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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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es immer deutlicher wurde, dass man von ihm erwartete, dass er Gwendolyn einen Antrag machte, wollte er nicht dastehen wie ein absoluter Schuft. Selbst jetzt wusste er noch nicht recht, wie das, was von seiner Seite nur als Freundlichkeit gegenüber Gwen gedacht war – denn sie tat ihm leid –, von praktisch allen, einschließlich Gwen, als Anzeichen dafür gedeutet werden konnte, dass er ihr einen Antrag machen würde.

36
    Robbies private Jungenschule in London bereitete die meisten ihrer Schüler auf Eton vor, und es amüsierte Emerald, die Empörung in den Gesichtern der anderen Mütter zu sehen, als sie in ihrem neuen modischen Minirock an ihnen vorbeistolzierte, nichts als lange Beine und langes, glattes Haar.
    Seit sie Max kannte, hatte Emerald immer öfter das Gefühl, zwei ganz verschiedene Menschen zu sein: die äußere Emerald und die innere Emerald. Für die äußere Emerald war es absolut wichtig, dass andere Menschen zu ihr aufblickten und sie beneideten; dass sie von allem nur das Beste bekam, und andere Frauen sie bewunderten und beneideten und wussten, dass sie nie an sie heranreichten – in keiner Beziehung.
    Die innere Emerald war anders. Sie war wild und leichtsinnig, hedonistisch und sinnlich und würde alles tun, um ihr Verlangen zu befriedigen.
    Die äußere Emerald durfte in der Öffentlichkeit nur mit der richtigen Sorte Mann an den richtigen Orten gesehen werden, denn sie hatte eine Position und ein Image zu wahren. Die einzige Position, die die innere Emerald wahren wollte, war die, bei der Max tief in ihr drinsteckte und sie fickte, bis sie stöhnend zum Höhepunkt kam.
    Die innere Emerald war ihr Geheimnis, das sie gut hütete. Sie war eine vorübergehende Verirrung, die so schnell wieder verschwinden würde, wie sie gekommen war. Sie musste. Emerald mochte den Schauer der Erregung genießen, gefährlich nah am Abgrund zu leben, doch danach war in ihrem Kopf immer eine Stimme, die Rechenschaft verlangte. Eine Stimme, die sie schrill beschuldigte, wie ihr leiblicher Vater zu sein, der proletenhafte Maler, der ihre Mutter verführt hatte, ein gewöhnlicher Niemand, getrieben allein von sexuellen Begierden. Emerald hätte diese Stimme am liebsten zum Verstummen gebracht. Sie war nicht so. Sie war das, wozu sie erzogen worden war, die Tochter eines Herzogs, eine Aristokratin, die über den Regeln stand, die das Leben gewöhnlicher Menschen bestimmten, und nicht ein Niemand, der diesen Regeln unterstand.
    Emerald verachtete Menschen, die sich der Angst beugten, schwache und verletzliche Menschen. Sie würde niemals zulassen, dass die grausame Wahrheit, die Alessandros Mutter ihr enthüllt hatte, ihr Angst einjagte. Mit jeder Faser ihres Seins und mit aller Entschlossenheit würde sie dafür kämpfen, weiterhin Lady Emerald Devenish zu sein und als solche anerkannt zu werden. Niemand durfte ihr das jemals streitig machen. Nichts bedeutete ihr mehr. Nicht einmal ihr Begehren für Max.
    Emerald lächelte in sich hinein. Sie hatte ein leicht verächtliches Achselzucken und ein wehmütig abschätziges Lachen perfektioniert, mit dem sie denen, die es womöglich nicht wussten, erklärte, dass sie nicht nur die Tochter eines Herzogs war, sondern durch Heirat auch eine Prinzessin – »obwohl ich den Titel nicht benutze. Europäische Titel kommen einem doch lächerlich vulgär und ein wenig übertrieben vor.«
    Manchmal war sie trotzdem versucht, den Titel zu benutzen, wenn auch nur, um Alessandros Mutter zu erzürnen und sie und die junge Frau, die Alessandro inzwischen geheiratet hatte, daran zu erinnern, dass seine zweite Ehe kinderlos geblieben war, während sie Alessandros Sohn großzog. Was sie daran erinnerte, dass sie Bailey bitten musste, ihr einige Abzüge von den Fotos zu geben, die er von ihr und Robbie für Vogue gemacht hatte, damit sie sie mit einer aufmerksamen kleinen Nachricht, sie wolle ihr doch die Gelegenheit geben, zu sehen, wie prächtig ihr Enkelsohn heranwuchs, an Alessandros Mutter schicken konnte.
    Gott sei Dank fingen die Schulferien bald an, und sie konnte Robbie den größten Teil des Sommers zu ihrer Mutter abschieben. Dachte ihre Mutter je darüber nach, dass Emerald – obwohl Amber andere mit so viel Liebe verwöhnt hatte – die Einzige war, die ihr ein Enkelkind geschenkt hatte? Sie sah auf ihre Uhr. Sie wollte nach Hause, es konnte ja sein, dass Max angerufen hatte. Sie war am Abend zu einer Dinnerparty eingeladen, doch wenn er nicht angerufen hatte, würde

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