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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Kopfes, in perfekter Symmetrie geblasen und ohne die geringste Spur eines Bläschens. Das Glas hatte eine schwach blaue Tönung, und ich konnte mein verzerrtes Spiegelbild darin sehen, das mir mit breiter Nase und großen Augen entgegensah, als schaute eine Meerjungfrau aus dem Glas heraus.
    »Aye, Ma’am«, sagte Bobby, der pflichtbewusst einen Blick auf die Retorte warf. »Sie ist… äh … groß, oder?«
    »Sie ist perfekt. Einfach perfekt!« Anstatt den Hals der Kugel glatt von seinem Glasbläserrohr abzuschneiden, hatte er ihn zu einer dickwandigen Röhre ausgezogen, die etwa fünf Zentimeter lang war und einen Durchmesser von etwa zweieinhalb Zentimetern hatte. Die Kanten und die Innenfläche dieser Röhre waren … geschliffen worden? Angeätzt? Ich hatte keine Ahnung, wie Mr. Blogweather das angestellt hatte, doch das Ergebnis war eine seidige, matte Oberfläche, die eine wunderbare Versiegelung abgeben würde, wenn man ein Teil mit einer ähnlichen Oberfläche hineinsteckte.
    Meine Hände waren feucht vor nervöser Aufregung, dass ich den kostbaren Gegenstand fallen lassen könnte. Ich wickelte ihn in meine Schürze und drehte mich hin und her, während ich überlegte, wohin ich ihn am besten legte. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Retorte so groß sein würde; Brianna oder einer der Männer würden mir einen passenden Ständer fertigen müssen.
    »Sie kommt über ein kleines Feuer«, erklärte ich und betrachtete stirnrunzelnd das kleine Kohlebecken, das ich für meine Heiltees benutzte. »Aber die Temperatur spielt eine große Rolle; möglicherweise ist es zu schwierig, mit Holzkohlen beständige Hitze zu erzeugen.« Ich legte die große Kugel in meinen Schrank, wo ich sie sicher hinter einer Reihe von Flaschen verstaute. »Ich denke, ich werde einen Alkoholbrenner brauchen – aber sie ist größer als ich dachte; ich werde einen ziemlich großen Brenner brauchen, um sie zu erhitzen …«
    Mir wurde bewusst, dass Bobby gar nicht auf mein Geplapper hörte, weil etwas im Freien seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Er runzelte über etwas die Stirn, und ich trat hinter ihn und spähte durch das offene Fenster, um zu sehen, was es war.
    Ich hätte es mir denken können; Lizzie Wemyss war draußen im Gras, wo sie unter den Kastanien Butter stampfte, und Manfred McGillivray war bei ihr.
    Ich blickte auf das Pärchen, das sich fröhlich unterhielt, dann auf Bobbys düstere Miene. Ich räusperte mich.
    »Würdet Ihr netterweise die andere Kiste für mich öffnen, Bobby?«
    »Häh?« Seine Aufmerksamkeit war total auf das Pärchen im Freien gerichtet.
    »Kiste«, wiederholte ich geduldig. »Die da.« Ich stieß sie mit dem Zeh an.

    »Kiste… oh! Oh, aye, Ma’am, natürlich.« Er riss sich von dem Anblick los und machte sich mit verdrossener Miene ans Werk.
    Ich holte die restlichen Glasgegenstände aus der offenen Kiste, schüttelte das Stroh ab und legte die Kugeln, Retorten, Flaschen und Röhrchen vorsichtig oben in einen Schrank – behielt dabei jedoch Bobby im Auge und dachte über diesen neuen Stand der Dinge nach, der sich hier auftat. Ich hatte nicht gedacht, dass seine Empfindungen gegenüber Lizzie mehr waren als eine vorübergehende Schwärmerei.
    Vielleicht war es ja tatsächlich nicht mehr, ermahnte ich mich selbst. Aber wenn doch … Ich musste einfach noch einmal aus dem Fenster peilen – und stellte fest, dass aus dem Paar ein Trio geworden war.
    »Ian!«, rief ich aus. Bobby sah verblüfft auf, doch ich war schon auf dem Weg zur Tür und strich mir hastig das Stroh aus den Kleidern.
    Wenn Ian wieder da war, war Jamie -
    Er kam im selben Moment zur Haustür herein, als ich in den Flur schoss, und fasste mich um die Taille. Er küsste mich mit sonnengewärmter, staubiger Begeisterung und einem Backenbart wie Schleifpapier.
    »Du bist wieder da«, sagte ich schwachsinnigerweise.
    »So ist es, und ein paar Indianer folgen gleich hinter mir«, sagte er. Dabei umklammerte er mit beiden Händen meinen Hintern und kratzte heftig mit seinem Bart über meine Wange. »Gott, was würde ich für eine Viertelstunde allein mit dir geben, Sassenach! Meine Eier platz- oh. Mr. Higgins. Ich, äh, habe Euch gar nicht gesehen.«
    Er ließ mich los und richtete sich abrupt auf, zog seinen Hut, schlug ihn gegen seinen Oberschenkel und täuschte auf diese übertriebene Weise Beiläufigkeit vor.
    »Nein, Sir«, sagte Bobby griesgrämig. »Ist Mr. Ian auch zurück?« Es klang nicht so, als sei dies

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