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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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zufrieden einen triumphierenden Seufzer aus.
    Natürlich konnte die Vorstellung, Max nehme sie in Besitz, sie nicht besonders lange befriedigen. In Emeralds Augen hatten gute Verbindungen nur dann einen Sinn, wenn man sie auch nutzte. Und so wusste sie am nächsten Tag zur Mittagszeit praktisch alles über Max Preston, was es zu wissen gab. Dem zufolge, was öffentlich über ihn im Umlauf war, war er ein Ganove, ein ehemaliger Unterweltschläger, der sich zum Unternehmer gemausert hatte und heute bei einigen sehr lukrativen Geschäften die Hand im Spiel hatte. Irgendwann war er von der Gesellschaft akzeptiert worden. Wie es schien, war er ein Mann von unglaublicher sexueller Könnerschaft und gewaltigem Stehvermögen, den sein Charisma und sein Charme in die Betten einer langen Reihe von gesellschaftlich hochrangigen Frauen geführt hatten. Er hatte ein Faible für verheiratete Frauen, die auch verheiratet bleiben wollten, und für intensive sexuelle Verhältnisse, die in Windeseile ausbrannten und immer von ihm beendet wurden. Emerald war das Gerücht zu Ohren gekommen, die fotografische Sammlung seiner Eroberungen würde jedem Sittenrichter die Schamesröte ins Gesicht treiben, und er habe keine Skrupel, sich zu nehmen, was er wollte – im Bett wie auch außerhalb.
    Alles, was sie über ihn in Erfahrung gebracht hatte, hatte ihren Appetit auf ihn noch gesteigert. Es war schick, die alten Regeln und Tabus zu brechen und die alten sozialen Schranken zu missachten. In Londons führenden Nachtclubs drängten sich großspurige junge Männer mit Cockney-Akzent und sexuellem Machismo, die ungeniert an Damen der Gesellschaft vorbeistolzierten, deren Ehegatten glaubten, Sex in der Ehe diene allein dem Zweck, einen Erben hervorzubringen.
    London war absolut angesagt und die King’s Road wie ein privater, exklusiver Club für Eingeweihte. In der Luft hing reif und schwer der Geruch nach Sex und Jugend. Mädchen und Rockmusiker, die sich mit Amphetaminen aufputschten – die einen, um dünn zu bleiben, die anderen, um sich wach zu halten –, stürzten sich in den durch die Drogen gesteigerten sexuellen Appetit wie Enten ins Wasser. Und Männer wie Max sahen zu und lächelten ihr Krokodilslächeln und warteten auf die Chance zuzuschnappen.
    Er benutzte Frauen, und manche sagten, er missbrauche sie auch, und so hatte Emerald ihn, obwohl er ihr Interesse erregt hatte, anfangs als potenziellen Liebhaber ausgeschlossen und sich ihn, unter Mühe zwar, aber doch aus dem Kopf geschlagen. Schließlich gab es genug andere, weitaus würdigere Bewerber um ihre Gunst.
    Am Morgen hatte sie einen Termin bei dem Quacksalber in der Harley Street gehabt, der ihr – und vermutlich halb London – die Amphetamin-»Diät«-Pillen verordnete, die dafür sorgten, dass sie schlank blieb wie eine Achtzehnjährige, und dann war sie auf ein spätes flüssiges Mittagessen in einen beliebten, exklusiven Pub in der Sloane Street gegangen, und dort hatte sie Max wiedergesehen. Er stand an der Bar.
    Sie tat, als hätte sie ihn nicht bemerkt, setzte sich in eine Ecke und kehrte ihm den Rücken zu, was ungewöhnlich war für sie, denn normalerweise suchte sie nicht die Anonymität. Sie zündete sich eine Zigarette an, und wieder zitterte ihre Hand, was sie auf die Diätpillen zurückführte. Sie trank ein Glas Wein und schob das Steak, das sie zwar bestellt, auf das sie eigentlich aber keinen rechten Appetit hatte, auf dem Teller hin und her. Auf keinen Fall wollte sie der Versuchung nachgeben und sich umdrehen, um zu schauen, ob er noch an der Bar war.
    Sie hatte gerade den praktisch unberührten Teller von sich geschoben, da trat er an ihren Tisch, zog einen Stuhl heraus und setzte sich ihr gegenüber.
    »Ich sehe nicht gern, wenn gutes Essen weggeworfen wird«, sagte er und verzehrte ohne ein weiteres Wort das von ihr verschmähte Mittagessen.
    Sie hätte aufstehen und gehen können. Schließlich hatte niemand sie gezwungen zu bleiben. Doch sie war geblieben, Hitze durchflutete ihren Körper, während sie ihm beim Essen zusah, unfähig, den Blick von seinen Händen und seinem Mund zu lösen. Irgendwo, irgendwann hatte er gelernt, anständig zu essen, selbst wenn sie seine völlige Konzentration auf das Essen weder verstand noch mochte. Doch Mögen hatte nichts mit den Gefühlen zu tun, die Max in ihr auslöste. Als er das Steak aufgegessen hatte, war der teure französische Slip mit Lochstickerei, den sie trug, durchweicht von der Erregung, die in

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