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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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jemand klarmachen, dass ich Schutzgeld zahlen muss«, erklärte er ihr. »So was passiert dauernd.«
    Doch Rose glaubte ihm nicht – keinen Augenblick.
    »Der Polizist hatte recht mit der Versicherung. Eine Schande, dass ich die Prämie nicht gezahlt habe, als sie fällig war, und mir stattdessen ein paar schicke Schuhe geleistet habe.«
    Draußen näherte sich eine weitere Sirene und erstarb. Der Krankenwagen war gekommen.
    Rose sah Josh an. Zuerst dachte sie, er machte Witze, doch dann ging ihr auf, dass dem nicht so war.
    »Also, das wär’s dann. Ich schätze, wenn ich all das hier bezahlt habe, bin ich blank. Was meinst du? Ob Vidal mir Arbeit gibt?«
    »Natürlich wird er das, aber das wird nicht nötig sein«, versicherte Rose ihm.
    Es gab keine Zeit zu verlieren. Sie hörten, wie die Sanitäter die Treppe heraufkamen. Bald war Josh auf dem Weg ins Krankenhaus, und was sie sagen wollte, musste jetzt gesagt werden. Da sie wusste, dass dies hier ihretwegen passiert war, hatte Rose rasch einen Entschluss gefasst.
    »Ivor hat mich heute Morgen rausgeworfen«, sagte sie. »Nicht dass es mir etwas ausmacht. Du hast ja immer schon gesagt, ich solle meine eigene Firma gründen, weißt du noch?«
    Josh nickte.
    »Also, genau das werde ich jetzt tun. Ich habe ein bisschen Geld – einen Treuhandfonds –, und von einem Teil davon werde ich neue Lokalitäten für uns suchen, Josh.« Sie sprach jetzt schneller, wollte unbedingt alles gesagt bekommen, solange sie allein waren. »Ein Haus, wo ich im Erdgeschoss meinen Ausstellungsraum haben kann und du im ersten Stock deinen Friseursalon.«
    Es war das Mindeste, was sie tun konnte, nach dem, was er für sie getan hatte. Sie wusste, wie viel es ihm bedeutete, sein eigener Herr zu sein.
    »Jetzt mal ganz langsam«, sagte Josh grimmig. »Kommt gar nicht in Frage, dass ich dir verpflichtet bin und mich von dir aushalten lasse.«
    Sie hatte gewusst, dass er so reagieren würde, und sie war darauf vorbereitet.
    »Nichts dergleichen wirst du sein. Ich brauche dich, Josh. Du gibst mir so viel Mut, dass ich Dinge tue, die ich ohne dich nie könnte. Wir werden Partner sein, Geschäftspartner, das wird alles vertraglich geregelt. Du entwirfst neue Frisuren, und ich entwerfe neue Salons.« Als sie es aussprach, wusste Rose, dass es genau das war, was sie mehr als alles andere in der Welt tun wollte, viel mehr, als in stickigen Wohnungen Vorhänge zu drapieren. Sie wollte sie selbst sein, wollte ihre eigene Chefin sein und der Welt, und vor allem Amber, beweisen, dass sie mehr war als das Ergebnis – die Summe – der Schande ihres Vaters und der Armut ihrer Mutter.
    Josh sah sie an. »Partner? Du und ich?«
    »Ja«, sagte Rose resolut.
    Die Sanitäter kamen herein. Rose stand auf, um ihnen Platz zu machen.
    Als sie anfingen, ihn zu untersuchen, zwinkerte Josh ihr zu und sagte: »Okay, Partner.«
    Sein Gesicht war blutbeschmiert und zerschunden, doch Rose wusste, wenn die Sanitäter nicht da gewesen wären, hätte sie ihm die Arme um den Hals geschlungen und ihn aus purer Erleichterung an Ort und Stelle umarmt. Josh brachte sie zum Lachen. Josh gab ihr das Gefühl, Dinge tun zu können, von denen sie allein nie gedacht hätte, dass sie sie zuwege brächte. Vor allem aber gab Josh ihr ein Gefühl der Sicherheit. Er war ihr Freund und ihre Sicherheit, und jetzt war er auch ihre Zukunft.

34
    Emeralds Kind kam Anfang Februar um drei Uhr am Nachmittag in einer teuren Privatklinik in einer Seitenstraße der Harley Street zur Welt.
    Emerald warf einen Blick auf den rotgesichtigen, greinenden Neugeborenen und winkte die Krankenschwester dann weg. Sie war natürlich froh, dass es ein Junge war, und sie würde selbstverständlich dafür sorgen, dass ihre ehemalige Schwiegermutter erfuhr, dass sie einen Sohn zur Welt gebracht hatte, der von Rechts wegen Alessandros Erbe war. Doch im Augenblick verlangte sie nur nach Ruhe und Frieden in einem mit Parfümduft erfüllten Zimmer, nicht in einem, das nach Blut und Schweiß roch, und gewiss nicht einem, das mit dem Geplärr des rotgesichtigen Dings erfüllt war, das die Schwester ihr immer noch hinhielt.
    Gereizt runzelte Emerald die Stirn. Sie wollte die Schwester noch einmal wegwinken, doch irgendwie fing das Baby ihren Blick ein und hielt ihn fest. Da schloss sich etwas ganz Ungewohntes um Emeralds Herz, als habe das Baby es mit seinen kleinen Fingerchen gepackt. Ein Gefühl, so elementar, dass sie nicht einmal mit ihrem starken Willen

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