehen außerhalb ihrer Gemeinschaft ein, und ihre Frauen machten selten weitere Reisen.
»Falls Ihr also nicht der Meinung seid, dass sich die Presbyterianer zusammengerottet haben, um das Land von den Papisten und Lutheranern zu säubern… und das meint Ihr doch nicht, oder?«
Bei diesen Worten lächelte er kurz, wenn auch nicht ohne Humor.
»Nein. Aber ich bin selbst als Presbyterianer groß geworden, Ma’am.«
»Oh«, sagte ich. »Äh … noch einen Tropfen Cidre, Major?«
Er hielt mir widerspruchslos seinen Becher hin.
»Der andere Brand – er hat große Ähnlichkeit mit den anderen«, sagte er und beschloss großzügigerweise, nicht weiter auf meine Bemerkung einzugehen. »Eine abgelegene Siedlungsstelle. Ein allein lebender Mann. Allerdings lag sie knapp jenseits der Vertragsgrenze.«
Diese letzten Worte wurden von einer viel sagenden Geste begleitet, und ich warf unwillkürlich einen Blick auf Jamie. Er hatte mir erzählt, dass die Cherokee beunruhigt waren, weil ständig Siedler in ihr Gebiet eindrangen.
»Natürlich werde ich Euren Mann morgen früh danach fragen, Ma’am«, versprach MacDonald, der meinen Blick richtig interpretierte. »Aber wisst Ihr, ob ihm irgendwelche Anspielungen zu Ohren gekommen sind?«
»Verhüllte Drohungen eines Snowbird -Häuptlings«, gestand ich. »Er hat es John Stuart geschrieben. Aber nichts Konkretes. Wann ist dieser letzte Brand gewesen?«
Er zuckte mit den Achseln.
»Unmöglich zu sagen. Ich habe vor drei Wochen davon gehört, aber der Mann, der es mir erzählt hat, hatte es einen Monat zuvor erfahren – und er hatte es genauso wenig gesehen, sondern es nur von jemand anderem gehört.«
Er kratzte sich nachdenklich am Kinn.
»Vielleicht sollte sich jemand die Stelle einmal ansehen.«
»Mm«, sagte ich und gab mir keine Mühe, die Skepsis in meiner Stimme zu verschleiern. »Und Ihr meint, das ist Jamies Aufgabe, nicht wahr?«
»Ich würde es mir niemals anmaßen, Mr. Fraser über seine Pflichten zu unterrichten, Ma’am«, sagte er mit dem Hauch eines Lächelns. »Aber
ich werde ihm nahe legen, dass die Situation von Interesse sein könnte, aye?«
»Ja, tut das«, murmelte ich. Jamie hatte sowieso eine weitere Reise zu den Snowbird -Dörfern vor, die er zwischen der Ernte und dem Einbruch des kalten Wetters eingeplant hatte. Die Vorstellung, ins Dorf zu marschieren und Bird-who-sings-in-the-morning über den Brand einer Siedlungsstätte auszufragen, kam mir persönlich mehr als nur leicht riskant vor.
Ein Anflug von Kühle ließ mich erschauern, und ich trank den Rest meines eigenen Cidres und wünschte plötzlich, er wäre heiß. Die Sonne war jetzt vollständig untergegangen, doch das war es nicht, was mir das Blut gefrieren ließ.
Was, wenn MacDonald mit seinen Vermutungen Recht hatte. Wenn die Cherokee tatsächlich Siedlungsstellen niedergebrannt hatten? Und wenn Jamie dann auftauchte und unbequeme Fragen stellte…
Ich betrachtete das Haus, das solide und gelassen dastand, die Fenster von Kerzenschein erhellt, ein helleres Bollwerk vor dem zunehmenden Dunkel der dahinter liegenden Wälder.
Mit Trauer nehmen wir die Nachricht vom Tod James MacKenzie Frasers und seiner Gattin Claire bei einer Feuersbrunst zur Kenntnis, die in der Nacht des 21sten Januar ihr Haus in der Siedlung Fraser’s Ridge zerstörte.
Die Glühwürmchen kamen zum Vorschein und schwebten wie kühle grüne Funken im Schatten, und ich spähte unwillkürlich zum Schornstein hinauf, aus dem rote und gelbe Funken sprühten. Wann immer ich an diesen grauenvollen Zeitungsausschnitt dachte – und ich bemühte mich, es nicht zu tun, nicht die Tage von heute bis zum 21. Januar 1776 zu zählen -, war ich davon ausgegangen, dass das Feuer ein Unfall sein würde. Solche Unfälle geschahen häufig, von außer Kontrolle geratenen Herdfeuern und umgestürzten Kerzenständern bis hin zu Feuersbrünsten, die durch Sommergewitter ausgelöst wurden. Bis jetzt war ich nie bewusst auf den Gedanken gekommen, dass das Feuer mit Absicht gelegt werden könnte – als Mordanschlag.
Ich stieß Jamie mit dem Fuß an. Er regte sich im Schlaf, streckte eine Hand aus, und sie schloss sich warm um meinen Knöchel, dann schlief er mit einem zufriedenen Stöhnen weiter.
»Sei zwischen mir und jeder Grausamkeit«, murmelte ich halb vor mich hin.
»Slainte« , sagte der Major und leerte noch einmal seinen Becher.
20
Gefährliche
Weitere Kostenlose Bücher