Ein Hauch von Schnee und Asche
dir geträumt«, erklärte er und zupfte sich seine Hose zurecht. »Jedes Mal, wenn ich mich umgedreht habe, bin ich auf meinem Schwanz gelandet und aufgewacht. Es war grässlich.«
Ich brach in Gelächter aus, und er setzte eine verletzte Miene auf, wenn ich auch die widerstrebende Belustigung dahinter erkennen konnte.
»Nun, du hast gut lachen, Sassenach«, sagte er. »Du hast ja auch keinen, der dich so plagen könnte.«
»Ja, und das erleichtert mich sehr«, versicherte ich ihm. »Äh … was für lüsterne Träume denn?«
Tief in seinen Augen konnte ich es spekulierend glänzen sehen, als er mich anblickte. Er streckte seinen Finger aus und fuhr damit ganz sanft an meinem Hals hinunter und über meine Brust, bis er in meinem Leibchen verschwand, dann über den dünnen Stoff, der meine Brustwarze bedeckte – die als Reaktion auf seine Zuwendung prompt hart wurde wie eine Murmel.
»Die Art, die dazu führt, dass ich dich am liebsten ohne Umwege in den Wald bringen würde, so weit, dass es niemand hört, wenn ich dich auf den Boden lege, deine Röcke hochschiebe und dich spalte wie einen reifen Pfirsich«, sagte er leise. »Aye?«
Ich schluckte hörbar.
In dieser delikaten Sekunde erklang an der Wegmündung auf der anderen Seite des Hauses grüßendes Gejohle.
»Die Pflicht ruft«, schnaufte ich ein wenig atemlos.
Jamie holte ebenfalls tief Luft, richtete sich auf und nickte.
»Nun, ich bin bisher nicht an unerwiderter Lust gestorben; ich werde es wohl auch jetzt nicht tun.«
»Ich gehe nicht davon aus«, sagte ich. »Außerdem, hast du mir nicht erklärt, dass Abstinenz den Charakter… äh … festigt?«
Er warf mir einen trostlosen Blick zu.
»Wenn hier noch irgendetwas fester wird, falle ich in Ohnmacht, weil ich kein Blut mehr im Kopf habe. Vergiss den Eierkorb nicht, Sassenach.«
Es war Spätnachmittag, zum Glück aber noch hell genug für die Zahnbehandlung. Allerdings lag mein Sprechzimmer so, dass ich das Morgenlicht zum Operieren nutzen konnte, und nachmittags war es dunkler, so dass ich einen improvisierten Operationssaal auf dem Hof errichtete.
Dies war insofern von Vorteil, als alle zusehen wollten; Indianer betrachteten medizinische Behandlungen – und auch fast alles andere – als Sache der Gemeinschaft. Operationen liebten sie besonders, da diese großen Unterhaltungswert besaßen. Alle scharten sich neugierig um mich, gaben ihre Kommentare zu meinen Vorbereitungen ab, diskutierten miteinander und redeten auf die Patientin ein, die ich nur mit größter Mühe davon abhalten konnte zu antworten.
Ihr Name war Mouse – Maus -, und ich konnte nur vermuten, dass sie ihn aus irgendeinem metaphysischen Grund bekommen hatte, da er weder zu ihrer Erscheinung noch zu ihrer Persönlichkeit passte. Sie hatte ein rundes Gesicht, eine für die Cherokee ungewöhnliche Stupsnase, und sie war zwar nicht unbedingt hübsch, besaß aber jene Charakterstärke, die oft viel attraktiver ist als schlichte Schönheit.
Diese verfehlte jedenfalls ihre Wirkung auf die anwesenden Herren nicht; sie war die einzige Frau in dem Indianertrupp, der sich ansonsten aus ihrem Bruder Red Clay Wilson und vier Freunden zusammensetzte, die entweder mitgekommen waren, um den Wilsons Gesellschaft zu leisten, sie auf dem Weg zu beschützen – oder um Miss Mousies Gunst zu buhlen, was der wahrscheinlichste Grund für ihre Anwesenheit zu sein schien.
Trotz des schottischen Namens der Wilsons sprach keiner der Cherokee Englisch, abgesehen von ein paar grundlegenden Worten – wie »nein«, »ja«, »gut«, »schlecht« und »Whisky!« Da das in etwa ebenso meinem Vokabular in ihrer Sprache entsprach, hatte ich keinen großen Anteil an der Unterhaltung.
Im Moment warteten wir tatsächlich auf Whisky – und auf Übersetzer. Ein Siedler namens Wolverhampton aus einem namenlosen Tal im Osten hatte sich in der Woche zuvor unfreiwillig anderthalb Zehen amputiert, während er Brennholz spaltete. Da er diesen Zustand unpraktisch fand, hatte er dann versucht, sich den verbleibenden halben Zeh mit einem Spaltmesser abzunehmen.
Man kann über den allgemeinen Nutzen von Spaltmessern sagen, was man will, Präzisionsinstrumente sind sie nicht. Allerdings sind sie scharf.
Mr. Wolverhampton, ein kräftiger Kerl mit einer Neigung zum Jähzorn, lebte allein, und sein nächster Nachbar war sieben Meilen von ihm entfernt. Bis er diesen erreichte – zu Fuß, oder was davon übrig war – und der Nachbar ihn auf ein Maultier gepackt
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