Ein Hauch von Schnee und Asche
eine besonders gute Nachricht; selbst wenn Ians Eintreffen Lizzie von Manfred abgelenkt hatte – und das hatte es -, so half es doch nicht, ihr Augenmerk auf Bobby zu lenken.
Lizzie hatte ihr Butterfass dem armen Manfred überlassen, der die Kurbel sichtlich widerstrebend bediente, während sie lachend mit Ian auf den Stall zuging, wahrscheinlich, um ihm das Kälbchen zu zeigen, das in seiner Abwesenheit geboren worden war.
»Indianer«, sagte ich, weil ich erst jetzt realisierte, was Jamie gesagt hatte. »Was für Indianer?«
»Ein halbes Dutzend Cherokee«, erwiderte er. »Was ist denn das?« Er deutete auf die Spur aus losem Stroh, die aus meinem Sprechzimmer herausführte.
»Oh, das. Das«, sagte ich glücklich, »ist Äther. Oder es wird Äther. Ich nehme an, die Indianer bleiben zum Essen?«
»Aye, ich sage Mrs. Bug Bescheid. Aber sie haben eine junge Frau dabei, die sie mitgebracht haben, damit du dich um sie kümmerst.«
»Oh?« Er war schon in die Küche unterwegs, und ich musste mich beeilen, um mitzuhalten. »Was hat sie denn?«
»Zahnschmerzen«, sagte er knapp und drückte die Küchentür auf. »Mrs. Bug! Cá bhfuil tú? Äther, Sassenach? Du meinst doch nicht Phlogiston, oder?«
»Ich glaube es nicht«, sagte ich und versuchte, mir ins Gedächtnis zu rufen, was in aller Welt Phlogiston war. »Aber ich habe dir von Anästhesie erzählt, das weiß ich – das ist Äther, eine Art Betäubungsmittel; es lässt die Leute einschlafen, so dass man sie operieren kann, ohne dass sie Schmerzen spüren.«
»Sehr nützlich bei Zahnschmerzen«, merkte Jamie an. »Wo ist die Frau nur geblieben? Mrs. Bug!«
»Theoretisch, aber es wird einige Zeit dauern, ihn herzustellen. Vorerst werden wir uns noch mit Whisky begnügen müssen. Mrs. Bug ist sicher in der Sommerküche; heute ist Backtag. Und wo wir gerade von Alkohol sprechen -« Er war schon zur Hintertür hinaus, und ich lief ihm über die Stufen hinterher. »Ich brauche für den Äther einiges von unserem Hochprozentigen. Kannst du mir morgen ein Fass von deinem neuen Whisky mitbringen?«
»Ein Fass? Himmel, Sassenach, was willst du denn damit, darin baden?«
»Nun, wenn du so fragst, ja. Oder vielmehr nicht ich – das Vitriol. Man gießt es vorsichtig in ein heißes Alkoholbad, und es -«
»Oh. Mr. Fraser! Ich dachte doch, dass ich jemanden rufen gehört habe.« Mrs. Bug erschien plötzlich mit einem Korb voll Eiern am Arm und strahlte. »Es freut mich so, Euch wieder sicher daheim zu sehen!«
»Und es freut mich, daheim zu sein, Mrs. Bug«, versicherte er ihr. »Bekommen wir ein halbes Dutzend Gäste beim Abendessen satt?«
Ihre Augen weiteten sich eine Sekunde, dann verengten sie sich, als sie zu planen begann.
»Wurst«, erklärte sie. »Und Rübengemüse. Bobby, kommt her und macht Euch nützlich.« Sie reichte mir die Eier, packte Bobby, der uns aus dem Haus gefolgt war, am Ärmel und zog ihn zum Rübenbeet davon.
Ich hatte das Gefühl, in einer Art sich rasch drehender Maschinerie wie ein Karussell gefangen zu sein und hielt mich an Jamies Arm fest, um mich zu stützen.
»Hast du gewusst, dass Bobby Higgins in Lizzie verliebt ist?«, fragte ich.
»Nein, aber es wird ihm nicht viel nützen, wenn es so ist«, erwiderte Jamie gnadenlos. Weil er meine Hand auf seinem Arm für eine Einladung hielt, nahm er mir den Korb mit den Eiern ab und stellte ihn auf den Boden, dann zog er mich an sich und küsste mich noch einmal, diesmal langsamer, aber dafür ausgesprochen gründlich.
Er ließ mit einem Seufzer tiefer Zufriedenheit von mir ab und warf einen Blick auf die neue Sommerküche, die wir in seiner Abwesenheit errichtet
hatten: Ein kleines Gerüst mit grob gewebten Leinenwänden und einem Dach aus Kiefernzweigen umgab einen gemauerten Herd mit Schornstein – jedoch mit einem großen Tisch im Inneren. Verlockende Düfte nach aufgehendem Teig, frisch gebackenem Brot, Haferkeksen und Zimtbrötchen kamen aus dieser Richtung herbeigeweht.
»Nun, was diese Viertelstunde angeht, Sassenach … Ich glaube, ich komme auch mit etwas weniger zurecht, wenn es sein muss …«
»Ich aber nicht«, sagte ich bestimmt, gestattete es aber meiner Hand, ihn einen Moment nachdenklich zu liebkosen. Mein Gesicht brannte von der Berührung seines Bartes. »Und wenn wir dann Zeit haben, kannst du mir erzählen, was in aller Welt du getan hast, um das hier hervorzurufen.«
»Ich habe geträumt«, sagte er.
»Was?«
»Ich habe jede Nacht furchtbar lüstern von
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